Altes Inventar der insolventen Fluglinie Air Berlin kommt unter den Hammer. Bieter treiben die Preise für kultverdächtige Servierwagen und Schoko-Herzen seit Tagen in die Höhe. Aber nicht jeder zieht mit. Essen/Berlin (dpa) – Alte Servierwagen, ausrangierte Sitzreihen, Flugzeugmodelle oder Schokoherzen – Marcus Engler streift in Essen durch eine Lagerhalle und begutachtet ehemaliges Inventar der insolventen […]

Altes Inventar der insolventen Fluglinie Air Berlin kommt unter den Hammer. Bieter treiben die Preise für kultverdächtige Servierwagen und Schoko-Herzen seit Tagen in die Höhe. Aber nicht jeder zieht mit.

Essen/Berlin (dpa) – Alte Servierwagen, ausrangierte Sitzreihen, Flugzeugmodelle oder Schokoherzen – Marcus Engler streift in Essen durch eine Lagerhalle und begutachtet ehemaliges Inventar der insolventen Fluglinie Air Berlin. «In einem Jahr wollen wir eine Air-Berlin-Revival-Party machen», erzählt der Mitarbeiter einer Imbisskette aus dem Ruhrgebiet. Sein Team bietet deshalb nun online auf passende Accessoires – mit dem Budget von 10 000 Euro könnte es aber knapp werden: «Es scheint ja wohl so, dass der Kultfaktor höher ist, als der tatsächliche Verkaufswert.»

Unter den Hammer gebracht hat das Hamburger Auktionshaus Wilhelm Dechow die offenbar heiß begehrten Memorabilien der Fluglinie. Am Donnerstag konnten Interessierte massenweise Überreste der Airline in Essen in Augenschein nehmen. Die Versteigerung läuft seit Montag – nach Angaben des Auktionshauses wurden bisher über 10 000 Gebote abgegeben. «Es hat keine Sekunden gedauert, bis die ersten Gebote eingetrudelt sind», sagt Geschäftsführer Jan Bröker. «Seitdem sind die Preise mächtig in die Höhe gegangen.» Das kann die Air-Berlin-Gläubiger freuen: Der Erlös fließt in die Insolvenzmasse. Wie hoch er sein könnte, will Bröker nicht einmal schätzen.

Die Erinnerungsstücke kommen teilweise bereits auf horrende Summen: Viele Flugzeugtrolleys standen am Donnerstag bei weit über 1000 Euro, zwei Kilogramm der roten Schoko-Herzen – mit Mindesthaltbarkeitsdatum Juli 2018 – kamen auf mehr als 300 Euro. «Jeder möchte offenbar ein Stück Air Berlin für sich ersteigern», meint Bröker.

Interessiert ist auch Wolfgang Swienty – der ehemalige Lufthansa-Mechaniker hat im Keller eine Sammlung von Gläsern verschiedener Airlines stehen. Die hohen Gebote schrecken den 69-Jährigen aber ab: «Ich kauf doch nicht ’n Trolley für 1800 Euro – hab‘ ich ’n Schuss?»

Ähnlich geht es auch Bieter Wolfgang Hütges aus Gladbeck: Zu gern hätte der 58-Jährige einen der roten Servierwagen für sein altes «bahamabeiges» Wohnmobil. Seine Schmerzgrenze liegt jedoch bei 200 Euro. Damit dürfte er chancenlos sein. Viele seiner Bekannten böten mit, erzählt Hütges. «Ich nehme an, das geht am Ende richtig ab.» Die Auktion endet am 1. Februar.

Nachdem die hoch verschuldete Fluglinie im August vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet hatte, stellte Air Berlin am 27. Oktober den Flugbetrieb ein. Neben Berlin war der Düsseldorfer Flughafen eines der wichtigsten Drehkreuze der Airline gewesen.