Probleme mit Pratt & Whitney-Getriebefan verhageln MTU das Geschäftsjahr 2023
Wäre MTU nicht Projektpartner von Pratt & Whitney beim GTF-Programm, hätte sie 2023 ein Rekordergebnis verkünden können. So führten die Getriebefan-Probleme zum ersten Minus der Unternehmensgeschichte.
Das Geschäftsjahr 2023 war für MTU Aero Engines ein Jahr der Gegensätze. Vorstandsvorsitzender Lars Wagner beklagt, dass die aus den Problemen mit dem Pratt & Whitney-Getriebefan des Typs PW1100G-JM resultierenden Belastungen erstmals in der neunzigjährigen Geschichte des Unternehmens zu einem Minus führten.
MTU ist als GTF-Projektpartner zwar nicht für die fehlerhaften Bauteile verantwortlich, die nun langwierig und kostspielig ausgetauscht werden müssen, jedoch direkt von den finanziellen Auswirkungen des Desasters betroffen.
Die daraus resultierenden Belastungen des Getriebefan-Flottenmanagementplans schlagen sich mit rund einer Milliarde Euro im MTU-Jahresergebnis 2023 nieder. Die Gesamtbelastungen, verursacht durch die fehlerhaften GTF-Triebwerkschaufeln, belaufen sich laut Lars Wagner für Pratt & Whitney auf rund sechs bis sieben Milliarden US-Dollar. Davon trägt MTU als Projektpartner 18 Prozent. Von dem Gesamtbetrag entfallen rund 80 Prozent auf Kompensationszahlungen an jene Airlines, deren Flugzeuge mit dem fehlerhaft produzierten GTF ausgestattet sind – und die somit länger ausfallen.
MTU Aero Engines ist unverschuldet im Minus
Laut Finanzvorstand Peter Kameritsch hat MTU Rückstellungen in Höhe von 900 Millionen Euro gebildet, und erwartet für 2024 keine Zusatzbelastungen durch die fehlerhaft produzierten Motorscheiben des GTF. „Wir sind nicht das Problem, sondern die Lösung des Problems“, stellt Wagner klar, denn die MTU-Triebwerkswerkstätten sind intensiv in die Reparaturarbeiten der Getriebefans eingebunden.
Obgleich die fehlerhaften Bauteile von einem Pratt&Whitney-Tochterunternehmen hergestellt wurden, und der US-Partner die Verantwortung trägt, plant Lars Wagner keine Klage einzureichen. „Die vor rund 30 Jahren zum GTF abgeschlossenen Verträge decken auch den aktuellen Fall ab“, so der MTU-Chef.
Die finanziellen Basiskennzahlen von MTU sind weiterhin gut. So nahm das bereinigte EBIT in 2023, von 655 Millionen im Vorjahr, auf 818 Millionen Euro zu. Bereinigt um den Getriebefan-Flottenmanagementplan lag der Umsatz bei 6,3 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
MTU blickt trotz Schwierigkeiten optimistisch in die Zukunft
Das GTF-Debakel führte jedoch dazu, dass der berichtete EBIT 2023 bei -161 Millionen Euro lag, und der berichtete Verlust nach Steuern 97 Millionen Euro betrug.
Lars Wagner blickt optimistisch in die Zukunft. „Ohne die Sonderbelastung (des GTF) könnte die MTU für das Geschäftsjahr 2023 Rekordwerte verkünden“, resümiert der Vorstandsvorsitzende. Für 2024 plant MTU mit einem Umsatzziel von 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro. „Die Luftverkehrsbranche boomt und wir werden daran partizipieren“, ist sich der CEO von MTU Aero Engines sicher.