Lufthansa Group: Konzernergebnis rutscht in die roten Zahlen
Die Lufthansa Group schreibt in den ersten sechs Monaten des laufendes Bilanzjahres 2024 einen Verlust von 265 Millionen Euro. Jetzt wird gegengesteuert. Die Kernmarke Lufthansa Airlines soll effizienter und qualitativ besser werden.
Noch vor einem Jahr sah die Welt der Lufthansa Group rosig aus: Die Nachfrage nach Flugreisen war überproportional hoch, und die Deutsche Lufthansa AG profitiert darüber hinaus von der Kapazitätsknappheit und des daraus resultierenden hohen Preisniveaus. Unterm Strich konnten von jenen 16,4 Milliarden Euro Umsatz, die im ersten Halbjahr 2023 erwirtschaftet wurden, 414 Millionen Euro auf der Habenseite verbucht werden.
Jetzt, im ersten Halbjahr 2024, liegt der Gesamtumsatz des Konzerns noch einmal um sechs Prozent höher, genau genommen bei 17,4 Milliarden Euro. Vor allem die schweizerische Tochter Swiss, aber auch Lufthansa Technik erwirtschaften satte Profite. Doch das Konzernergebnis ist dennoch in die roten Zahlen gerutscht: Der Verlust beläuft sich auf 265 Millionen Euro. Nicht zuletzt wegen der Kernmarke Lufthansa Airlines.
Lufthansa Group-Chef Carsten Spohr: „Nachfrage nach Flugreisen weiterhin stark“
Dabei: „Fliegen hat nichts von seiner Faszination verloren – die globale Nachfrage nach Flugreisen ist weiterhin stark“, betont Konzernchef Carsten Spohr. Dadurch habe der Kranich erstmals die Marke von zehn Milliarden Euro Umsatz im zweiten Quartal übertreffen können. „Aufgrund der aber auch zunehmenden angebotenen Sitzplatzkapazitäten hat sich die Normalisierung der Flugpreise und Durchschnittserlöse im ersten Halbjahr in allen Märkten weltweit fortgesetzt.“
Und Lufthansa Airlines plagen grundlegende Probleme. „Denn zusätzlich zu den Effekten der Marktentwicklung kamen Sondereffekte wie die hohen Streikbelastungen, weitere Verzögerungen von Flugzeugauslieferungen und daraus resultierende Ineffizienzen, aber auch strukturelle Probleme der Airline zum Tragen“, so der Vorstandsvorsitzende weiter.
Warum schwächelt Lufthansa Airlines?
Lufthansa Airlines ist in besonderem Maße mit Herausforderungen aus der negativen Marktentwicklung im wichtigen Verkehrsgebiet Asien/Pazifik konfrontiert und leidet eigenen Aussagen zufolge unter der Ineffizienz des eigenen Flugbetriebs und dem der CityLine. Doch auch die stark verspäteten Flugzeugauslieferungen führen zu Problemen bei der Bereederung und zu zusätzlichen Wartungskosten der noch eingesetzten älteren Flugzeuge. Auch die im Vergleich überproportional gestiegenen Standortkosten in Deutschland sowie neue Tarifverträge für Cockpit, Kabine und Boden belasten das Ergebnis. Insgesamt verzeichnete allein die Lufthansa Airlines einen Halbjahresverlust von 427 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum konnte noch ein Gewinn von 149 Millionen Euro erwirtschaftet werden.
Welche Maßnahmen ergreift der Lufthansa-Konzern?
Ein ausgeglichenes Ganzjahresergebnis zu erzielen, dürfte Lufthansa Airlines so zunehmend schwerer fallen. Die Airline hat deshalb neben kurzfristigen Sparmaßnahmen ein umfangreiches Turnaround-Programm auf den Weg gebracht. Es gilt, die Effizienz zu steigern, Komplexitäten zu reduzieren, die Qualität zu verbessern und damit die Kernmarke zukunftsfähig aufzustellen. Zur Steigerung der Erlöse soll die Einführung des neuen Bordproduktes Allegris beschleunigt und in weitere Produkt- und Serviceverbesserungen investiert werden.
Auch stehen Verbesserungen des Kundenerlebnisses dank eines reibungslosen und effizienten Flugbetriebs, beispielsweise mithilfe der weiteren Digitalisierung von Services am Boden, auf der Agenda. Der Optimierung des Netzwerks im Hinblick auf die stärkere Saisonalisierung der Nachfrage gilt ebenfalls ein Augenmerk. Zudem lautet ein weiteres Ziel: die Steigerung der Produktivität, etwa durch die Weiterentwicklung der Crewplanungssysteme.
Lufthansa strebt darüber hinaus eine Homogenisierung der Langstrecken-Flotte an. Die A340-300, A340-600, A330-200 und Boeing 747-400 sollen bis spätestens 2028 stillgelegt werden. Beschlossene Sache ist außerdem der strategische Ausbau der Flugbetriebe von Discover Airlines und Lufthansa City Airlines, um das Angebot an den Standorten Frankfurt und München zu wettbewerbsfähigen Kosten weiterentwickeln zu können.
Wie wird das Jahresergebnis der Lufthansa aussehen?
Grundsätzlich rechnet die Lufthansa-Gruppe mit einem deutlich positiven Jahresergebnis für den gesamten Konzern, „auch weil wir Maßnahmen zur Ergebnissicherung eingeleitet haben. Unter Herausnahme der Streikeffekte sind wir überzeugt, dass wir im Gesamtjahr eine stabile Stückkostenentwicklung erreichen werden”, sagt Michael Niggemann, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG.
Der Kranich erwartet, dass die globale Nachfrage nach Flugreisen weiterhin sehr robust sein wird, insbesondere durch Privatreisende. Die Airlines der Lufthansa Group rechnen erneut mit einem guten Reisesommer. Insgesamt liegen die Buchungen bis Ende Oktober um mehr als zehn Prozent über dem Vorjahr. Die beliebtesten Sommer-Reiseziele 2024 sind erneut Spanien, Portugal, Italien und Griechenland und bei Fernreisen USA, Japan oder das südliche Afrika. Dabei leisten sich auch in diesem Jahr wieder viele Urlauber ein Ticket in einer der Premiumklassen.
Die Lufthansa Group plant im dritten Quartal mit einer Kapazität von rund 96 Prozent des Vorkrisenniveaus. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die Durchschnittserlöse in diesem Zeitraum im Vorjahresvergleich um einen niedrigeren einstelligen Prozentwert reduzieren. Für die Stückkosten wird ein Anstieg in ähnlicher Höhe erwartet. Insgesamt rechnet die Lufthansa Group im dritten Quartal aufgrund der Herausforderungen bei Lufthansa Airlines mit einem Rückgang des operativen Gewinns gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damals standen unterm Strich 1,5 Milliarden rabenschwarze Euro.