Bundesregierung plant neue Raumfahrtstrategie
Es geht um Erdbeobachtung vor dem Hintergrund des Klimawandels. Oder auch darum, Weltraumschrott zu vermeiden und zu entfernen – und um eine kommerzielle Nutzung. Das sind Schwerpunkte des Plans, mit dem Deutschland für die Raumfahrt der Zukunft fit gemacht werden soll. Berlin (dpa) – Die Bundesregierung will mit einer neuen Strategie der zunehmenden Bedeutung der […]
Berlin (dpa) – Die Bundesregierung will mit einer neuen Strategie der zunehmenden Bedeutung der Raumfahrt Rechnung tragen und Deutschlands Rolle stärken. Im kommenden Jahr solle eine neue Strategie vorgelegt werden, sagte die Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann, am Donnerstag in Berlin.
In einem Papier des Wirtschaftsministeriums heißt es, seit der Verabschiedung der deutschen Raumfahrtstrategie 2010 habe sich die Raumfahrt stark verändert. Die wirtschaftliche, gesellschaftliche und strategische Bedeutung von Daten und Dienstleistungen aus dem All sei für Deutschland bereits heute enorm, werde aber in den kommenden Jahren noch einmal deutlich ansteigen.
Bei der Strategie geht es auch um «New Space», eine zunehmende Kommerzialisierung der Raumfahrt. Ein Konsortium namens «German Offshore Spaceport Alliance», zu dem etwa das Raumfahrt- und Technologieunternehmen OHB gehört, plant eine schwimmende Startplattform in der Nordsee. Konkret geht es um ein Spezialschiff mit Startrampe. Von dort aus sollen kleine Trägerraketen, sogenannte Microlaunchers, ins All starten. Diese sollen kleine Satelliten transportieren. Heimathafen für den «Spaceport» soll Bremerhaven werden. Heimathafen heißt, dass das Schiff von Bremerhaven aus dann jeweils starten soll.
Christmann sagte, die ersten Starts der Microlaunchers seien ihres Wissens 2023 geplant, aber nicht aus der Nordsee. Der Raumfahrtexperte des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Matthias Wachter, sagte der dpa, Europa habe aktuell keine Kapazitäten, um Satelliten kurzfristig von EU-Kontinentaleuropa zu starten. «Wir müssen diese Fähigkeit schnellstmöglich aufbauen, um bei einem Ausfall handlungsfähig zu bleiben. Dabei bieten sich kommerzielle Lösungen wie Microlauncher und die geplante Startplattform in der Nordsee an, weil sei bereits in der Entwicklung sind. Ziel des Plattform-Konsortiums ist es, erste Starts ab 2023 zu ermöglichen.» Die Gespräche mit der Bundesregierung zwecks Genehmigung verliefen konstruktiv.
Eine Sprecherin des Ministeriums ergänzte, die Bundesregierung entscheide nicht darüber, wo einzelne Unternehmen eventuell Starts durchführten. Aktuell seien in Europa mögliche Startplätze in Großbritannien, Norwegen und Schweden weit fortgeschritten. «Pläne für die Nordsee stehen im Vergleich dazu noch eher am Anfang mit vielen offenen Fragen zu Bedarf und Machbarkeit. Mit Blick auf einen kommerziellen Startplatz in der Nordsee sind wir mit dem Industriekonsortium der German Offshore Spaceport Alliance, die eigenständig an einer Machbarkeitsstudie arbeiten, im Austausch.»
Bei dem Konsortium hieß es auf Anfrage, «wir arbeiten weiterhin an einer startklaren Startplattform im Jahr 2023, und wir sind auch weiterhin zuversichtlich, dass wir das realisieren». Dass die deutschen Microlauncher-Start-ups sich für ihre jeweiligen Erststarts mit Spaceports ins Benehmen setzten, deren Infrastruktur bereits stehe, spreche dem in keiner Weise entgegen.
Zu Schwerpunkten der neuen Raumfahrtstrategie soll laut dem Papier des Ministeriums vor dem Hintergrund des Klimawandels zum Beispiel auch die Erdbeobachtung gehören. Mit Erdbeobachtungssatelliten ließen sich Veränderungen der Landoberfläche, der Meere und der Atmosphäre erkennen, um damit wichtige Erkenntnisse zum Verständnis des Systems Erde zu gewinnen. Weiter gehe es auch darum, Weltraumschrott zu vermeiden und zu entfernen.
dpa hoe yydd z2 sl