Im August 1946 formierten sich drei nordische Fluglinien zur SAS. Auch nach 78 Jahren ist Scandinavian Airlines am Start – und bald Teil von Air France-KLM. Ein Rückblick samt historischer Fotos!

Es ist zugegeben kein runder Geburtstag, den Scandinavian Airlines (SAS) feiert. Doch in unserer schnelllebigen Zeit, in der Fluglinien im Eiltempo kommen und gehen, sagt eine so lange Geschichte viel über den Stellenwert einer Airline aus – der sich nicht nur in Jahresbilanzen ausdrückt. AERO-INTERNATIONAL-Redakteur Wolfgang Borgmann wirft einen Blick auf die Geschichte von SAS und hat viele historische Fotos aus dem Archiv herausgesucht.

Nur wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs eröffnete die SAS-Muttergesellschaft SILA als erste Airline überhaupt den regulären Luftverkehr mit Landflugzeugen zwischen Europa und den USA. Zum Einsatz gelangten 1943/44 zu Passagierflugzeugen umgebaute Bomber des Typs Boeing B-17 "Flying Fortress", die SILA "Felix" nannte.
Nur wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs eröffnete die SAS-Muttergesellschaft SILA als erste Airline überhaupt den regulären Luftverkehr mit Landflugzeugen zwischen Europa und den USA. Zum Einsatz gelangten 1943/44 zu Passagierflugzeugen umgebaute Bomber des Typs Boeing B-17 „Flying Fortress“, die SILA „Felix“ nannte. Bild: SAS
Der Flugplatz New York La Guardia war 1946 das erste Ziel von SAS in den USA. Bild: SAS

Eigentlich kann SAS in diesem Jahr sogar stolz auf 108 Jahre zurückblicken. Denn bereits im Jahr 1918 ging mit DDL eine ihrer drei Muttergesellschaften an den Start. Damit ist SAS eine der ältesten – wenn nicht sogar die älteste – durchgängig bis heute aktive Fluglinie der Welt.

SAS Air Hostess Birgitta Lindman war Cover-Girl des US-amerikanischen Life-Magazins. Das Kabinenpersonal hatte damals noch einen Kultstatus und war ebenso elegant gekleidet wie die Passagiere. Bild: SAS
Besonders im so genannten "Goldenen Zeitalter" zwischen 1945 und 1970 war der Kunde bei den Airlines König. Davon zeugt diese symbolträchtige Werbeanzeige der SAS aus den 50er Jahren.
Besonders im so genannten „Goldenen Zeitalter“ zwischen 1945 und 1970 war der Kunde bei den Airlines König. Davon zeugt diese symbolträchtige Werbeanzeige der SAS aus den 50er Jahren. Bild: SAS

SAS: Gründung dreier Airlines

Im August 1946 taten sich die dänische DDL, die norwegische DNL und die schwedische ABA/SILA unter dem Namen Scandinavian Airlines System (SAS) zusammen. Die tri-nationalen Vereinten Nationen der Lüfte knüpften schnell an die lange Tradition der nordeuropäischen Entdecker an, die bis auf die Wikinger zurückreicht.

SAS entwickelte mit Partnern die technischen und operationelle Voraussetzung für den regulären Passagierluftverkehr über den Nordpol hinweg.
SAS entwickelte mit Partnern die technischen und operationelle Voraussetzung für den regulären Passagierluftverkehr über den Nordpol hinweg. Bild: SAS
Mit dieser Broschüre warb SAS für einen Flug mit ihren Douglas DC-7C über den Nordpol nach Nordamerika und Asien.
Mit dieser Broschüre warb SAS für einen Flug mit ihren Douglas DC-7C über den Nordpol nach Nordamerika und Asien. Bild: SAS / Sammlung Wolfgang Borgmann

Ein Highlight ihrer Geschichte war unter anderem die Entwicklung des Polarluftverkehrs zwischen Europa, Nordamerika und Japan sowie der weltweit erste Linieneinsatz des revolutionären Caravelle-Jetliners.

Die revolutionäre französische SE 210 Caravelle war der erste Jet auf Kurz- und Mittelstrecken. SAS setzte ihn 1959 als erste Airline im Liniendienst ein.
Die revolutionäre französische SE 210 Caravelle war der erste Jet auf Kurz- und Mittelstrecken. SAS setzte ihn 1959 als erste Airline im Liniendienst ein. Bild: SAS
Der rote Teppich für die Passagiere war kein Werbegag auf diesem SAS-Pressefoto sondern gelebter Flugalltag in den 60er Jahren.
Der rote Teppich für die Passagiere war kein Werbegag auf diesem SAS-Pressefoto sondern gelebter Flugalltag in den 60er Jahren. Bild: SAS

SAS überzeugte die US-amerikanischen Douglas-Flugzeugwerke vom Bau des Ultralangstreckenjets DC-8-62 sowie der Kurzstreckenmodelle DC-9-21 und -41, die ebenfalls speziell auf Wunsch der fliegenden Wikinger entstanden.

