71 Menschen sind tot – darunter fast die ganze Profimannschaft von AF Chapecoense. Weil das Charterflugzeug, das sie zu einem Finalhinspiel nach Kolumbien bringen sollte, zu wenig Kerosin hatte. Eine an dem Unglücksabend wichtige Person verteidigt sich nun – sie wird bedroht. Medellín (dpa) – Nach dem Flugzeugabsturz in Kolumbien mit 71 Todesopfern hat die am […]

71 Menschen sind tot – darunter fast die ganze Profimannschaft von AF Chapecoense. Weil das Charterflugzeug, das sie zu einem Finalhinspiel nach Kolumbien bringen sollte, zu wenig Kerosin hatte. Eine an dem Unglücksabend wichtige Person verteidigt sich nun – sie wird bedroht.

Medellín (dpa) – Nach dem Flugzeugabsturz in Kolumbien mit 71 Todesopfern hat die am Unglücksabend zuständige Fluglotsin eigene Fehler zurückgewiesen. Sie habe das Menschenmögliche getan, um das Leben der Insassen zu retten, erklärte die Frau in einem Brief, aus dem kolumbianische Medien zitierten. Die Maschine war nach bisherigen Erkenntnissen wegen Treibstoffmangels abgestürzt, zunächst war aber einem anderen Flugzeug die Landeerlaubnis erteilt worden. Die Mannschaft des brasilianischen Clubs Chapecoense war auf dem Weg zum Finalhinspiel um den Südamerika-Cup gegen Atlético Nacional Medellín.

Nach der Überführung der Leichen ist für diesen Samstag eine große Trauerfeier im Stadion des Fußballclubs geplant. Wie der Club mitteilte, werden die Leichen mit drei Flugzeugen von Medellín nach Brasilien geflogen und sollen am frühen Samstagmorgen in Chapecó im Bundesstaat Santa Catarina eintreffen. Vom Flughafen sollen die Särge zur Arena Condá gebracht werden, wo rund 19 000 Zuschauer auf den Rängen der Trauerfeier beiwohnen können. Auf dem Rasen sei für 2000 Menschen Platz, dieser sei den Familien und Angehörigen der getöteten Spieler, Trainer und Betreuer vorbehalten.

Die bolivianische Regierung entzog der in dem Land registrierten Charterfluggesellschaft LaMia mit sofortiger Wirkung die Lizenz. Zudem wurde die Spitze der nationalen Luftfahrtbehörde für die Zeit der Ermittlungen freigestellt. Die Maschine vom Typ Avro RJ85 war am Montagabend beim Landeanflug auf Medellín verunglückt. Sechs Insassen überlebten. Die Maschine war von Chapecoense gechartert worden.

Nach der Anreise aus Brasilien startete der Unglücksflug vom bolivianischen Santa Cruz Richtung Medellín. Es wird spekuliert, ob der Miteigentümer, der als Pilot mit an Bord war, aus Spargründen auf einen Tankstopp verzichtet haben könnte. «LaMia 2933 hat einen Totalausfall, Totalausfall der Elektronik, ohne Treibstoff», hatte der Pilot wenige Minuten, bevor das Flugzeug vom Radar verschwand, gemeldet. «Leider waren meine Anstrengungen vergeblich», sagte die Lotsin, die an dem Tag am Flughafen der Stadt Medellín im Dienst war.

Die Frau beklagte, nach den von Medien veröffentlichten Aufnahmen des Funkverkehrs zwischen dem Piloten und ihr Drohungen erhalten zu haben. «Leider habe ich erreicht, dass unwissende und berufsfremde Personen, die die Prozeduren nicht kennen, meine physische Integrität und meine persönliche Ruhe bedrohen», heißt es in dem Text. Der Vorsitzende der Fluglotsenvereinigung, Carlos Llanos, habe die Echtheit der Erklärung bestätigt, berichtete der Sender CNN Español.

Da der Pilot zunächst nur eine Priorität bei der Erteilung der Landeerlaubnis gemeldet hatte, aber keinen Notfall, war zunächst einem anderen Flugzeug die Landegenehmigung erteilt worden. Es soll ebenfalls Probleme gemeldet haben. Dadurch musste das Flugzeug mit der Fußballmannschaft an Bord in eine Warteschleife – rund 15 Kilometer vom Flughafen entfernt stürzte es an einem Berg ab. Da es keine Explosion gab, hatten die Behörden frühzeitig auf Treibstoffmangel als wahrscheinliche Absturzursache hingewiesen.

Nach einem Bericht der bolivianischen Zeitung «El Deber» war der Flugplan viel zu eng – demnach wurde die Flugzeit mit 4:22 Stunden berechnet, für diese Zeit reichten auch die Treibstoffvorräte – normalerweise muss aber ein Puffer eingeplant werden, falls auf einen anderen Flughafen ausgewichen werden muss. Daher muss sich auch die bolivianische Luftfahrtbehörde auf unangenehme Fragen einstellen: Der Flugplan wurde im Vorfeld am Flughafen in Santa Cruz abgenommen.