Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC verzeichnet sehr positive Ergebnisse. Dennoch müsse man sich der Frage stellen, wie lange der Standort Österreich finanzierbar bleibt, wie CEO Robert Machtlinger AERO INTERNATIONAL-Mitarbeiter Kurt Hofmann erklärt.

Aero: In diesem Jahr feiert FACC ihr 35-jähriges Bestehen. Wie groß ist der Konzern aufgestellt?

Robert Machtlinger: Wir machen weltweit Geschäfte mit jedem Flugzeug- oder Triebwerkhersteller. Unsere FACC-Produkte, ob Flugzeugstrukturen, Innenausstattungen oder Verbundwerkstoffe für Triebwerkprodukte, werden in jedem Verkehrsflugzeug und in vielen Geschäftsreiseflugzeugen verwendet. Für FACC sind die Hauptkunden Airbus, Boeing, Bombardier, Comac, Embraer, Pratt & Whitney und Rolls Royce. Bereits 2023 ist FACC um über 20 Prozent gewachsen, im ersten Halbjahr 2024 betrug das Umsatzwachstum zirka 24 Prozent. Es wurde in den ersten sechs Monaten des Jahres ein Konzernumsatz von 438 Millionen Euro erzielt.

FACC hat heute 13 Standorte weltweit, inklusive Österreich. Der Standort in Kroatien ist im Vergleich ein sehr neues Projekt …

Der Ausbau unseres Werkes in Kroatien ist seit Juni abgeschlossen. Das FACC Werk 6 in Kroatien ist 2022 in Betrieb genommen worden, 2023 fand der Spatenstich für den Ausbau statt, um die Kapazität im Werk 6 zu verdreifachen. In Kroatien werden in den nächsten zwei Jahren die Fertigungsstunden auf eine Millionen Produktivstunden erhöht. Optimierte Abläufe, höhere Effizienz, geringe Lohnstückkosten: In Kroatien erzielen wir pro direkter Fertigungsstunde einen Einsparungseffekt von zirka 20 US-Dollar im Vergleich zu anderen Standorten.

Robert Machtlinger, Chief Executive Officer von FACC.
Robert Machtlinger, Chief Executive Officer von FACC. Bild: FACC

Für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der FACC-Gruppe ist der neue Standort in Kroatien eine wesentliche Säule unserer Strategie. FACC plant mit Kostenvorteilen von zirka 20 Millionen Euro pro Jahr, bei einer Million Fertigungsstunden. Derzeit sind 300 Mitarbeiter vor Ort beschäftigt, in den kommenden zwei Jahren wird die Belegschaft auf 750 bis 800 Mitarbeitende aufgestockt. Im FACC Werk 6 werden wir großteils Innenausstattungen produzieren.

Ist das Problem hoher Arbeitskosten in Österreich bei der Politik angekommen?

Angekommen ist es, ob das wirkt, ist eine andere Sache. Wir sind mit unseren Standorten in Österreich generell sehr zufrieden, unsere Belegschaft ist hoch qualifiziert, effizient und flexibel. Aufgrund der überdurchschnittlich stark gestiegenen Lohnstückkosten in Mitteleuropa in den letzten Jahren haben wir derzeit im internationalen Vergleich signifikante Nachteile. Der Bogen spannt sich über hohe Energiekosten, eine enorme Bürokratie, aber auch die Unausgeglichenheit Europas bezüglich der wichtigen Klimapolitik und Industriestandort-Strategie ist ein Thema. Da sind die USA, Kanada, China und Indien anders aufgestellt. Wir stehen zum Klimaschutz. Er ist wichtig, und wir bieten Lösungen und Innovationen an, um den Transformationsprozess voranzutreiben. Aber es muss die Balance gewahrt bleiben, zudem ist Technologieoffenheit ein wichtiger Faktor.

Kann FACC Österreich als Innovationsstandort halten?

Mit unserer Entwicklung, Forschung und Innovationen sind wir in Österreich sehr gut aufgestellt. In der Fertigung arbeiten wir effizient und mit hoher Qualität. Die Frage ist, wie ein Standort für die Fertigung von Produkten nachhaltig wirtschaftlich bleibt. Neben der normalen Effizienzsteigerung werden wir über Digitalisierung, Automatisierung und Effizienzmaßnahmen in allen FACC-Bereichen Kosten senken, um den Fertigungsstandort Österreich konkurrenzfähig zu halten.