Lust auf Abenteuer? Im US-Bundesstaat Nevada hat Papillon ihre Basis. Sei es ein nächtlicher Flug über das bunt glitzernde Las Vegas oder ein Ausflug zum nahen Grand Canyon – alles ist möglich.

Nur wenige Meter über dem Boden schwebt der Helikopter von seinem Startplatz zum Rand des Grand Canyon, bevor er in das mehr als 1000 Meter tiefe Naturwunder im Südwesten der USA hinabtaucht. Bis zum Grund des Canyons dauert der Flug nur wenige Minuten. Fast fühlt man sich wie in einem fliegenden Aufzug.

Die Wurzeln von Papillon gehen auf den amerikanischen Bauunternehmer Elling Halvorson zurück. Er hatte in sechziger Jahren den Zuschlag für den Bau einer 21 Kilometer langen Wasserleitung durch den Grand Can- yon erhalten. Spezialisiert auf Projekte in abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen, hatte Halverson die Idee, sich Hubschraubern zu bedienen! Daraus entstand Jahrzehnte später das weltweit führende Un- ternehmen für touristische Rundflüge.

Zuerst fing alles mit Baustellenflügen an

Anfangs transportierte Halverson Bauarbeiter mit seinen Hubschraubern – überwiegend mit kleinen Bell 47. Neben Bauarbeitern reisten aber bald auch schon Behördenvertreter und Besucher vor atemberaubender Kulisse hinab zu Halversons Baustelle, was schnell eine zusätzliche Nachfrage nach Charterflügen generierte – und so lag das touristische Potenzial buchstäblich auf der Hand. Während Rundflüge über dem Grand Canyon bereits seit den dreißiger Jahren mit konventionellen Flugzeugen angeboten worden waren, war es der Hubschrauber, der es Besuchern erstmals ermöglichte, die Talsohle des Canyons im Flug zu erreichen.

Mit der durch das Wasserleitungsprojekt gesammelten Erfahrung gründete Halverson 1965 die Grand Canyon Helicopters. Mit nur zwei Passagierplätzen erwiesen sich die Bell 47 Helikopter jedoch schnell als ineffizient und wurden schon bald durch moderne Turbinen-Hubschrauber des Typs Bell 206 Jet Ranger ersetzt, womit die Passagierkapazität pro Flug verdoppelt werden konnte.

Von Las Vegas aus bietet Papillon über- wiegend Rundflüge entlang des Las Vegas Strip an, die bei Nacht sehr populär sind.
Von Las Vegas aus bietet Papillon über- wiegend Rundflüge entlang des Las Vegas Strip an, die bei Nacht sehr populär sind. Bild: Andreas Rohde

Bereits 1967 konnte Halverson am Grand Canyon National Park Airport in Tusayan am Südrand (South Rim) des Grand Canyon ein eigenes Rundflug-Terminal eröffnen. Auch wenn sich der Flugbetrieb so effizienter und auf die Bedürfnisse der Firma zugeschnitten organisieren ließ, blieb die Abgelegenheit der Region jedoch ein Manko bei Halversons Visionen. Die Lösung dieses Problems brachte die Übernahme von Konkurrenzunternehmen, die mit Flächenflugzeugen Besucher direkt aus den Touristen-Hochburgen wie Las Vegas (Nevada) oder Page (Arizona) an den Grand Canyon fliegen und somit eine deutlich größere Kundenbasis generieren konnten.

Grand Canyon Airlines gilt als älteste Rundfluggesellschaft der Welt

1927 als Scenic Airways gegründet, gilt die seit 1930 als Grand Canyon Airlines operierende Fluggesellschaft als älteste Rundfluggesellschaft der Welt. Ihre Gäste rumpelten anfangs noch mit einmotorigen Stinson Detroiter oder Ford Trimotor über den Grand Canyon. Bereits 1928 erwarb die Gesellschaft brachliegendes Ackerland in der Nähe von Phoenix (Arizona), um dort eine eigene Betriebsbasis zu errichten. Damit avancierte Scenic Airways nicht nur zu einer der ersten Fluggesellschaften mit eigenem Flughafen, sondern auch zur Gründerin des heutigen Phoenix Sky Harbour International Airport, einem der größten Flughäfen im Südwesten der USA.

Tower Butte, ein mehr als 300 Meter aufragender Sandsteinfel- sen, ist eines der spektakulärsten Ziele der Papillon-Helikopter.
Tower Butte, ein mehr als 300 Meter aufragender Sandsteinfel- sen, ist eines der spektakulärsten Ziele der Papillon-Helikopter. Bild: Andreas Rohde

Über die folgenden Jahrzehnte konnte Grand Canyon Airlines ihr Geschäft immer weiter diversifizieren, und neben Rundflügen wurden zeitweise auch Linienverbindungen zwischen den touristischen Zielen der Region angeboten. Als die Firma 1967 zum Verkauf stand, ergriff Halverson die Chance und vereinte die Dienste seiner Grand Canyon Helicopters mit denen der Grand Canyon Airlines, um fortan ein umfassendes Angebot touristischer Flüge zum, am und im Grand Canyon anbieten zu können.

