Thai Airways: Historie, Flotte und Zukunftspläne
Der thailändische Nationalcarrier lässt die harten, von massiven Sparmaßnahmen geprägten Coronajahre hinter sich und rüstet sich mit deutlich schlankeren Unternehmensstrukturen und neuen Flugzeugen. Ein Airline-Porträt!
Zuversichtlich wird im Land des Lächelns jetzt wieder nach vorn geschaut. Insbesondere der Nationalcarrier des südostasiatischen Königreichs, Thai Airways International (THAI), schüttelt die Last der Coronajahre mehr und mehr ab. Das seit mehr als vier Jahren laufende Sanierungsverfahren kann voraussichtlich noch Ende 2024 verlassen werden. Denn inzwischen stimmen bei dem über viele Jahre defizitär arbeitenden Konzern auch wieder die Zahlen.
Musste im Bilanzjahr 2022 noch ein Verlust hingenommen werden, stand 2023 unterm Strich wieder ein Plus: umgerechnet rund 720 Millionen Euro bei einem Umsatz von 4,2 Milliarden Euro. „Das war bereits deutlich höher als ursprünglich geplant“, betont der Chief Executive Officer (CEO) der Fluggesellschaft, Chai Eamsiri. Und darauf ist er stolz, beweist es doch, dass alle eingeleiteten Maßnahmen zur Rettung der Traditionsairline greifen.
Treiber dieser durchweg positiven Entwicklung war nicht zuletzt die sukzessive Loslösung vom Hauptaktionär, dem thailändischen Staat. Bevor der Konzern im Mai 2020 beim zentralen Konkursgericht einen Antrag auf Einleitung des Sanierungsverfahrens gestellt hatte, forderte das Kabinett vom Finanzministerium, seinen Anteil an der Gesellschaft auf unter 50 Prozent zu senken. Fortan musste THAI nicht mehr als staatlicher Konzern agieren, war in der Unternehmensführung flexibel und konnte das Geschäft effektiv umgestalten. Organisatorische Umstrukturierungen, die Vereinheitlichung der Flotte und der Triebwerke, Kapitaleffizienz oder Kostensenkungen in den Bereichen Personal, Flugzeug- und Triebwerkswartung führten schließlich zum Erfolg.
THAI Airways ist endlich wieder profitabel
Folglich beweist das Star-Alliance-Gründungsmitglied auch im laufenden Geschäftsjahr Profitabilität. In den ersten zwei Quartalen erwirtschafteten THAI und ihre Tochtergesellschaften einen Gesamtumsatz in Höhe von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro – 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Trotz deutlich gestiegener Kosten, immerhin plus 27,3 Prozent, beträgt der operative Gewinn umgerechnet rund 440 Millionen Euro. Hilfreich war vor allem die Aufstockung der Flugfrequenzen nach China und auf weiteren nachfragestarken Routen wie nach Osaka, Hongkong, Singapur und Taipeh.
Doch auch andere strategische Entscheidungen haben sich inzwischen als lohnend erwiesen: So hatte THAI bereits Anfang Dezember 2023 eine neue Nonstopverbindung nach Istanbul gestartet und zudem die regionalen und inländischen Strecken von der Tochter Thai Smile übernommen, die inzwischen vollständig in der Thai Airways International aufgegangen ist. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wurde außerdem das Ziel Kochi, Indien, neu ins Programm gehoben, und zusätzlich wurden die Verbindungen nach Perth und Colombo sowie nach Mailand und Oslo wiederaufgenommen. Insgesamt bedient Thailands Stolz jetzt 59 Destinationen in 24 Ländern, darunter acht Ziele im Inland.
Darüber hinaus ging der Carrier eine Partnerschaft mit Kuwait Airways ein, um Codeshare-Dienste im Nahen Osten, Nordafrika und Europa anbieten zu können. Und weiterhin galt das Augenmerk der Optimierung der Flotte. Drei A350-900 und eine Boeing 787-9 stießen zum Unternehmen, zwei Ersatzflugzeuge – eine A340-600 und eine Boeing 777-200 – wurden verkauft. Somit sieht sich das Unternehmen gut gerüstet, um an der weltweiten Erholung der Luftfahrtindustrie partizipieren zu können.
Wie lange gibt es Thai Airways International schon?
Turbulente Zeiten hat der Traditionscarrier schließlich zu genüge erlebt. Dafür ist Thai Airways International einfach zu lange im Geschäft. Entstanden ist das Unternehmen 1951, und zwar auf sanften Druck des thailändischen Staates, der bis 1939 noch Siam hieß. Siamese Airways und die Pacific Overseas Airlines Siam (POAS) wurden zur Thai Airways Company verschmolzen. Der Newcomer setzte zunächst Douglas C-47, C-54 oder PBY-5A „Catalina“ ein, wollte allerdings schon bald darauf auch im Langstreckengeschäft durchstarten. Drei Lockheed Constellation wurden gekauft, doch dem Carrier fehlte das nötige Know-how. Pan Am leistete zunächst Unterstützung – die Kooperation stand jedoch unter keinem guten Stern. Die hohen Gewinne, die Thai Airways im Inlandsgeschäft erwirtschaften konnte, fraßen die internationalen Verbindungen im Handumdrehen wieder auf.
