Flugzeugabsturz mit 110 Toten schockt Kuba
Ein Knall, ein Feuerball, dicke Rauchschwaden – mit großer Wucht zerschellt eine Passagiermaschine neben dem Flughafen von Havanna. Von Flug DMJ 0972 bleiben nur Trümmer zwischen hohem Gras und Palmen. Der Vorfall stürzt die Karibikinsel in tiefe Trauer. Havanna (dpa) – Ein Flugzeugabsturz mit 110 Toten hat am Wochenende die Karibikinsel Kuba erschüttert. Die Passagiermaschine […]
Ein Knall, ein Feuerball, dicke Rauchschwaden – mit großer Wucht zerschellt eine Passagiermaschine neben dem Flughafen von Havanna. Von Flug DMJ 0972 bleiben nur Trümmer zwischen hohem Gras und Palmen. Der Vorfall stürzt die Karibikinsel in tiefe Trauer.
Havanna (dpa) – Ein Flugzeugabsturz mit 110 Toten hat am Wochenende die Karibikinsel Kuba erschüttert. Die Passagiermaschine zerschellte am Freitagmittag kurz nach dem Start am internationalen Flughafen José Martí in Havanna auf einem Feld. Drei Frauen überlebten das Unglück schwer verletzt. Zu den Ursachen des Absturzes schwieg die Regierung des sozialistischen Staats zu Beginn der Woche zunächst. Ermittler stellten einen von zwei Flugschreibern sicher. Indes wurden Vorwürfe wegen des Zustands der fast 40 Jahre alten Boeing 737-200 laut.
Ein Ex-Pilot warf dem Eigner der Maschine, der mexikanischen Fluggesellschaft Damojh, vor, das Flugzeug sei nicht gut gewartet worden. Er habe bereits im Jahr 2013 die schlechte Instandhaltung bei Damojh den zuständigen Behörden gemeldet, berichtete Pilot Marco Aurelio Hernández Carmona am Sonntag in mexikanischen Medien.
Er hat eigenen Angaben zufolge von 2005 bis 2013 bei der Fluggesellschaft gearbeitet. In dieser Zeit habe es immer wieder Probleme gegeben, beispielsweise mit überhitzten Motoren, Übergewicht bei Flügen und überarbeiteten Piloten. Zudem habe es Korrosion an den Flügeln der Maschinen und Ausfälle des Radars gegeben.
Die Flugzeuge hätten die Prüfungen zum Zustand immer bestanden, teilte hingegen Andrés Cortés von Damojh der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Untersuchungen seien in jedem Jahr durchgeführt worden, sagte Cortés. Zu den konkreten Vorwürfen des Piloten äußerte er sich zunächst aber nicht.
Die zivile Luftfahrtbehörde Mexikos erklärte, dass die Geschäftsabläufe von Damojh nun überprüft werden sollen. Dabei werde auch die Instandhaltung der Flugzeuge überprüft, erklärte die Behörde in einer Mitteilung.
Von den 113 Menschen an Bord waren 102 kubanische Staatsbürger, zwei kamen aus Argentinien, zwei lebten auf Kuba, kamen ursprünglich aus Afrika. Die sechs Mitglieder der Besatzung stammten wie eine weitere Passagierin aus Mexiko. 67 Menschen an Bord von Flug DMJ 0972 stammten laut der Parteizeitung «Granma» aus Holguín. Die Stadt im Osten der Insel war das Ziel des Flugs.
Bis Sonntagabend seien 33 Tote identifiziert worden, berichtete das kubanische Portal «Cubadebate». Zwei der Toten, eine 29-Jährige und ihre siebenjährige Tochter, wurden am Sonntag für ihre Beisetzung nach Holguín gebracht. Retter konnten vier Menschen lebend aus den Trümmern bergen, ein Mann starb jedoch kurz nach Ankunft im Krankenhaus. Die drei überlebenden Frauen befanden sich nach Angaben des Leiters der Klinik, Carlos Alberto Martínez Blanco, weiterhin in Lebensgefahr.
Ermittler fanden am Samstag einen Flugschreiber der Maschine. Die Blackbox sei in einem guten Zustand, sagte Kubas Verkehrsminister Adel Yzquierdo im Staatsfernsehen. Experten arbeiteten intensiv an der Absturzstelle, um auch den zweiten Flugschreiber zu finden.
Die abgestürzte Maschine gehörte zwar der mexikanischen Fluggesellschaft, sie wurde jedoch von der staatlichen kubanischen Gesellschaft Cubana gemietet und betrieben. Die Fluggesellschaft Damojh wurde 1990 in Mexiko gegründet, zur Flotte zählten laut mexikanischem Verkehrsministerium lediglich drei Flugzeuge.
Die Maschine des Unglücksfluges war fast 39 Jahre alt, wie es auf der Internetseite «Planespotters.net» heißt. Während dieser Zeit gehörte sie verschiedenen Fluggesellschaften, im Besitz von Damojh war das Flugzeug nach Angaben der Website seit 2017. Die Airline Cubana hat die Maschine demnach erst seit wenigen Tagen betrieben.
Zahlreiche Regierungs- und Staatschefs sprachen Kuba nach dem Unglück ihr Beileid aus. Darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. «Mit großer Betroffenheit» habe er von der Katastrophe gelesen, schrieb Steinmeier dem Präsidenten der Republik Kuba, Miguel Díaz-Canel, am Samstag. Auf der Karibikinsel galt das Wochenende über Staatstrauer, die Flaggen waren auf Halbmast gesetzt.