Todesflug Rio-Paris: Prozess gegen Airbus und Air France geht los
Mitten im Atlantik sterben 2009 bei einem Flugzeugabsturz 228 Menschen. 13 Jahre später sitzen die Airline Air France und Hersteller Airbus im Prozess um den Todesflug Rio-Paris auf der Anklagebank. Welche Verantwortung hatten sie an dem Unglück? Paris (dpa) – Nur wenige Minuten dauert es, als am Pfingstmontag 2009 eine Air-France-Maschine auf dem Weg von […]
Paris (dpa) – Nur wenige Minuten dauert es, als am Pfingstmontag 2009 eine Air-France-Maschine auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris mehr als Tausend Meter in die Tiefe stürzt und 228 Menschen im Atlantik in den Tod reißt. Es folgte ein jahrelanges juristisches Tauziehen um die Aufklärung des Unglücks. Ab Montag müssen sich die Airline und Flugzeugbauer Airbus nun in Paris vor Gericht verantworten. Der Vorwurf gegen sie: fahrlässige Tötung.
Für die Hinterbliebenen ist das Verfahren ein wichtiger Schritt bei der Suche nach den Verantwortlichen für den tödlichen Unfall. 2019 hatten Ermittlungsrichter ein beantragtes Verfahren zunächst abgewiesen. Ein Berufungsgericht entschied dann anders und schickte Airbus und Air France auf die Anklagebank. Beide Firmen hatten Verantwortung für den Absturz zurückgewiesen.
Die Air-France-Maschine war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio in die französische Hauptstadt von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus vom Typ A330 stürzte in den Atlantik. Lange war die Ursache unklar. Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4000 Metern Tiefe geborgen. Unter den Opfern des Unglücksflugs AF447 waren auch 28 Deutsche.
Im Prozess dürfte nun unter anderem die Frage im Raum stehen, ob die Piloten für die Extremsituation ausreichend geschult worden waren. In einem Expertengutachten hieß es 2012, die Crew sei mit der Lage überfordert gewesen, nachdem die für die Geschwindigkeitsmessung genutzten Pitot-Sonden vereist waren. Eigentlich sei die Situation beherrschbar gewesen.
Die Daten der Flugschreiber ergaben, dass die Piloten vor allem auf Warnungen über einen Strömungsabriss an den Tragflächen – im englischen Fliegerjargon «stall» genannt – falsch reagiert hatten. Dies ließ den Jet schnell an Höhe verlieren und schließlich abstürzen. Die Überzieh-Warnung schwieg zwischendurch jedoch anders als zu erwarten, sobald eine bestimmte Geschwindigkeit unterschritten wurde – als das Flugzeug also längst nicht mehr flog, sondern nur noch durchsackte.
2019 kamen Untersuchungsrichter dann zu dem Schluss, der Unfall sei auf eine Kombination von Elementen zurückzuführen, die noch nie vorgekommen sei. Sie stellten das Verfahren ein. Die Staatsanwaltschaft ging dagegen vor und das Berufungsgericht ordnete letztlich den Prozess gegen die Unternehmen Airbus und Air France an. Für den Opferverband «Entraide & Solidarité AF447» war allein die Entscheidung zum Prozess ein erster Sieg.
Um die Entschädigung der Hinterbliebenen wird es in dem neunwöchigen Verfahren nicht gehen. Viele der Betroffenen kamen über diese bereits vor langer Zeit mit Air France und Versicherern überein. Zwar herrscht Stillschweigen über die genauen Beträge, nach Angaben von Betroffenen ging es aber nur um absolut bescheidene Summen.
Airbus und Air France drohen im Prozess eine Geldstrafe von 225 000 Euro. Das Verfahren soll bis zum 8. Dezember laufen.
dpa rbo xx a3 wea