Vor mehr als sieben Jahre stürzte die polnische Präsidentenmaschine in Smolensk ab. Wegen des Streits um die Nicht-Exhumierung der Leichen wird nun EU-Ratspräsident Tusk als Zeuge vorgeladen. Warschau (dpa) – EU-Ratspräsident Donald Tusk ist von der polnischen Landesstaatsanwaltschaft als Zeuge zur Vernehmung vorgeladen worden. Als Termin sei der 3. August festgelegt worden, teilte die Justizbehörde […]

Vor mehr als sieben Jahre stürzte die polnische Präsidentenmaschine in Smolensk ab. Wegen des Streits um die Nicht-Exhumierung der Leichen wird nun EU-Ratspräsident Tusk als Zeuge vorgeladen.

Warschau (dpa) – EU-Ratspräsident Donald Tusk ist von der polnischen Landesstaatsanwaltschaft als Zeuge zur Vernehmung vorgeladen worden. Als Termin sei der 3. August festgelegt worden, teilte die Justizbehörde mit Sitz in Warschau am Donnerstag mit. In dem Verfahren geht es um den Flugzeugabsturz von Smolensk vom 10. April 2010, bei dem neben dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski zahlreiche ranghohe Vertreter aus Politik und Gesellschaft umkamen. Tusk war zu dieser Zeit in Polen Ministerpräsident für die liberalkonservative Bürgerplattform (PO).

Die Staatsanwaltschaft wirft den damals Verantwortlichen vor, keine sofortige Exhumierung der aus dem russischen Smolensk nach Polen transportierten Leichen angeordnet zu haben. Tusks Anwalt Roman Giertych sagte der Agentur PAP, sein Klient werde zu der Vernehmung eintreffen, falls es nicht zu «unvorhergesehenen Umständen» komme.

Der verunglückte Präsident war der Zwillingsbruder von Jaroslaw Kaczynski, dem heutigen Vorsitzenden der alleinregierenden nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Im November hatte in Polen eine umstrittene Exhumierung der bereits beerdigten Absturzopfer begonnen, bei der in einigen Särgen nach Medienberichten fremde Leichenteile gefunden wurden.

Die PiS-Regierung will mit den Untersuchungen auch ihre Theorie untermauern, dass der Flugzeugabsturz ein Anschlag war. Nach einer Umfrage der Zeitung «Rzeczpospolita» vom April glauben 51,4 Prozent der befragten Polen an einen Unfall und 14,2 Prozent an einen Anschlag. Die übrigen gaben an, es sei schwer zu entscheiden, welche Version der Wahrheit entspricht.