Der 67-Jährige war eigentlich schon im Ruhestand, jetzt widmet er sich einer neuen Herausforderung. Boeing steckt tief in der Krise und muss reagieren.

Jetzt steht es fest! Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing hat einen neuen Präsidenten und CEO. Es ist Kelly Ortberg, sein Name fiel in der Vergangenheit schon häufiger. Viele dürften den 64-Jährigen aus einem seiner vorherigen Jobs kennen, denn er war einst CEO von Collins Aerospace. Von 2013 bis 2020 hatte er dort die Geschicke des Unternehmens geleitet und anschließend in beratender Funktion für den Mutterkonzern RTX gearbeitet.

Noch Konzernchef Dave Calhoun wird schon bald seinen Posten räumen müssen. Grund für die Neubesetzung sind die jüngsten Qualitätspannen, die den Airbus-Konkurrenten schwer getroffen haben.

Kelly Ortberg aus dem Ruhestand geholt

Kelly Ortberg war eigentlich schon im Ruhestand, widmet sich jetzt aber dieser neuen Aufgabe. Er soll ab dem 8. August den kriselnden Boeing-Konzern wieder auf die Beine bringen. Somit wird Dave Calhoun früher aufhören als zunächst angekündigt. Ursprünglich wollte der 67-Jährige erst Ende 2024 gehen.

Ein paar Infos zu Kelly Ortberg: Er ist 64 Jahre alt und bringt mehr als 35 Jahre Führungserfahrung in der Luft- und Raumfahrt in diese Position ein. Er begann seine Karriere 1983 als Ingenieur bei Texas Instruments und kam 1987 als Programmmanager zu Rockwell Collins, wo er zunehmend wichtige Führungspositionen innehatte, bevor er 2013 Präsident und CEO des Unternehmens wurde. Nach fünf Jahren an der Spitze von Rockwell Collins leitete er die Integration des Unternehmens mit United Technologies und RTX bis zu seinem Ausscheiden bei RTX im Jahr 2021.

Er hatte eine Reihe wichtiger Führungspositionen in der Industrie inne, unter anderem im Verwaltungsrat von RTX. Darüber hinaus ist er Mitglied des Verwaltungsrats von Aptiv PLC, einem globalen Technologieunternehmen und Branchenführer im Bereich Fahrzeugsystemarchitektur. Er ist ehemaliger Vorsitzender des Board of Governors der Aerospace Industries Association (AIA). Ortberg hat einen Bachelor-Abschluss in Maschinenbau von der University of Iowa.

Große Herausforderungen warten auf den neuen Boeing-Chef

„Der Verwaltungsrat hat in den letzten Monaten einen gründlichen und umfassenden Suchprozess durchgeführt, um den nächsten CEO von Boeing auszuwählen, und Kelly verfügt über die richtigen Fähigkeiten und Erfahrungen, um Boeing in sein nächstes Kapitel zu führen“, sagte Steven Mollenkopf, Vorsitzender des Verwaltungsrats. „Kelly ist eine erfahrene Führungspersönlichkeit, die in der Luft- und Raumfahrtindustrie hohes Ansehen genießt und sich einen wohlverdienten Ruf für den Aufbau starker Teams und die Leitung komplexer Entwicklungs- und Fertigungsunternehmen erworben hat. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihm, wenn er Boeing durch diese entscheidende Phase in seiner langen Geschichte führt.“

Auf den neuen CEO wartet eine große Herausforderung, denn Boeing ist sichtlich angeschlagen. Zuletzt hatte im Januar eine Maschine der Alaska Airlines kurz nach dem Start ein Rumpfteil in der Luft verloren. Ernsthaft verletzt wurde dabei zum Glück niemand.

Rote Zahlen: Umsatz von Boeing sinkt

Doch Ortberg muss sich nicht nur um das Geschäft mit den Verkehrsflugzeuge und die Produktion kümmern, sondern auch um das Raumfahrt- und Rüstungsgeschäft. So sagte er: „Es ist viel Arbeit zu tun, und ich freue mich darauf, loslegen zu können.“

Welche Riesenaufgabe Ortberg vor sich hat, zeigen auch die jüngsten Geschäftszahlen. Im zweiten Quartal lieferte Boeing 92 Flugzeuge aus, das sind ein Drittel weniger als vor Jahresfrist. Der Umsatz sank um 15 Prozent auf umgerechnet 15,6 Milliarden Euro.