Die schwere Beschädigung an einer A320neo der Austrian Airlines am Flughafen Wien veranschaulicht, wie wichtig Sicherheit und Kontrolle auch auf Rollwegen und Vorfeldflächen sind.

Die A320neo mit der Registrierung OE-LZQ von Austrian Airlines (AUA) beendete Flug OS 456 am 6. April um 22.40 Uhr Ortszeit auf dem Wiener Flughafen. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder verließen das aus London-Heathrow gekommene Flugzeug am Gate. Von dort wurde es auf eine Vorfeldposition geschleppt.

Austrian Airlines: Wie kam es zum Zwischenfall?

Nach Abschluss dieses Manövers soll der Jet dann plötzlich rückwärts gerollt und gegen Flughafeninfrastruktur gestoßen sein. Bilder auf Social-Media zeigen, dass der rechte Flügel mit einem Lichtmast kollidierte. Das rechte Höhenleitwerk stieß gegen die einzige A380-Fluggast-Brücke des Flughafens und löste sich vom Rumpf. „Eine Untersuchung der Ursache und des Ausmaßes des Schadens wurde eingeleitet“, betonte ein AUA-Sprecher gegenüber AERO INTERNATIONAL, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Ein Mitglied der Flughafenleitung Wien bestätigte jetzt, dass einer der Mitarbeiter des Airports das Manöver durchgeführt habe. „Der Flughafen sowie die Fluggesellschaft sind für solche Vorfälle versichert“, so der Kommentar.

Der Airbus mit der Kennung OE-LZQ hatte seinen Erstflug am 24. Mai 2023 und wurde am 12. Juni an Austrian Airlines ausgeliefert. Die A320neo ist von Lufthansa geleast. Das Flugzeug wurde am 17. Juni 2023 in Dienst gestellt und absolvierte bis zu dem Unfall 1817 Flugstunden. AERO INTERNATIONAL hat mit Experten von Airbus über den Unfall gesprochen. Den Schaden stufen sie als schwerwiegend ein. Eine Verschrottung des noch sehr jungen Flugzeugs sei jedoch nicht erforderlich. Der betroffene Teil des Jets, die sogenannte Tailcone-Sektion 19.1, die ab der hinteren Passagiertür beginnt, könne ausgetauscht werden. Die Sektion schützt das Hilfstriebwerk (APU) und sorgt für einen aerodynamischen Abschluss des Rumpfes.

Elf Monate steht die betroffene Maschine in der Flotte von Austrian Airlines

Das komplexeste Thema wird zunächst die Planungsarbeit für den Reparaturprozess sein. Außerdem wird viel Zeit benötigt, um zu testen, ob die Struktur des Flugzeugs betroffen ist. Die stark in Mitleidenschaft gezogene Tragfläche ist ebenfalls Teil der Untersuchung.

Die Reparaturzeit wird mit mehreren Monaten bis zu einem Jahr angegeben, was auch damit zusammenhängt, ob ein Ersatz für die Sektion 19.1 aus dem Produktionsprozess verfügbar ist. Schließlich ist jedes Teil in der Produktion bereits für ein bestimmtes Flugzeug vorgesehen. Beide Pratt&Whitney-GTF-Triebwerke von OE-LZQ können ausgebaut und an Tragflächen einer der vielen gegroundeten A320neo der Lufthansa-Flotte verwendet werden.

AUA hat gegenwärtig fünf A320neo in der Flotte. Der Ausfall von OE-LZQ könne noch kompensiert werden, heißt es. Ob das Flugzeug repariert wird, dürfte davon abhängen, wie die Versicherungen das Ausmaß des Schadens beurteilen.

Text: Kurt Hofmann