Die australische Qantas Group hat im kürzlich abgeschlossenen Geschäftsjahr 2024 trotz hoher Investitionen einen Milliarden-Gewinn erzielt. Wovon profitiert die Qantas-Gruppe?

Am 30. Juni endete für Qantas das Geschäftsjahr 2024, und der Vorstand muss mit den Ergebnissen trotz einiger Rückschläge nicht hinterm Berg halten. So beträgt der Gewinn vor Steuern 2,08 Milliarden Australische Dollar (umgerechnet 1,28 Milliarden Euro) und der Gewinn nach Steuern 1,25 Milliarden Australische Dollar (umgerechnet 768 Millionen Euro).

Zugegeben: Die Ergebnisse verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent beziehungsweise 28 Prozent. Zum einen aufgrund der weltweit gesunkenen Ticketpreise, zum anderen auch wegen fehlender Einnahmen im Frachtgeschäft insbesondere in der ersten Jahreshälfte. Dafür hatte sich jedoch der Inlandsumsatz der Gruppe in der zweiten Jahreshälfte positiv entwickelt und lag über dem Niveau des zweiten Halbjahres 2023.

Wie entwickelte sich der Inlandsverkehr bei Qantas?

Die Qantas Group erwirtschaftete allein im Inlandsverkehr ein bereinigtes Ergebnis in Höhe von 1,361 Milliarden Australischen Dollar – und das laut des Traditionscarriers vor allem dank der Doppelmarkenstrategie von Qantas und Jetstar. Jetstar vergrößerte ihr Inlandsnetz im Jahresvergleich um 15 Prozent, während die Kapazität von Qantas um ein Prozent zugenommen hatte.

Die Pünktlichkeit von Qantas näherte sich im vierten Quartal dem langjährigen Durchschnitt: 80 Prozent ihrer Inlandsflüge starteten on time, während 74 Prozent der Jetstar-Flüge pünktlich abflogen. Diese Verbesserung trug maßgeblich zur steigenden Kundenzufriedenheit bei, heißt es in der Unternehmensauskunft. Und: Die Zahl der fehlgeleiteten Gepäckstücke ging bei Qantas im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel zurück.

Wie läuft das internationale Geschäft für Qantas?

Der Gewinn der Qantas Group im internationalen Geschäft sank im vergangenen Geschäftsjahr auf 755 Millionen Australische Dollar, zumal die Flugpreise aufgrund eines weltweit gestiegenen Angebots massiv unter Druck geraten und die Frachtrenditen ebenfalls gesunken waren. Doch selbst war das Unternehmen nicht ganz unschuldig an der Kapazitätsaufstockung: Die Flotten des Konzerns erreichten bereits im Mai 2024 wieder die Vor-Corona-Größe.

Qantas hatte unter anderem zwei weitere A380 erneut in den Liniendienst aufgenommen. Jetstar konnte sich über neue A321LR freuen, die unter anderem für den Ausbau internationaler Kurzstreckenflüge zu Zielen wie Fidschi und Bali eingesetzt wurden, so dass die Boeing 787 auf Langstreckenflüge von der Ostküste Australiens nach Japan und Südkorea wechseln konnten.


Die Frachtflotte von Qantas erholte sich in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 24 von einer schwierigen ersten Jahreshälfte. Die Flottenhomogenisierung war allerdings auch mit der Einführung von zwei A330- und drei A321-Frachtern fortgesetzt worden. Die internationalen Frachtrenditen gingen hingegen schneller zurück als es Qantas erwartet hat, liegen aber weiterhin um mehr als 150 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau.

Wie sieht die Flottenpolitik der Qantas Group aus?

Die Gruppe profitiert vom größten Flottenerneuerungsprogramm ihrer Geschichte: Im vergangenen Jahr sind elf neue Flugzeuge zum Konzern gestoßen. Mit 20 neuen Flugzeugen im kommenden Jahr und der Rückkehr von zwei A380 in den nächsten 18 Monaten wird sich diese Zahl weiter erhöhen.

15 A321LR sind bei Jetstar inzwischen in Betrieb, von denen etwa die Hälfte ältere A320 ersetzt haben. Die erste A220 von QantasLink nahm im vergangenen März den Flugbetrieb auf. Drei neue Flugzeuge dieses Typs sind inzwischen im Einsatz und erhalten positives Feedback von Kunden und Besatzungen.

QantasLink kündigte zudem im Juni die Beschaffung von 14 Q400 für regionale Aufgaben an. Die Turboprops sollen nach und nach ältere Flugzeuge des Typs Q300 und Q200 ersetzen. Allerdings: Bei den Flugzeugherstellern und den Sitzlieferanten gibt es laut Qantas Group weiterhin Probleme in den Lieferketten, die zu Verzögerungen bei den Flugzeugauslieferungen führen. Qantas beispielsweise rechnet nun mit der Auslieferung ihrer ersten A321XLR im April 2025.

Wovon profitiert die Qantas-Gruppe?

Die Bilanz des Geschäftsjahres 24 beweise „die grundlegende Stärke des integrierten Portfolios der Gruppe“, sagt Vanessa Hudson, CEO der Qantas-Gruppe. Der Konzern profitiere von der gestiegenen Zahl an Geschäftsreisen und der anhaltend hohen Nachfrage nach internationalen Premium-Sitzplätzen, während Jetstar die stetig wachsende Nachfrage von preissensiblen Freizeitreisenden zu befriedigen wusste.

Auf dieser Basis lasse sich aufbauen: „Unsere starke finanzielle Leistung wird es uns ermöglichen, weiterhin in unser bisher größtes Flottenerneuerungsprogramm zu investieren“, betont Hudson. Und diese Investitionen kämen genau zum richtigen Zeitpunkt: „Die Australier räumen dem Reisen weiterhin den Vorrang vor anderen Ausgabenkategorien ein, und die Absicht, in den nächsten zwölf Monaten zu reisen, ist nach wie vor hoch.“

Wie lauten die Prognosen der Qantas Group?

Die Gruppe meldet schon jetzt eine stabile Reisenachfrage für beide Marken. Sie erwartet, dass der Umsatz im Inland in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 25 um zwei bis vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen wird. Die im internationalen Geschäft erwirtschafteten Umsatzerlöse dürften im selben Zeitraum voraussichtlich um sieben bis zehn Prozent sinken, zumal die Marktkapazitäten weiter ansteigen werden. Der Vorstand rechnet außerdem damit, dass die Nettofrachteinnahmen im ersten Halbjahr 25 um 20 bis 40 Millionen Australische Dollar höher sein werden als in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres.