Reiselust trotz Trump: Trends beim USA-Urlaub Von Philipp Laage, dpa
Donald Trump ist nicht die beste Werbung für Urlaub in den USA. Doch den Deutschen hat der US-Präsident die Reiselust nicht genommen. In manchen Nationalparks werden die Besuchermassen langsam zum Problem. Anaheim (dpa/tmn) – Waldbrände und Hurrikans. Das Aus von Air Berlin mit seinen Langstreckenflügen. Dazu Präsident Donald Trump, der hierzulande nicht das beste Image […]
Donald Trump ist nicht die beste Werbung für Urlaub in den USA. Doch den Deutschen hat der US-Präsident die Reiselust nicht genommen. In manchen Nationalparks werden die Besuchermassen langsam zum Problem.
Anaheim (dpa/tmn) – Waldbrände und Hurrikans. Das Aus von Air Berlin mit seinen Langstreckenflügen. Dazu Präsident Donald Trump, der hierzulande nicht das beste Image hat: In den vergangenen zwei Jahren gab es einige Gründe dafür, eine USA-Reise eher zu verschieben – oder vielleicht sogar ganz davon abzusehen. Doch in diesem Jahr reisen die Deutschen wieder gerne ins Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten. Die deutschen Reiseveranstalter sind zufrieden, wie sich auf der Tourismusmesse IPW in Anaheim bei Los Angeles zeigte.
Bei den großen Veranstaltern wie Tui, DER Touristik mit Dertour, Meiers Weltreisen und ADAC Reisen sowie FTI liegen die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr im Plus – ebenso bei Nordamerika-Spezialisten wie Canusa und America Unlimited. Das spricht für eine Erholung. Im vergangenen Jahr hatten viele Veranstalter von rückläufigen Buchungen berichtet, auch wegen der Naturkatastrophen.
Von einem negativen Trump-Effekt auf USA-Reisen ist keine Rede mehr. «Trump ist kein Thema», sagt Canusa-Chef Tilo Krause-Dünow, der auch Vorstandsmitglied im deutschen Visit USA Committee (VUSA) ist. «Die Leute haben sich möglicherweise an die Art der Politik hier gewöhnt.» Philipp Detmer, Nordamerika-Verantwortlicher bei DER Touristik, erklärt: «Der US-Dollar-Kurs hat einen stärkeren und langfristigeren Einfluss auf die Reiseentscheidung als die US-Politik.» Glaubt man den Veranstaltern, spielt Trump für die Reiseentscheidung der Deutschen also derzeit keine Rolle.
Allerdings sorgt sich die U.S. Travel Association durchaus weiterhin um das Image der USA als Reiseland. Präsident Roger Dow betonte auf dem IPW mit Blick auf die Prioritäten der derzeitigen US-Regierung: «Es ist wichtig, die bösen Leute draußen zu halten. Aber es ist noch viel wichtiger, all die guten Leute aus der ganzen Welt dazu zu bringen, in die USA zu kommen.» Man versucht, Trump klarzumachen, welche bedeutende Rolle der Tourismus für die Wirtschaft der USA spielt. Befürchtungen nach strengeren Einreisevorschriften auch für deutsche Urlauber haben sich nicht bewahrheitet – wobei die teils sehr langen Wartezeiten bei der Einreise an den Flughäfen immer noch ein Ärgernis sind.
Insgesamt zählten die USA im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Besucher aus Deutschland – 2015 waren es mit 2,29 Millionen aber noch mehr. In diesem Jahr zeigt der Trend wieder nach oben. Gefragt sind die Klassiker: New York, der Westen, Florida. Aber auch Nischenziele wie Hawaii und Alaska laufen gut. Der Trend geht noch stärker zu individuellen Touren im Mietwagen oder Camper.
Besonders große Schwankungen beim Wechselkurs gab es in den vergangenen zwölf Monaten nicht. Schon länger bewegt sich der Gegenwert eines Euros unter der Marke von 1,20 US-Dollar. Aktuell bekommen Urlauber für einen Euro etwa 1,12 Dollar. Damit bleiben die USA ein relativ teures Reiseland für deutsche Gäste.
