Swiss: „In den Kundenservice muss weiter investiert werden“
Auf dem Erstflug nach Toronto hatte AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Thomas Strässle Gelegenheit, sich mit der neuen Kommerzchefin von Swiss, Heike Birlenbach, zu unterhalten.
AERO: Warum sitzen wir hier zusammen im Flugzeug auf dem Erstflug nach Toronto? Was bringt das neue Langstreckenziel der Swiss?
Heike Birlenbach: Der Nordatlantik ist für die Swiss und die gesamte Lufthansa-Gruppe sehr wichtig. Mit Toronto bietet Swiss dort jetzt insgesamt zehn Destinationen an. Diese sind sowohl aufgrund der wirtschaftlichen als auch der touristischen Nachfrage – und zwar in beide Richtungen – sehr bedeutsam.
Welche Kundengruppen werden angesprochen?
Die ersten Flüge sind gut gebucht. Dabei gibt es unter anderem einen großen Verkehrsstrom zwischen Indien und Kanada. Wie man schon heute vor allem in der Economy Class sehen konnte, stammen viele Gäste aus Indien. Sie sind mit uns von Delhi und Mumbai nach Zürich gekommen und dort umgestiegen. Aber auch die Nachfrage aus dem Heimatmarkt ist hoch. Rund ein Drittel der Fluggäste kommt aus der Schweiz. Insgesamt ist der Anteil an Leisure-Passagieren und Geschäftsreisenden ausgeglichen.
Schauen Sie sich noch weitere Langstreckenziele an?
Wir haben erst kürzlich auch die Verbindungen nach Washington und Seoul eröffnet. Drei neue Langstreckenziele innerhalb eines Jahres ist sehr viel.
Im Vergleich zum letzten Jahr hat Swiss ihre Kapazitäten gesamthaft gesehen um rund sieben Prozent erhöht, was ebenfalls ein hoher Wert ist. Dazu braucht es ja immer auch mehr Personal im Cockpit, in der Kabine, für die Wartung und am Boden. Jetzt gilt es erst einmal, die neuen Strecken profitabel zu fliegen und gegebenenfalls die Frequenzen zu erhöhen oder saisonal bediente Ziele das ganze Jahr über zu bedienen. Toronto beispielsweise fliegen wir vorerst fünfmal pro Woche und nur im Sommer an.
Wie sieht es mit Genf aus?
Da bleibt es vorläufig bei der einzigen Langstreckenverbindung nach New York-JFK. Wir schauen uns in Genf aber in seiner Gesamtheit noch einmal an, ob wir dort unsere Marktanteile erhöhen können, allerdings eher im Europa- als im Interkontinentalverkehr.
Airlines möchten den Passagieren den bestmöglichen Service und Komfort bieten. Wo hat Swiss noch Nachholbedarf?
Da gibt es verschiedene Bereiche. Weil das Hochfahren des operationellen Geschäfts nach der Pandemie nicht nur uns, sondern die ganze Branche vor große Herausforderungen stellte, führte das zu Beginn zu vielen Verspätungen und auch Flugausfällen. Bereits im letzten Jahr gehörten wir jedoch mit 98 Prozent Flugplanstabilität zu den zuverlässigsten Airlines Europas. Unser Fokus liegt weiterhin bei der Stabilität, aber auch bei der Pünktlichkeit und den Gepäckprozessen. Im ersten Quartal lagen wir bei der Pünktlichkeit schon im Zielkorridor. Der eigentliche Test kommt aber erst mit den Sommermonaten, denn da erhöht sich die Verkehrsdichte nochmals. Ferner investieren wir stark in den Kundenservice, sei es in das Personal oder in digitale Lösungen. Darüber hinaus wollen wir bis Ende Jahr die Bordverpflegung in der Economy Class unserer Langstreckenflüge signifikant verbessern.
Verraten Sie uns Details zur neuen Kabine der A350, die im nächstem Jahr eingeflottet wird?
Das erste der neuen Flugzeuge wird voraussichtlich im zweiten Quartal zu uns stoßen und in allen vier Reiseklassen über eine komplett neue Kabinenausstattung verfügen. Die First Class wird unseren Gästen geschlossene Suiten bieten. In der Business Class wird es mehrere Sitzvarianten geben, zum Beispiel Suiten, die ebenfalls mit einer Gleittür versehen sind, längere Sitze oder solche, die zu beiden Seiten mehr Privatsphäre bieten. Zudem erhalten die Fluggäste auf beiden Seiten ihres Sitzes Zugang zum Gang. Sie können außerdem ihren Sitz individuell heizen oder kühlen, je nach Wärme- und Kältetemperatur. Die Premium Economy kennen unsere Passagiere bereits von der Boeing 777 und A340. In der Economy sind neue Sitze mit größeren Bildschirmen in besserer Auflösung vorgesehen.
Wie viel kostet Swiss die Erneuerung der Kabine?
In den kommenden Jahren werden wir jährlich rund eine Milliarde Franken in neue Flugzeuge und die Kabinenausstattung investieren. Dies umfasst die Einflottung der fünf A350, weiterer 14 Flugzeuge der A320neo-Familie und den Einbau der neuen Kabine in die A330 und Boeing 777.