Für die Flugzeughersteller geht es seit Jahren bergauf. Der Luftverkehr zeigt stetige Wachstumsraten. Sparsamere, leisere und umweltfreundlichere Flugzeuge sind die Renner – Airbus will mit seiner neuen A350 Maßstäbe setzen. Berlin (dpa) – Freies Feld für Airbus: Erstmals stellt der europäische Flugzeugbauer sein Langstreckenflugzeug A350 in Deutschland auf der Luftfahrtmesse ILA kommende Woche in Berlin […]

Für die Flugzeughersteller geht es seit Jahren bergauf. Der Luftverkehr zeigt stetige Wachstumsraten. Sparsamere, leisere und umweltfreundlichere Flugzeuge sind die Renner – Airbus will mit seiner neuen A350 Maßstäbe setzen.

Berlin (dpa) – Freies Feld für Airbus: Erstmals stellt der europäische Flugzeugbauer sein Langstreckenflugzeug A350 in Deutschland auf der Luftfahrtmesse ILA kommende Woche in Berlin vor. Das Konkurrenzmodell des Erzrivalen Boeing, der 787 «Dreamliner», fehlt dagegen. Die beiden Flugzeugbaugiganten liefern sich seit Jahrzehnten ein heftiges Duell um die Spitzenposition einer Branche, die sich immer wieder neu aufstellen muss und technologischer Taktgeber ist – mit entsprechend gewaltigen Investitionen.

Airbus will mit seinem neu entwickelten High-Tech-Flieger auftrumpfen, der dem Hersteller zufolge gegenüber herkömmlichen Langstreckenjets um 25 Prozent sparsamer und zudem leichter, komfortabler und emissionsärmer ist. Ende des Jahres werden die ersten Jets an die arabische Qatar Airways ausgeliefert.

Boeing hat zwar drei Jahre Vorsprung mit dem «Dreamliner», doch der US-Hersteller musste für seine Neukonstruktion heftig Lehrgeld zahlen. Eine Pannenserie legte die 787 zeitweise lahm. Profiteur war Airbus, mehr als 800 Bestellungen liegen aktuell bereits für die A350 vor. Auch Boeing hat gut gefüllte Auftragsbücher, mehr als 1000 Orders allein für die 787.

Die Nachfrage nach spritsparenden, langstreckentauglichen Maschinen unterhalb der Jumbo-Klasse ist groß. Denn Fluggesellschaften können damit mehr Ziele zu vertretbaren Kosten direkt ansteuern. Das freut nicht nur die Passagiere, die sich das Umsteigen und Warten sparen.

Auch die Airlines profitieren, denn sie können die Flieger flexibler einsetzen als einen Riesenjet wie Boeings Jumbo 747 oder Airbus‘ doppelstöckigen A380. Diese ganz großen Maschinen mit 400 und mehr Sitzplätzen lassen sich nur auf wenigen Strecken voll auslasten. Zudem sind sie durch ihre vier statt zwei Triebwerke teurer im Unterhalt und durstiger.

«Es wird weiterhin einen Markt für die 747 oder den A380 geben, aber er ist klein», sagte selbst der «Vater des Jumbos», der 93-Jährige ehemalige Boeing-Ingenieur Joe Sutter, als er auf einem Empfang der Lufthansa in New York nach der Zukunft seines Babys gefragt wurde. Der Trend gehe zu Großraumfliegern mit zwei Triebwerken. «Diese Maschinen werden den Großteil des Bedarfs abdecken.»

Dazu gehören Boeings 777, der 787 «Dreamliner» oder auch Airbus‘ A350. Vor diesem Hintergrund hat der europäische Hersteller den Verkauf des mit vier Triebwerken betriebenen und gerade einmal zwei Jahrzehnte jungen Großraumjets A340 unlängst eingestellt. Ersatz ist die A350.

Für Airbus ist das neue Flugzeug überlebenswichtig. Zusammen mit der A320-Familie von Mittelstreckenjets soll die neue Flugzeugreihe der große Umsatzbringer werden, wie Airbus-Beschaffungschef Klaus Richter in Berlin betonte. Den norddeutschen Airbus-Standorten in Hamburg, Stade und Bremen mit insgesamt 18 000 Mitarbeitern komme eine Schlüsselstellung bei Entwicklung und bei der Fertigung des A350 zu, der in Toulouse endmontiert wird, erklärt der Hersteller.

«Unsere Werke in Deutschland und Europa sind über die nächsten acht Jahre ausgelastet – welche Industrie kann das von sich behaupten?», hob Bernhard Gerwert, Präsident vom Branchenverband BDLI und Chef der Rüstungs- und Raumfahrtssparte der Airbus Group, bei seinem Ausblick hervor. Dank der weltweit großen Nachfrage nach Flugzeugen – insbesondere der asiatischen Airlines – werde es für die deutsche Luftfahrtindustrie auch 2014 aufwärtsgehen.

Im vergangenen Jahr fuhr die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie einen Rekordumsatz von fast 31 Milliarden Euro ein, wobei hierzulande 70 Prozent auf die zivile Luftfahrt entfällt, vor allem auf Airbus und die Zulieferer.

Ganz anders sieht es für den Militärbereich aus. «Die 2013er-Zahlen dürfen über die kritischen Zukunftsaussichten des militärischen Bereichs nicht hinwegtäuschen», so Gerwert. Dort schlagen die Einsparungen in den Wehretats durch. Zwei Drittel der befragten BDLI-Mitglieder sehen denn auch die Perspektiven im militärischen Bereich kritisch bis negativ.

Für die Airbus Group hat Konzernchef Tom Enders einen durchgreifenden Umbau verordnet. Vor allem das schwächelnde Rüstungsgeschäft soll wettbewerbsfähiger werden. Dazu will das Unternehmen bis 2016 rund 5800 Arbeitsplätze streichen, mehr als 2000 davon an den deutschen Standorten. Umso wichtiger ist der Erfolg des neuen Vorzeigefliegers A350, von dem auch in Deutschland Tausende Arbeitsplätze abhängen.