SAS verlässt den Konkursschutz nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts und präsentiert sich jetzt wettbewerbsfähiger am Markt.

Anko van der Werff, Chief Executive Officer (CEO) der SAS, spricht von einem „historischen Tag“, Carsten Dilling, scheidender Verwaltungsrat-Vorsitzender des Traditionscarriers, gar von einem „Wendepunkt für das Unternehmen“: SAS hat das Sanierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen und verlässt den Insolvenzschutz nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Konkursrechtes, das übrigens dem deutschen Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ähnelt.

Auf jeden Fall markiert der Schritt den Beginn einer neuen Ära für SAS. Denn die vergangenen zwei Jahre waren durchaus hart für die in finanzielle Schieflage geratene Fluggesellschaft mitsamt ihrer Belegschaft. Mitte 2022 war die wirtschaftliche Situation so verfahren, dass der Carrier mitsamt einiger Tochterunternehmen freiwillig vor ein Konkursgericht in den USA getreten ist.

Warum hat SAS Insolvenzschutz in den USA angemeldet?

Um in den USA Insolvenzschutz nach Kapitel 11 beantragen zu können, mussten die Skandinavier ein Center of Main Interest (COMI) in den Vereinigten Staaten nachweisen. Für eine international agierende Airline wie die skandinavische SAS war das kein Problem. Und das Unternehmen muss überlebensfähig und reorganisationswillig sein. Kapitel 11 ermöglicht es zahlungsunfähigen Firmen, sich vor Gläubigern geschützt zu sanieren, ohne vom normalen Geschäftsbetrieb lassen zu müssen.

An welchen Stellschrauben dreht SAS?

Die Lösung der wirtschaftlichen Probleme versprach das Sanierungs-Programm namens „SAS Forward“; es wurde in Gang geschoben, um das Streckennetz zu optimieren und die Flotte auf Effizienz zu trimmen. Zudem mussten die Stückkosten Wettbewerbsfähigkeit erreichen und so die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft geschaffen werden. Im Laufe der vergangenen Monate konnte SAS bereits Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als zwei Milliarden US-Dollar umschulden, Flugbetriebskosten reduzieren und Vereinbarungen mit wichtigen Interessengruppen, Gläubigern und Verkäufern treffen. Außerdem hat die Airline mit dem neuen Konsortium um Castlelake, Air France-KLM und Lind Invest sowie dem dänischen Staat starke Partner an ihrer Seite, die gleich eine ordentliche Finanzspritze setzten: 1,2 Milliarden US-Dollar, bestehend aus 475 Millionen US-Dollar an neuem, nicht börsennotierten Eigenkapital und 725 Millionen US-Dollar an besicherten Wandelschuldverschreibungen.

Welche Herausforderungen stehen SAS bevor?

Heute präsentiert sich die SAS wettbewerbsfähiger und dank der gestärkten Kapitalstruktur und einer beträchtlichen Liquidität finanziell robuster. „Es war ein komplexer Prozess“, berichtet van der Werff rückblickend und lobt die Anstrengungen aller Beteiligten, „die es ermöglicht haben, eines der besten Unternehmen Skandinaviens zu retten und neu zu starten. Jetzt müssen wir den Blick nach vorne richten und unser Engagement fortsetzen, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen und die Chancen eines wachsenden Marktes zu nutzen. Wir haben ein exzellentes Team, wir werden in Kürze der SkyTeam-Allianz beitreten, und wir haben alle Möglichkeiten, auch in Zukunft eine führende Rolle in unserer Branche zu spielen.“

SAS: Hat das Vertrauen der Kunden gelitten?

Auch das Vertrauen der Kunden in die SAS nimmt wieder zu: So stieg die Zahl der Passagiere im Zeitraum von November 2023 bis Juli 2024 auf 18 Millionen Passagieren, was einem Anstieg von 6,5 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum entspricht.

Das SAS-EuroBonus-Programm hat mittlerweile fast acht Millionen Mitglieder und ist weiterhin das führende Treueprogramm in Skandinavien. SAS verzeichnete im Juli außerdem die höchste monatliche Rentabilität aller Zeiten und zeigt damit spürbare Fortschritte beim Erreichen der im SAS-Forward-Plan angestrebten jährlichen Kostensenkung von rund 7,5 Milliarden Schwedischen Kronen – also umgerechnet rund 660 Millionen Euro.