Erst mit dem Engagement der skandinavischen SAS sollte in Bangkok der Erfolg Einzug halten. Die Europäer hatten ihr Flugnetz bis Fernost gesponnen, wollten nun aber Zugang zu jenen lukrativen Märkten wie Singapur oder Hongkong, die von der einstigen Kolonialmacht Großbritannien nach wie vor gegenüber den Europäern abgeschirmt wurden, oder Saigon, über das Frankreich wachte. Ein Joint Venture mit Thai Airways, die über entsprechende Verkehrsrechte verfügte, war für die Skandinavier der Schlüssel.
Wann nahm Thai Airways die erste interkontinentale Verbindung auf?
Die Thailänder wiederum erhofften sich administrative wie technische Expertise, um das Langstreckengeschäft doch noch effizient und wirtschaftlich betreiben zu können. Im August 1959 machten SAS und Thai Airways Nägel mit Köpfen. Die Thai International war geboren und übernahm ausschließlich internationale Dienste. Thai Airways Company flog dagegen weiterhin inländisch, bediente im grenzüberschreitenden Verkehr maximal kurze regionale Routen. Zudem schickte SAS recht schnell dem Bedarf besser angepasste Douglas DC-6B nach Thailand und wenig später auch die ersten Jets: zunächst Convair CV-990 und weniger später dann Sud Aviation Caravelle. 1964/65 präsentierte Thai International endlich schwarze Zahlen. Die erste interkontinentale Verbindung wurde 1971 aufgenommen, das Ziel hieß Sydney.
Im Jahr darauf ging es erstmals nach Europa (Kopenhagen). Seit 1973 wird Frankfurt bedient. Ab Mitte der siebziger Jahre verkaufte SAS schließlich peu-à-peu ihre Anteile an der Thai International, die wiederum 1988 ihre Mutter Thai Airways übernahm. Und das fortan Thai Airways International heißende Unternehmen schrieb weiter Geschichte, hob im Mai 1997 beispielsweise zusammen mit Lufthansa, SAS, Air Canada und United Airlines die Star Alliance aus der Taufe. So ließ sich vortrefflich wachsen. 2012 stieß die erste A380 zum Unternehmen. Doch die Coronapandemie bedeutete schließlich das Aus der 500-Sitzer bei THAI. Weltweite Lockdowns zwangen die Verkehrsluftfahrt 2020/21 an den Boden. Und der Konzern befand sich eh schon in einer finanziellen Schieflage und musste handeln.
Mehr Fluggäste erwartet
Seit 2023 geht’s nun wieder aufwärts. Standen im vergangenen Jahr noch 70 Flugzeuge in der THAI-Flotte, verfügte der Konzern am 30. Juni dieses Jahres über insgesamt 77 aktive Maschinen, die in den ersten sechs Monaten des Jahres durchschnittlich 13 Stunden pro Tag in der Luft waren, also Geld verdienten. Das Angebot (Available Seat Kilometers, kurz ASK) hatte THAI zwischen Januar und Juni um 15,6 Prozent erhöht, während die Nachfrage (gemessen in Revenue Passenger Kilometers, also RPK) um 10,9 Prozent gestiegen ist. Die durchschnittliche Auslastung pendelte sich bei 78,1 Prozent ein, lag damit allerdings unter dem Vorjahreswert von 81,4 Prozent. Die Zahl der beförderten Passagiere belief sich auf 7,68 Millionen – ein Plus von 11,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Insgesamt blickt THAI zuversichtlich auf das Gesamtjahr 2024. Zumal die Tourismusdestination Thailand in diesem Jahr rund 35,5 Millionen Urlauber erwartet, was einem Anstieg von 25,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Fluggesellschaft wird unter anderem deshalb ihre Flotte im Spätherbst durch die Übernahme von zwei A330-300 ausbauen. Zusätzlich soll im vierten Quartal damit begonnen werden, die Kabinen der A320 mit Business-Class-Sitzen unter anderem mit Lieflat-Sitzen und einem drahtlosen IFE-System (In-Flight Entertainment) nachzurüsten.
Welche Flottenpläne hat Thai Airways?
THAI möchte darüber hinaus zwölf A321neo einflotten, das erste Flugzeug dieses Typs wird im vierten Quartal 2025 erwartet. „Sie wären ideal für die Bedienung von Wachstumsmärkten wie Indien oder China“, verrät der Konzernchef.
Außerdem schloss die Airline bereits Anfang des Jahres eine Vereinbarung mit dem Hersteller über die Festbestellung von 45 Boeing 787 für die Mittel- und Langstrecken plus einer Bestelloption für 35 weitere Maschinen. Die Auslieferungen sollen zwischen 2027 und 2033 beginnen, um Flugzeuge mit auslaufenden Leasingverträgen ersetzen und um die Flotte sukzessive erweitern zu können.
Einer Wiedereinflottung der ikonischen A380 erteilt Eamsiri jedoch eine Absage: „Da sehe ich momentan keine Chance.“ THAI hatte vor Corona sechs dieser Riesenairbusse in Betrieb und setzte eine A380 unter anderem regelmäßig nach Frankfurt ein. Doch „nach drei Jahren am Boden würde das einfach zu viel Geld kosten, diese Flugzeuge wieder fit zu machen“, so der CEO. Und aufs Geld wird nach wie vor mit Argusaugen geachtet.