SAS: Die fliegenden Wikinger feiern 78. Geburtstag
Im August 1946 formierten sich drei nordische Fluglinien zur SAS. Auch nach 78 Jahren ist Scandinavian Airlines am Start – und bald Teil von Air France-KLM. Ein Rückblick samt historischer Fotos!
Es ist zugegeben kein runder Geburtstag, den Scandinavian Airlines (SAS) feiert. Doch in unserer schnelllebigen Zeit, in der Fluglinien im Eiltempo kommen und gehen, sagt eine so lange Geschichte viel über den Stellenwert einer Airline aus – der sich nicht nur in Jahresbilanzen ausdrückt. AERO-INTERNATIONAL-Redakteur Wolfgang Borgmann wirft einen Blick auf die Geschichte von SAS und hat viele historische Fotos aus dem Archiv herausgesucht.
Eigentlich kann SAS in diesem Jahr sogar stolz auf 108 Jahre zurückblicken. Denn bereits im Jahr 1918 ging mit DDL eine ihrer drei Muttergesellschaften an den Start. Damit ist SAS eine der ältesten – wenn nicht sogar die älteste – durchgängig bis heute aktive Fluglinie der Welt.
SAS: Gründung dreier Airlines
Im August 1946 taten sich die dänische DDL, die norwegische DNL und die schwedische ABA/SILA unter dem Namen Scandinavian Airlines System (SAS) zusammen. Die tri-nationalen Vereinten Nationen der Lüfte knüpften schnell an die lange Tradition der nordeuropäischen Entdecker an, die bis auf die Wikinger zurückreicht.
Ein Highlight ihrer Geschichte war unter anderem die Entwicklung des Polarluftverkehrs zwischen Europa, Nordamerika und Japan sowie der weltweit erste Linieneinsatz des revolutionären Caravelle-Jetliners.
SAS überzeugte die US-amerikanischen Douglas-Flugzeugwerke vom Bau des Ultralangstreckenjets DC-8-62 sowie der Kurzstreckenmodelle DC-9-21 und -41, die ebenfalls speziell auf Wunsch der fliegenden Wikinger entstanden.
Auch Airbus ließ sich zur Produktion eines Zwitters des Großraumjets A300B2/B4 mit selten für dieses Muster verwendeten Pratt & Whitney JT9D-Motoren überreden.
Boomzeiten für SAS
Anfang der 80er Jahre war es der Verdienst des charismatischen SAS-Präsidenten Jan Carlzon, dass die Airline erneut globale Aufmerksamkeit erhielt. Sein Konzept des bedingungslosen Kundenservice und der Einführung der „EuroClass“ innerhalb Europas ließen SAS zur Businessman’s Airline aufsteigen.
Bereits damals proklamierte Carlzon, dass SAS nur über eine Allianz mit anderen Airlines eine Chance auf ein Fortbestehen bis 1995 haben werde. „One of Five in ’95“ lautete sein griffiger Slogan.
Unter dem Arbeitstitel „Alcazar“ plante Carlzon seine SAS mit Austrian Airlines, Swissair und KLM zu einer neuen Fluglinie namens Symphonie zu verschmelzen. Wahrscheinlich war die Zeit noch nicht für derartig weitreichende Verbindungen reif genug.
SAS scheitert mit der geplanten Allianz
Jedenfalls konnten sich die vier, bereits seit den 60er Jahren auf technischer Ebene zusammenarbeitenden europäischen Airlines auf keinen US-amerikanischen Partner einigen. SAS war an der Holding von Continental Airlines beteiligt, während KLM in etwa gleicher Höhe bei Northwest investiert hatte. Swissair war hingegen eng mit Delta Air Lines verbündet. Vor allem aus diesem Grund platzte die kurz vor dem Abschluss stehende Allianz im November 1993.
Was ist aus ihnen heute geworden? Austrian Airlines hat ihre Selbstständigkeit verloren ist Teil der Lufthansa Gruppe, Swissair ist Geschichte und KLM fliegt unter dem Dach der Air France-KLM Holding. Letztere ist neuer Partner und Anteilseigner von SAS, die sich von der Lufthansa geführten Star Alliance lossagte und im Rahmen der Air France-KLM-Beteiligung am 1. September zu Skyteam wechselt.
Nicht von ungefähr kommt das Umweltengagement von SAS. Hat die Airline doch ihren Sitz im Heimatland von Greta Thunberg und der von ihr mit initiierten globalen Umweltbewegung.
SAS sieht sich als Umweltpionier
Wieder hat SAS eine Pionierrolle übernommen. Diesmal nicht bei der Suche nach neuen globalen Handelswegen, sondern bei der Entwicklung eines klimaneutralen Luftverkehrs. Dieses Engagement umfasst eine moderne, verbrauchsarme Flotte, den großvolumigen Einsatz von alternativen Treibstoffen (SAF) sowie die Förderung von emissionsfreien Flugzeugkonzepten, die mit grünem Strom und Wasserstoff-Brennstoffzellen betrieben werden. Wie die in Schweden entwickelte ES-30 von Heart Aerospace.