Die Douglas DC-8-62 wurde speziell für SAS und deren Wunsch nach Nonstop-Flügen zwischen Skandinavien und der US-Westküste entwickelt. Funfact: Das Anforderungsprofil schrieben SAS und Douglas auf einer Serviette in einem Stockholmer Hotelzimmer nieder.
Die Douglas DC-8-62 wurde speziell für SAS und deren Wunsch nach Nonstop-Flügen zwischen Skandinavien und der US-Westküste entwickelt. Funfact: Das Anforderungsprofil schrieben SAS und Douglas auf einer Serviette in einem Stockholmer Hotelzimmer nieder. Bild: SAS

Auch Airbus ließ sich zur Produktion eines Zwitters des Großraumjets A300B2/B4 mit selten für dieses Muster verwendeten Pratt & Whitney JT9D-Motoren überreden.

Der erste für SAS bestimmte Airbus A300B2K "Snorre Viking" startete am 28. April 1979 zu seinem Erstflug.
Der erste für SAS bestimmte Airbus A300B2K „Snorre Viking“ startete am 28. April 1979 zu seinem Erstflug. Bild: SAS

Boomzeiten für SAS

Anfang der 80er Jahre war es der Verdienst des charismatischen SAS-Präsidenten Jan Carlzon, dass die Airline erneut globale Aufmerksamkeit erhielt. Sein Konzept des bedingungslosen Kundenservice und der Einführung der „EuroClass“ innerhalb Europas ließen SAS zur Businessman’s Airline aufsteigen.

Die SAS EuroClass war der erste große Coup von Jan Carlzon. In ihr wurde der Service wie in der Business Class anderer Airlines geboten, dies jedoch zum regulären Economy-Tarif. Kein Wunder war die Euro Class nach kürzester Zeit ein Verkaufserfolg.
Die SAS EuroClass war der erste große Coup von Jan Carlzon. In ihr wurde der Service wie in der Business Class anderer Airlines geboten, dies jedoch zum regulären Economy-Tarif. Kein Wunder war die Euro Class nach kürzester Zeit ein Verkaufserfolg. Bild: SAS

Bereits damals proklamierte Carlzon, dass SAS nur über eine Allianz mit anderen Airlines eine Chance auf ein Fortbestehen bis 1995 haben werde. „One of Five in ’95“ lautete sein griffiger Slogan.

Der charismatische SAS-Chef Jan Carlzon verlieh der Airline mit seinem Businessman's Airline Konzept in den 80er Jahren neuen Auftrieb.
Der charismatische SAS-Chef Jan Carlzon verlieh der Airline mit seinem Businessman’s Airline Konzept in den 80er Jahren neuen Auftrieb. Bild: SAS

Unter dem Arbeitstitel „Alcazar“ plante Carlzon seine SAS mit Austrian Airlines, Swissair und KLM zu einer neuen Fluglinie namens Symphonie zu verschmelzen. Wahrscheinlich war die Zeit noch nicht für derartig weitreichende Verbindungen reif genug.

SAS scheitert mit der geplanten Allianz

Jedenfalls konnten sich die vier, bereits seit den 60er Jahren auf technischer Ebene zusammenarbeitenden europäischen Airlines auf keinen US-amerikanischen Partner einigen. SAS war an der Holding von Continental Airlines beteiligt, während KLM in etwa gleicher Höhe bei Northwest investiert hatte. Swissair war hingegen eng mit Delta Air Lines verbündet. Vor allem aus diesem Grund platzte die kurz vor dem Abschluss stehende Allianz im November 1993.

Was ist aus ihnen heute geworden? Austrian Airlines hat ihre Selbstständigkeit verloren ist Teil der Lufthansa Gruppe, Swissair ist Geschichte und KLM fliegt unter dem Dach der Air France-KLM Holding. Letztere ist neuer Partner und Anteilseigner von SAS, die sich von der Lufthansa geführten Star Alliance lossagte und im Rahmen der Air France-KLM-Beteiligung am 1. September zu Skyteam wechselt.

Nicht von ungefähr kommt das Umweltengagement von SAS. Hat die Airline doch ihren Sitz im Heimatland von Greta Thunberg und der von ihr mit initiierten globalen Umweltbewegung.

Pressegag oder ernsthafte Absicht? SAS hat bereits den Erstflug mit dem emissionsfreien Hybrid-Passagierflugzeug ES-30 komplett verkauft. Jedoch ist noch kein einziges Exemplar dieser Neuentwicklung fest bestellt. Bild: SAS

SAS sieht sich als Umweltpionier

Wieder hat SAS eine Pionierrolle übernommen. Diesmal nicht bei der Suche nach neuen globalen Handelswegen, sondern bei der Entwicklung eines klimaneutralen Luftverkehrs. Dieses Engagement umfasst eine moderne, verbrauchsarme Flotte, den großvolumigen Einsatz von alternativen Treibstoffen (SAF) sowie die Förderung von emissionsfreien Flugzeugkonzepten, die mit grünem Strom und Wasserstoff-Brennstoffzellen betrieben werden. Wie die in Schweden entwickelte ES-30 von Heart Aerospace.