NASA mit BOEING X-66A: Dünner Flügel für grünes Fliegen
Das ungewöhnliche Flügeldesign der X-66A ist auf Wirtschaftlichkeit getrimmt. Die einzige Frage die bleibt, ist: Setzt sich das neue Design langfristig durch?
Die McDonnell Douglas MD-90-30 war kein großer Verkaufserfolg – doch wird ein Exemplar des Zweistrahlers die Grundlage für das jüngste X-Experimentalflugzeug der NASA liefern. Bereits 2028, so die Hoffnung von Boeing-CEO Dave Calhoun (siehe Interview in AERO INTERNATIONAL 8/2023) soll die verkürzte MD-90-30 als X-66A an den Start gehen. Die NASA und Boeing bemühten sich um den X-Plane-Status, nachdem die Behörde Anfang des Jahres den Zuschlag für das Projekt „Sustainable Flight Demonstrator“ erhalten hatte.
U.S. Air Force mit seltener Auszeichnung
Die U.S. Air Force verleiht den X-Plane-Status nur für Entwicklungsprogramme, die revolutionäre experimentelle Flugzeugkonfigurationen schaffen wollen. Mit wenigen Ausnahmen sind X-Flugzeuge dazu bestimmt, Entwürfe und Technologien zu testen, die in andere Flugzeugkonstruktionen übernommen werden können. Sie dienen nicht als Prototypen für die Serienproduktion. Boeing erhofft sich daher auch Testergebnisse, die in seinen ab 2035 geplanten, neuen Mittelsteckenjet einfließen könnten. Sollte sich das Design des als Ablösung der Boeing 737 geplanten Musters an den ersten Computergrafiken der X-66A orientieren, wäre es ein Bruch mit allen bisher im zivilen Flugzeugbau realisierten Entwürfen. Kernelement der X-66A sind ihre extra langen, dünnen Flügel, die durch diagonale Streben stabilisiert werden.
„Transonic Truss-Braced Wing“-Konzept für Nachhaltiges Fliegen
Dieses auf Englisch „Transonic Truss-Braced Wing“ bekannte Konzept wurde von Boeing vorab entwickelt, und soll nicht nur zu einem geringeren Treibstoffverbrauch beitragen, sondern auch die Installation von Triebwerken mit einem extrem großen Fandurchmesser oder offenen Turbinen ohne Gehäusen ermöglichen. Solche Möglichkeiten sind bei der aktuellen Boeing 737 mit ihrer Tiefdecker-Konstruktion nicht gegeben, womit die MAX voraussichtlich deren finale Generation sein wird. Für den Sustainable Flight Demonstrator hat die NASA mit Boeing eine Vereinbarung im Rahmen des Funded Space Act getroffen, wonach die Behörde über einen Zeitraum von sieben Jahren 425 Millionen US-Dollar investieren wird, während der Flugzeughersteller und seine Partner den Rest der auf etwa 725 Millionen US-Dollar geschätzten Kosten tragen. Die NASA wird zudem ihr technisches Knowhow und ihre Forschungseinrichtungen zur Verfügung stellen.