Sanierungsexperte Flöther – Jurist überwacht die Air-Berlin-Rettung
Berlin (dpa) – Jetzt also Air Berlin: Die zweitgrößte deutsche Fluglinie ist für den erfahrenen Sanierungsexperten Lucas Flöther der neue große Fall. Das zuständige Amtsgericht in Berlin bestellte den 43-Jährigen zum vorläufigen Sachwalter, nur wenige Stunden nach Eintreffen des Insolvenzantrages. Der Jurist aus Halle soll die Rettungsbemühungen überwachen und die Interessen der Gläubiger vertreten. Bundesweit […]
Berlin (dpa) – Jetzt also Air Berlin: Die zweitgrößte deutsche Fluglinie ist für den erfahrenen Sanierungsexperten Lucas Flöther der neue große Fall. Das zuständige Amtsgericht in Berlin bestellte den 43-Jährigen zum vorläufigen Sachwalter, nur wenige Stunden nach Eintreffen des Insolvenzantrages. Der Jurist aus Halle soll die Rettungsbemühungen überwachen und die Interessen der Gläubiger vertreten. Bundesweit bekannt wurde Flöther vor mehr als zehn Jahren. 2006 wurde er zum Insolvenzverwalter bei der taumelnden Wohnungsbaugesellschaft Leipzig-West AG bestellt. Mehr als 40 000 Anleger waren von der Pleite betroffen.
Auch beim insolventen Billigdiscounter Mäc-Geiz und bei der Pleite des Solarmodulherstellers Sovello aus Bitterfeld-Wolfen übernahm der Jurist die Zügel. Zuletzt wurde er bei der Insolvenz des Leipziger Internet-Riesen Unister (u.a. Portale fluege.de und ab-in-den-urlaub.de) und zwei Mal binnen drei Jahren beim existenzbedrohten Fahrradhersteller Mifa in Sangerhausen bestellt. Der gebürtige Leipziger gehört zu den meist beschäftigten Verwaltern deutschlandweit. Die «Wirtschaftswoche» listet ihn in einem aktuellen Ranking auf Platz zwei mit 52 Verfahren im Jahr 2016.
Flöther stemmt die Verfahren nicht allein, vielmehr stärkt ihn «eine kleine Armee», wie er selbst sagt. «Bei uns im Büro arbeiten mehr als 100 Mitarbeiter.» Hinzu käme eine große Zahl externer Unterstützer, wie Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Anwälte. Doch wie wird entschieden, welcher Verwalter mit der Rettung oder Abwicklung insolventer Unternehmen betraut wird? «Klassischerweise gibt es eine Vorauswahlliste, die jedes Gericht führt», sagt Daniel Bergner, Geschäftsführer des Verbands Insolvenzverwalter Deutschlands (VID). «Gerade große Gerichte haben relativ lange Listen. In Berlin sind es um die 160 Namen.»
Es sei Sache der Richter, wen sie im Einzelfall für geeignet halten. Für größere Fälle kämen oft nur größere Kanzleien in Frage. Flöther führt eine solche, hat mehrere Standorte in Deutschland. «Es gibt Kollegen, die arbeiten regional bei wenigen Gerichten und andere Kollegen, die bundesweit arbeiten. Das ist ein bisschen wie Fußball-Bundesliga, und dann gibt es eben noch zweite und dritte Liga», beschreibt es VID-Chef Bergner.
Bei Air Berlin wurde Flöther zum vorläufigen Sachwalter bestellt, weil das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung läuft. Das bedeutet, das Management behält zunächst die Zügel in der Hand. In solchen Fällen können auch die Gläubiger eine Empfehlung an das Gericht ausgeben, wer die Rettungsversuche überwachen soll, sagt Bergner.