München Boeing 737 Classic Addon für X-Plane 10 / Es gibt erste Zeichen außerordentlicher Professionalität / Die Software reibt sich den Schlaf aus den Augen Der Flugsimulator X-Plane des amerikanischen „Bachelor of Aerospace Engineering“ und Programmierers Austin Meyer hat mittlerweile seine zehnte Auflage erreicht und sich gehörig nach vorne entwickelt (siehe auch Artikel „X- Plane […]

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Boeing 737 Classic Addon für X-Plane 10 / Es gibt erste Zeichen außerordentlicher Professionalität / Die Software reibt sich den Schlaf aus den Augen

Der Flugsimulator X-Plane des amerikanischen „Bachelor of Aerospace Engineering“ und Programmierers Austin Meyer hat mittlerweile seine zehnte Auflage erreicht und sich gehörig nach vorne entwickelt (siehe auch Artikel „X- Plane 10 is lining up for take off“). Seit einigen Tagen werden die frisch gepressten DVDs an die Vorbesteller versendet. Zwar kämpft das Programmierteam um Ben Supnik noch mit einigen Fehlern im Simulator (Bugs), und auch die Performance scheint noch nicht auf dem gewünschten Stand zu sein, doch in den einschlägigen Blogs der Entwickler gewinnt man den Eindruck, dass die Köpfe zur Lösung der Probleme rauchen. – Insbesondere daran, dass  sehr selten Informationen gepostet werden, was nach eigenen Aussagen eben der Fokussierung auf die Vollendung des X- Plane 10 geschuldet ist.

Die Addongemeinde in X-Plane

Mindestens genauso spannend ist jedoch die Frage, wie sich die Addons für das neue Programm entwickeln. Denn auch wenn X-Plane 10 bereits „werkseitig“ mit ein paar gut gemachten Flugzeugen aufwartet und auch die Szenerie und insbesondere das Wettermodell Maßstäbe setzen wird, sind doch bei einem Flugsimulator die Addons das Salz in der Suppe. Dazu sollte man wissen, dass die X-Plane Gemeinde traditionell eher aus „Bastlern“ und „do-it-yourself“-Freunden  besteht. Es gibt unzählige Fahrzeuge, Flugzeuge und Hubschrauber für den X-Plane, viele davon sogar kostenlos. Dass es sich jedoch dabei eher um schlichtere Modelle handelt, die lange nicht an das herankommen, was zum Beispiel einige Addons für den Microsoft Flightsimulator bieten, zeigt die angesprochene Heimwerker-Mentalität deutlich – frei nach dem Motto „hauptsache, es sieht aus wie eine Boeing 737 und lässt sich im Simulator fliegen“. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren detaillierte 3D-Cockpits eher die absolute Ausnahme. Manche Flugzeuge haben auch heute noch generell keines. Und auch die Texturen im Inneren und außen werden gerne als „Frame-Rate-freundlich“ bezeichnet – was nichts anderes bedeutet als dass sie eher schmucklos daherkommen. Wahrlich, wer Microsoft Flight Simulator Addons gewohnt ist, wird sich zunächst schwertun, die Flugzeuge in X-Plane liebzugewinnen. Wobei man an dieser Stelle trotzdem positiv erwähnen sollte, dass sich von der Systemtiefe der Flugzeuge bei X- Plane – auch den optisch eher schlichten – manches kostenpflichtige Addon für den Microsoft Flightsimulator noch eine Scheibe abschneiden kann.

Licht am Horizont

Jedoch tut sich was im X-Plane Universum, und bereits seit dem X-Plane 9 kann man die obigen Aussagen nicht mehr guten Gewissens einfach so stehen lassen. Es gibt sie nämlich auch für Austin Meyers Flugsimulator, die „Profis“. Addon-Hersteller, die sich über Gebühr in ein Szenerieaddon stürzen  oder ein sehr detailliertes Flugzeug entwickeln (mehr dazu auch in den nächsten Artikeln).

International X-Plane Engineering Group und die 737 Classic

Ein Team, das sich dabei derzeit ganz besonders hervortut, ist das scheinbar recht junge Projekt IXEG (www.ixeg.net/blog; Achtung: englischsprachige Seite). Es ist der Zusammenschluss von fünf aus der X-Plane Szene bereits bekannten und trotzdem unter dem Namen IXEG unbekannten Addon-Entwicklern, die sich zum Ziel gesetzt haben, eine Boeing 737 Classic zu entwickeln. Unbekannt sind sie deswegen, weil sie ihre Namen und Gesichter nicht verraten und nur an ihren Ergebnissen gemessen werden wollen. Und die sehen den Beschreibungen zufolge und dem Bild- und Videomaterial nach zu urteilen durchaus bahnbrechend aus. Zumindest für den X-Plane. Zwar beschreitet die Gruppe mit sehr realistisch wirkenden 3D-Cockpits und hochauflösenden Texturen sowie sehr natürlich wirkenden Licht- und Schatteneffekten (X-Plane 10 sei Dank) kein Neuland in der Flugsimulator-Szene. Und auch eine Detailverliebtheit, die so weit gehen soll, dass die Avionik im Cockpit die Umgebungsluft aufheizt und offene Türen (wohl auch abhängig von der Außentemperatur) die Kabine wieder abkühlt (www.ixeg.net/blog/item/3-air-conditioning-system), kennt man schon von pmdg’s neuestem Wurf, der Boeing 737 NG (www.precisionmanuals.com/pages/product/ngx.html) für den Microsoft Flightsimulator X. Doch in der X-Plane Szene dürfte das Vorhaben durchaus der vielbesagte Quantensprung werden, sofern das Projekt zu Ende geführt wird. „International X-Plane Engineering Group“ lässt bereits von der Namensgebung der Entwickler und auch den eigenen Aussagen nach darauf schließen, dass es sich hier um ein technisch sehr hochwertiges und detailverliebtes Projekt handeln wird. Den Angaben zufolge handelt es sich bei den Programmierern um Luftfahrtingenieure und Piloten. Ob damit auch Boeing-Piloten gemeint sind, bleibt jedoch ungewiss.

Verbesserte Systemtiefe

Was detailliert für die fünf Entwickler bedeutet, kann man unter anderem an folgender Aussage erkennen: „Man drückt einen Knopf im Cockpit und ein Licht sollte aufleuchten, was es auch macht, wenn der Knopf gedrückt wird. Nennt man das Systemsimulation? Nicht für uns! Dieses Licht, das da aufleuchten sollte, braucht Strom, damit es leuchten kann. Und wenn gerade kein Strom am Lämpchen anliegt, wird das Lämpchen auch nicht leuchten (können). Wenn das Lämpchen durchgebrannt ist, wird das Lämpchen auch nicht leuchten. Ist der Schalter, der das Lämpchen betätigt, kaputt, wird es ebenfalls nicht leuchten. Sind die Verkabelung oder das System zwischen Schalter und Licht kaputt, dann wird das Lämpchen nicht leuchten. Werden wir die Systeme so detailliert simulieren? Nicht ganz so detailliert, aber auch nicht weit weg davon. Und wir können diesen Detailgrad zukünftig implementieren, wenn uns der Sinn danach steht. Wir werden es wahrscheinlich nicht machen, weil es den Piloten nicht in dieser Detailtiefe betrifft, aber Systeme auf diese Weise zu modellieren ermöglicht uns, sie viel einfacher zu programmieren und das zu einem Detailgrad, den wir dafür festlegen.“ (frei übersetzt von www.ixeg.net/blog/item/6-what-is-system-simulation) – Man darf also durchaus gespannt sein, was das fertige Produkt bieten wird.

Peter Wolff