Streik auf der Langstrecke: Lufthansa kann vielfältig reagieren
Streiks treffen die Lufthansa längst nicht mehr unvorbereitet. Trotz der mittlerweile fünften Arbeitsniederlegung der Piloten in diesem Jahr stehen die Chancen der Passagiere, am Dienstag doch noch ans Ziel zu kommen, gar nicht so schlecht. Frankfurt/Main (dpa) – Die Lufthansa-Piloten zielen mit ihrer fünften Streikwelle auf die Verbindungen der Lufthansa über ihr wichtigstes Drehkreuz Frankfurt […]
Streiks treffen die Lufthansa längst nicht mehr unvorbereitet. Trotz der mittlerweile fünften Arbeitsniederlegung der Piloten in diesem Jahr stehen die Chancen der Passagiere, am Dienstag doch noch ans Ziel zu kommen, gar nicht so schlecht.
Frankfurt/Main (dpa) – Die Lufthansa-Piloten zielen mit ihrer fünften Streikwelle auf die Verbindungen der Lufthansa über ihr wichtigstes Drehkreuz Frankfurt in alle Welt. Die Interkontinentalverbindungen bilden das organisatorische und wirtschaftliche Rückgrat der größten Airline Europas mit ihrem globalen Netzwerk. Der Streik im Zentrum macht es für die Fluggesellschaft kompliziert, auf die Flugabsagen zu reagieren. Aber letztlich gibt es auch mehr Möglichkeiten, die Passagiere doch noch ans Ziel zu bringen. Wichtige Fragen und Antworten:
Wir funktioniert das Lufthansa-System?
Die Lufthansa war lange Zeit ein klassischer Netzwerk-Carrier, der seine Verbindungen über ein zentrales Drehkreuz (engl.: Hub) organisierte. Von diesem Mittelpunkt gehen die langen Interkontinentalflüge raus und kommen dort auch wieder rein. Eine ganze Reihe kleinerer Jets bringt Fluggäste an das Drehkreuz und holt sie dort auch wieder ab. Es ist durchaus üblich, dass in einem Lufthansa-Jet beispielsweise nach Los Angeles Passagiere aus 30 oder mehr Zulieferflügen sitzen. Wegen fehlender Kapazitäten in Frankfurt hat Lufthansa den Flughafen München zum zweiten Interkont-Hub ausgebaut. Dazu kamen nach der Übernahme der Gesellschaften Swiss und Austrian deren Heimatflughäfen Zürich und Wien, so dass der Lufthansa-Konzern inzwischen über ein «Multi-Hub-System» in Mitteleuropa verfügt. Auch in Düsseldorf starten Langstreckenjets.
Wie viele Flüge sind von den erneuten Streiks betroffen?
Laut VC werden die Langstreckenflüge ab Frankfurt mit den Flugzeugtypen Boeing 747 sowie Airbus A380, A340 und A330 bestreikt. In der angekündigten Zeit zwischen 09.00 und 17.00 Uhr stehen rund 40 Verbindungen im Flugplan. Die genaue Zahl der Ausfälle stand aber zunächst nicht fest, weil zumindest ein Teil der Flüge von Management-Piloten oder Freiwilligen abgewickelt werden soll. Weitere Ausfälle sind wegen der gestörten Umläufe unvermeidbar. So kann ein Flieger, der mittags nicht aus Frankfurt rausgeht, auch nicht an seinem Zielort erneut Fluggäste aufnehmen.
Wie kann die Lufthansa reagieren?
Neben dem bereits genannten Einsatz von Ersatzpiloten kann sie Flüge verschieben und zudem die Fluggäste auf andere Verbindungen umbuchen. Vor allem nach Nordamerika, aber auch nach Asien gibt es vielfältige Alternativen mit anderen Gesellschaften, die teilweise mit Lufthansa in der «Star Alliance» verbunden sind. Passagiere werden im Falle eines Streiks aber auch auf andere Airlines umgebucht. Vor allem soll vermieden werden, dass Passagiere nach Frankfurt kommen, die hier sicher ihren Interkontinentalflug verpassen würden. Sie werden auch über ganz andere Flughäfen geleitet.
Wie bereitet sich der Flughafen Frankfurt vor?
Die Betreibergesellschaft Fraport ist darauf eingestellt, dass Umsteiger am Flughafen «stranden», die kein Visum für das europäische Schengen-Gebiet besitzen. Sie müssten im Transitbereich des Terminals übernachten, wofür Feldbetten zur Verfügung stehen. Auch die Versorgung mit Getränken und Essen ist laut Fraport gesichert. Bei der letzten Streikwelle in München hat es laut Lufthansa keinen einzigen Terminal-Übernachter gegeben.
Gibt es eine Annäherung zwischen den Tarifparteien?
Definitiv nein. Die mittlerweile fünfte Streikwelle der VC ist zwar nicht länger als der Streik am Mittwoch in München, zielt aber auf die ökonomisch wichtigsten Flüge der Lufthansa. Im Schnitt sind pro Überseeflug rund 350 Passagiere betroffen. Auf der anderen Seite zeigt Lufthansa-Chef Carsten Spohr Härte: Ein neues Angebot gibt es nicht, sondern nur öffentliche «Konkretisierungen» der bereits von der VC abgelehnten Offerte. Lösungen müssen aber am Verhandlungstisch gefunden werden. Stattdessen verschärft sich die Tonlage.
Schaden die Streiks der Lufthansa?
Sicher. Am Montag stand die Aktien des Unternehmens mit am DAX-Ende. Schon der dreitägige Streik im April hat die Lufthansa rund 60 Millionen Euro gekostet, die weiteren kleineren Wellen führen ebenfalls zu Millionenschäden. «Die Streiks der Piloten setzen der Lufthansa stark zu», meinte der Händler Andreas Lipkow vom Brokerhaus Kliegel & Hafner. Der Analyst Jürgen Pieper von der Privatbank Metzler hält die Forderungen der Piloten zwar für überzogen. Allerdings habe die Lufthansa selbst auch zu viele Probleme gleichzeitig aufgemacht.