Die Luftfracht macht den Transport der verschiedensten Güter über Kontinente hinweg möglich. In der Vorweihnachtszeit muss es besonders schnell gehen, auch bei DB Schenker am Frankfurt Airport.

Drago hechelt in der großen Luftfrachthalle am Frankfurt Airport von einer Kiste zur nächsten. Gerade zum Jahresende brummt hier die Fracht – viel zu tun, nicht nur für den trainierten Spürhund. «Vor Weihnachten versuchen die Firmen, noch möglichst viel Ware in den Verkauf zu bekommen», erklärt der Chef des Umschlagbetriebs bei DB Schenker, Nouri Boulahrouz. «Dafür werden Bauteile für die Automobilbranche verschickt, aber auch viele elektronische Geräte wie Laptops und Handys.» Als weltweit agierender Logistikkonzern wickelt das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn viele Warentransporte auch abseits der Schiene ab.

DB Schenker: Frankfurt Airport im Herzen Europas

Täglich werden etwa 450 Tonnen in der 15.700 Quadratmeter großen Schenker-Halle umgeschlagen. Zur Spitzenzeit vor Weihnachten sind es bis zu 800 Tonnen. Der Standort in Frankfurt ist laut Boulahrouz sinnvoll: «Wir sind hier am größten deutschen Flughafen, gleichzeitig in der Mitte Europas und an einem wichtigen Autobahnkreuz.»

Doch selbst der Logistikriese Schenker ist am größten deutschen Frachtdrehkreuz nur einer von vielen Dienstleistern. Am Standort werden am Tag rund 5300 Tonnen umgeschlagen, wie der Flughafenbetreiber Fraport berichtet. Kurz vor Weihnachten steigt das Umschlagsvolumen auf etwa 6000 Tonnen. Etwa 40 Prozent der Güter kommen als Beiladung in Passagierflugzeugen mit. Die übrige Ware wird in Vollfrachtern um die Erde geflogen. Im Schnitt landen täglich 66 dieser meist fensterlosen Frachtmaschinen in Frankfurt.

DB Schenker: einer von Vielen am Frankfurt Airport

Ob im Vollfrachter oder als Zuladung – die Ware muss sorgfältig und ausgeglichen verteilt sein, um die Kapazitäten bestmöglich zu nutzen. Dafür werden die Pakete auf großen Paletten je nach Größe und Gewicht austariert. «Tetris für Fortgeschrittene» nennen das die Fachkräfte bei Schenker im Spaß. Gebogene Metallstangen dienen ihnen als Hilfe, um die Paketstapel an die Form des jeweiligen Flugzeugs anzupassen. «Es kommt auf jeden Zentimenter an», sagt Tetris-Profi Thomas Wietzorek. Wenn alles passt, wird die Ware mit Folien und Netzen gesichert.

Neben der Noch-Bahntochter Schenker haben rund 250 Speditionen, Fracht-Airlines und andere Dienstleister ihren Sitz in den beiden sogenannten Cargo Cities am nördlichen und südlichen Rand des Flughafens. Dort arbeiten sie trotz des Nachtflugverbots rund um die Uhr. «Die Cargo Cities ermöglichen einen kurzen Austausch unter den Dienstleistern und haben auch beide einen direkten Zugang zum Vorfeld», sagt Dana Selin Kröll, Sprecherin für Cargo und Bodenverkehrsdienste bei Fraport.

Hundeführerin Jennifer Zimmermann von Awias Aviation Services lässt ihren Sprengstoffspürhund Drago in der Luftfrachthalle von DB Schenker in der Cargo City Süd des Frankfurter Flughafens in Transportboxen schnüffeln. Bild: Arne Dedert/dpa

Die direkte Anbindung und der schnelle Transfer sind wichtig, wie auch Boulahrouz weiß: «Alles, was jetzt hier steht, ist in wenigen Stunden schon wieder auf dem Weg nach China, Indien oder anderswohin.» Doch zunächst wird jedes Paket bei der Annahme geprüft. Gegebenenfalls werden die Kisten durch die 180 Zentimeter hohen und breiten Scanngeräte geschickt. Teils kommen auch Spürnasen wie Schäferhund Drago zum Einsatz.

Wenn eines der Tiere plötzlich ruhig vor einer Kiste sitzen bleibt, ist Vorsicht geboten: «Es ist ganz wichtig, dass Spürhunde bei einem möglichen Sprengstofffund nicht anfangen zu kramen oder zu kratzen», erklärt Hundeführerin Jennifer Zimmermann von Awias Aviation Services.

DB Schenker: Wie die Fracht zum Flugzeug kommt

In der Halle werden die geprüften Pakete nach den weltweit mehr als 100 Zielflughäfen sortiert. Übergroße Packstücke, teures Wertgut, Pharmazeutika und Gefahrgut wie Batterien werden separat zwischengelagert.

«Letztens haben wir 30 gepanzerte Limousinen für den G20-Gipfel verschickt», erzählt Boulahrouz. Die Fahrzeuge füllten ein gesamtes Cargo-Flugzeug. «Die Luftfracht eignet sich für alles, was schnell, geschützt und auf einem sicheren Weg über weite Strecken transportiert werden soll.»

Das schließt Tiere nicht aus. Am nördlichen Standort gibt es dafür die «Animal Lounge» der Lufthansa Cargo, wo lebende Tiere für den Transport vorbereitet oder empfangen werden – von Zierfischen über Pferde bis Elefanten.

Auch verderbliche Ware kann im nahe gelegenen «Perishable Center» gekühlt werden. Dabei handele es sich nicht nur um Lebensmittel, sagt die Fraport-Sprecherin. Auch Medikamente und Blumen können im Frischecenter zwischengelagert werden, ohne dass ihre Kühlkette unterbrochen wird. (dpa)