Stetig steigende Besucherzahlen am Grand Canyon während der sechziger und siebziger Jahre beflügelten auch weitere Konkurrenzunternehmen, allen voran die 1967 von John und Elisabeth Seibold am Flugplatz North Las Vegas gegründete Scenic Airlines. Mit ihrer strategisch günstigen Basis in Las Vegas wuchs die neue Firma schnell von einer einzigen Cessna zum bedeutendsten Rundflugunternehmen der Region.

Die F27-500 von Eagle Scenic Airlines Fokker zeigt sich 1999 in der damals neuen Bemalung nach der Fusion mit Scenic Airlines.
Die F27-500 von Eagle Scenic Airlines Fokker zeigt sich 1999 in der damals neuen Bemalung nach der Fusion mit Scenic Airlines.

Im Jahr 1983 war sie sogar maßgeblich an der Entwicklung der DHC-6 VistaLiner beteiligt. Dabei handelt es sich um die Umrüstung bestehender DHC-6 Twin Otter mit sehr großen Panorama-Fenstern und einem mehrsprachigen Audiosystem, das Passagieren vom Band den Rundflug erklärt. Auch Flugleistungssteigerungen wurden verbaut.

Basis wird zum Harry Reid International Airport  verlegt

Mit zunehmender Größe des Unternehmens wurde die Basis schließlich zum Harry Reid International Airport (früher McCarran) verlegt, nur wenige Minuten vom Las Vegas Strip entfernt. Damit wuchs Scenic Airlines zum marktdominierenden Unternehmen. Im Jahr 1999 erfolgte eine weitere Konsolidierung durch die Fusion mit Eagle Canyon Airlines zur Eagle Scenic Airlines. Die deutlich größeren Fokker-F27-Turboprops der Eagle Canyon Airlines erlaubten jetzt sogar Liniendienste zwischen Las Vegas und dem Grand Canyon National Park Airport, während das Schwesterunternehmen Eagle Jet Charter mit Douglas DC-9-14 und MD-82 Charterflüge von weiter entfernten Zielen anbot. Im Jahr 2007 griff Halverson erneut zu und erwarb den Rundflugbetrieb der Eagle Scenic Airlines, den er nun mit seiner Grand Canyon Airlines unter dem neuen Namen Grand Canyon Scenic Airlines zusammenführte.

Übernahme der Papillon Hawaiian Helicopters

Während Halverson sein Grand-Canyon-Geschäft durch strategische Übernahmen zu einer marktdominanten Position führen konnte, versuchte er auch außerhalb der angestammten Region seine aviatischen Aktivitäten zu diversifizieren und übernahm in den neunziger Jahren die Papillon Hawaiian Helicopters im weit entfernten Pazifischen Ozean.

Die Kabine der DHC-6 Vistaliener bietet nicht viel Platz, aber große Fenster für den Blick auf die vorbeiziehende Landschaft.
Die Kabine der DHC-6 Vistaliener bietet nicht viel Platz, aber große Fenster für den Blick auf die vorbeiziehende Landschaft. Bild: Andreas Rohde

Das Engagement im fernen Inselparadies war jedoch nicht von Dauer, der Name Papillon (französisch für Schmetterling) aber schon, denn er wurde für die gesamte Firmengruppe übernommen und bis heute beibehalten. Stetig steigende Besucherzahlen führten dazu, dass sie den aus allen Nähten platzenden Harry Reid International Airport in Las Vegas verließ und nach Boulder City umzog. Nur 30 Kilometer von Las Vegas entfernt bot sich in Boulder City die Gelegenheit, ein auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenes Terminal zu errichten.

Im März 2003 schließlich konnte Papillon ihr Terminal beziehen, das auch Büroflächen und einen eigenen Tower umfasst. Shuttlebusse verbinden den Airport mit Las Vegas und sind für Papillon-Passagiere kostenfrei. Mit ihren Tochterunternehmen Grand Canyon Scenic Airlines und Papillon Grand Canyon Helicopters betreibt die Papillon-Gruppe derzeit 40 Helikopter und 18 Flächenflugzeuge. Das sind zwar immer noch weniger als vor der Pandemie, aber trotzdem die größte fliegende Sightseeing-Flotte der Welt.

Was kostet eine Sightseein-Tour?

Und was kostet eine Sightseeing-Tour? Papillon Grand Canyon Helicopter Tours bietet eine Vielzahl von Helikopterrundflügen über den Grand Canyon an, mit Preisen, die je nach Tourdauer, Abflugort und zusätzlichen Leistungen variieren. Beispielsweise beginnt die 25-minütige „North Canyon Tour“ ab dem South Rim bei etwa 299 US-Dollar, knapp 300 Euro, pro Person. Die 45-minütige „Imperial Tour“ kostet ab 399 US-Dollar pro Person. Von Las Vegas aus startet die „Golden Eagle Tour“ ohne Zwischenlandung ab 399 US-Dollar pro Person. Die „Grand Celebration Tour“ mit Landung im Canyon und einem leichten Picknick beginnt bei 499 US-Dollar pro Person.

Text & Fotos: Andreas Rohde