Die Vereinigten Staaten sind dennoch das beliebteste Fernreiseziel. Und in den Weiten des Landes verteilen sich die Urlauber gut. In Europa wird das Thema Overtourism heiß diskutiert. In Reisezielen wie Venedig, Amsterdam und Mallorca klagen Einwohner über die Besuchermassen. In den USA hat man von solchen Reaktionen auf Touristen noch nichts gehört.
Es gebe das Overtourism-Phänomen zwar in gewissen Regionen zu bestimmten Zeiten, zum Beispiel in beliebten Nationalparks, sagt Fabio Negro von FTI. «Aber es verteilt sich immer noch recht gut.» Krause-Dünow sieht das ähnlich: «In der Form, wie wir über Overtourism in Europa sprechen, da sind wir in den USA weit von entfernt.» Es gebe als Alternative zu den ausgewiesenen Highlights immer andere, unbekannte Reiserouten, die genauso spannend seien.
Nichtsdestotrotz werden die bekannten Nationalparks der USA auch in diesem Jahr wieder ein Nadelöhr für USA-Rundreisen sein. Die Veranstalter raten Wohnmobil-Urlaubern dazu, Campingplätze möglichst früh zu reservieren. Und Hotels in Nationalparks können schon auf Monate im Voraus ausgebucht sein.
Vorerst gibt es laut den Veranstaltern keine Pläne, die Besucherzahlen etwa durch Reservierungssysteme zu begrenzen. «Es ist lange darüber diskutiert worden, aber die Konzepte, die vorlagen, waren nicht praktikabel», berichtet Krause-Dünow. Irgendeine Maßnahme, die Touristenströme besser zu steuern, werde aber noch kommen. Eine Möglichkeit sind Shuttlebusse für Gäste im Nationalpark, um Schlangen von Autos zu vermeiden. So wird es zum Beispiel im Zion National Park in Utah gemacht.
Darüber hinaus lassen sich zwei Trends beobachten. Zum einen entdecken Urlauber aus Deutschland innerhalb einer beliebten Destination mehr Facetten – vor allem in New York. «Die Leute werden mutiger», sagt Robin Brückner von Tui Deutschland. Das beobachtet auch Timo Kohlenberg, Chef von America Unlimited: «Vor kurzem war Manhattan noch das Nonplusultra. Jetzt kommen Harlem und Queens, und Brooklyn läuft schon seit Jahren.» Und etwa in Hawaii schauten sich Reisende zunehmend auch die kleinen Inseln an.
Zum anderen beobachtet Kohlenberg, dass viele Urlauber immer mehr in kürzerer Zeit sehen wollen. Daher werde über Inlandsflüge mehr als früher kombiniert: New York mit den Südstaaten, der Westen mit Hawaii und so weiter. «Das hat stark zugenommen.»
Auch Kombinationen aus den USA und Kanada nehmen zu, wie Krause-Dünow sagt. Urlauber fliegen zum Beispiel nach Vancouver und fahren dann hinunter nach Washington State in die USA und zurück. «Die Kunden sind flexibler geworden und reisen grenzüberschreitend.»
Überhaupt Kanada: Das Land liegt bei fast allen Veranstaltern seit drei, vier Jahren kräftig im Plus. Begünstigt wird das durch einen relativ guten Wechselkurs zwischen Euro und kanadischem Dollar. Möglich ist auch ein gewisser Anti-Trump-Effekt, ein Ausweichen auf den Nachbarn der USA aus politischen Gründen.
Wer Kanada bereisen möchte, sollte seine Route allerdings besonders frühzeitig planen. «Das Land war auf den Touristenboom nicht vorbereitet», sagt Kohlenberg. Es kämen nicht nur mehr Besucher aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Doch die Infrastruktur ist begrenzt, das Hotelangebot in den Nationalparks überschaubar – entsprechend steigen die Preise in der Hochsaison im Sommer. «Ganz oft müssen Urlauber ihre Reise verschieben.»