Der Luftfahrtsektor verursacht seit 2019 Schadensforderungen in Höhe von 14 Milliarden Euro – trotz guter Unfallbilanz! Wie kann das sein?

In einer Analyse zum Luftfahrtsektor ermittelte die Allianz Commercial, eine Tochter der Allianz-Versicherung, dass dieser global seit 2019 Schadensansprüche in Höhe von rund 14 Milliarden Euro verursacht hat. Die Allianz hat dabei 32000 Schäden untersucht und stellt fest, dass der Luftverkehr für einige der größten und aufsehenerregendsten Schäden der Versicherungsbranche verantwortlich sei.

Allianz-Studie: Spektakuläre Unfälle zwischen Januar und Mai

Und das bei den besten Sicherheitswerten aller Zeiten, die die Branche vor allem im vergangenen Jahr für sich verbuchen konnte! 63 Prozent der Schäden traten in Folge von Kollisionen oder Unfällen auf und verursachten dabei 85 Prozent der Schadensumme. Allein zwischen Januar und Mai dieses Jahres kamen 23 Flugzeuge von der Landebahn ab und wurden ein Versicherungsfall.

Luftfahrt ist sicher, aber nicht sicher genug

22 Prozent der Schäden waren hingegen auf fehlerhafte Verarbeitung oder mangelhafte Produkte zurückzuführen. Naturkatastrophen (4 Prozent), Triebwerksausfälle (3 Prozent) oder Feuer (1 Prozent) hatten hingegen nur einen marginalen Anteil. Laut der Studie soll das globale Fluggastaufkommen in diesem Jahr um 10,4 Prozent auf ein Allzeithoch ansteigen.

Die Luftfahrt-Schadensfälle seit 2019, aufgeschlüsselt nach deren prozentualen Wert (oben) und deren Anzahl. Bild: Allianz

„Der Luftfahrtmarkt befindet sich in einer interessanten und möglicherweise noch nie dagewesenen Situation, weil der traditionelle Marktzyklus durch die Auswirkungen von Pandemien und Kriegen unterbrochen wurde. Zugleich führt das kontinuierliche Wachstum des Sektors dazu, dass die Prämien in diesem Jahr ein Rekordhoch von mehr als acht Milliarden US-Dollar erreichen“, sagt Tom Fanden, Global Head of Aviation bei Allianz Commercial.

Problem: Runway Incursions

Allianz Commercial sieht in Bezug auf Schadensansprüche insbesondere die steigende Anzahl an Runway Incursions als Grund zur Sorge. Spektakulärstes Beispiel war im Januar die Kollision zwischen einem landenden Airbus A350 der Japan Airlines und einer Dash 8 der Japanischen Küstenwache, die sich ohne eine Freigabe der Fluglotsen auf der identischen Piste des Flughafens Tokio-Haneda befand.


 

Weniger Aufsehen erregend, aber ebenso kostenintensiv sind laut der Studie die in den vergangenen Jahren erheblich gestiegenen Kosten für Flugzeugreparaturen. Als Ursache führt sie höhere Kosten für Flugzeugkomponenten und höhere Arbeitslöhne an. Der Mangel an Fachkräften und Bauteilen – und somit längere und teurere Reparaturen –  wirken sich ebenso negativ aus.

Vermehrte Heli-Unfälle

Überraschend ist hingegen die massive Anhäufung von Schäden in Verbindung mit Hubschrauberflügen. Laut Allianz nutzen nach der Aufhebung der globalen Corona-Beschränkungen immer mehr Touristen die Möglichkeit zu Rundflügen per Hubschrauber, die nicht alle glimpflich verlaufen.