In der Lufthansa Group gibt es mit Lufthansa City Airlines einen Neuzugang, keinesfalls zu verwechseln mit der bereits existierenden Lufthansa CityLine. Wir beantworten brennende Fragen rund um den Start der neuen Konzerntochter.

Am 26. Juni ging der Neuling an Europas Himmel erstmals an den Start: Lufthansa City Airlines. Der erste Flug führte von München nach Birmingham. Die Passagiere dürften nicht mitbekommen haben, dass sie in einer neuen Fluggesellschaft unter dem Dach der Lufthansa unterwegs sind. Das sollen sie auch nicht, weshalb innen alles ist wie gewohnt – der Look, die Sitze, der Service und übrigens auch die Preise. Allein das in hellblau hinter den Lufthansa-Schriftzug gesetzte „City“ und die Kennung VL in der Flugnummer lassen erkennen, dass da etwas anders ist. AERO INTERNATIONAL klärt die wichtigsten Fragen rund um die Fluggesellschaft Lufthansa City Airlines.

1. Warum eine Lufthansa City Airlines?

Das, was anders ist, ist für die Passagiere nicht wahrnehmbar. Es ist die Bezahlung der Crew in Cockpit und Kabine. Lufthansa City ist ein erneuter Versuch des Lufthansa Managements, sich gegen den Kostendruck zu stemmen. War die Spritrechnung in der Vergangenheit in vielen Jahren der größte Posten auf der Ausgabenseite, so sind es nun die Personalkosten. 2023 gaben die Passage-Airlines der Lufthansa 4,2 Milliarden Euro für Kerosin aus, aber 5,4 Milliarden Euro für die Löhne und Gehälter ihrer 61000 Beschäftigten.

2. Seit wann gibt es Lufthansa City Airlines?

Gegründet wurde Lufthansa City bereits 2022. So lange haben die Vorbereitungen für ihren Start gedauert, einschließlich des Zulassungsverfahrens und der Erteilung der Flugbetriebsgenehmigung. Fliegt der Neuling anfangs nur mit den beiden Airbus A319 mit den Kennzeichen D-ABGH und D-ABGK, die schon bei Air Berlin, Eurowings und der Lufthansa CityLine ihren Dienst versehen haben, so soll die Flotte rasch wachsen und vor allem moderner werden.

3. Wie wird die Flotte in der Zukunft aussehen?

Bis Ende des Jahres sollen noch zwei oder drei neue Flugzeuge hinzukommen, ab Januar 2025 dann aber jeden Monat mindestens ein weiteres. Bis 2028 dann über 50 Flugzeuge den Zusatz „City“ am Rumpf tragen werden. Ein großer Teil davon wird Airbus A220 sein, von denen Lufthansa 30 Maschinen bestellt hat. Im Sommer 2026 will sie die ersten Flugzeuge übernehmen. Entsprechend zur Flottengröße soll das Streckennetz wachsen. Für das nächste Jahr werden Frankfurt als zweite Basis sowie sechs innerdeutsche Routen hinzukommen. Auch eine Reihe europäischer Destinationen sind in Planung.

Nur durch den „City“- Zusatz unterscheiden sich die City-Airlines-Maschinen von den Jets der Lufthansa.
Nur durch den „City“-Zusatz unterscheiden sich die City-Airlines-Maschinen von den Jets der Lufthansa. Bild: Dietmar Plath

4. Was passiert mit Lufthansa CityLine?

Bislang reklamiert die Lufthansa CityLine, die Rolle des „Spezialist für den Hubverkehr an den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München“ für sich und schreibt auf der Website: „Wir ergänzen das weltweite Lufthansa Streckennetz um Flüge zu europäischen Wirtschaftsmetropolen und Regionalzentren.“ Doch mit dem Start der neuen Gesellschaft sind ihre Tage gezählt. City Airlines wird die traditionsreiche CityLine, die seit 1993 zum Konzern gehört, ersetzen.

5. Was ist der Grund für den Ersatz der CityLine durch City Airlines?

Die Begründung dafür ist die sogenannte Scope Clause. Diese Vereinbarung begrenzt die Größe der Flugzeuge, die bei der CityLine eingesetzt werden dürfen auf 95 Sitze. Diese Beschränkung ist ein auch in den USA häufig angewandtes Mittel. Mit ihm verhindern die Piloten-Gewerkschaften, dass die Mutter-Airlines das traditionell niedrigere Tarifniveau der kleinen Zubringer ausnutzen, um dort durch den Einsatz größerer Flugzeuge zu wachsen.


6. Warum betreibt Lufthansa CityLine dennoch größeres Fluggerät?

Zwar betreibt die CityLine mit ihren A319 und A320neo derzeit neben den Bombardier CRJ900 und Embraer E190 auch Flugzeuge mit größerer Kapazität, dies ist aber nur möglich dank der sogenannten Perspektivvereinbarung zwischen Lufthansa und den Piloten. Diese wurde aber von Lufthansa gekündigt und läuft damit 2027 aus. Konzernchef Carsten Spohr führt zudem ins Feld, dass die ersten CRJ900 dann ersetzt werden müssten und mit Flugzeugen dieser Größe in Europa heute ohnehin kein Geld zu verdienen sei. Die jüngsten CRJ900 sind allerdings erst sieben Jahre alt.

7. Lufthansa City Airlines: Wie sind die Konditionen für das Kabinenpersonal?

Laut Flugbegleitergewerkschaft UFO ist der Wechsel mit einem Verzicht auf ein dreizehntes Monatsgehalt und den Zuschuss zum Urlaubsgeld verbunden. Es gibt zum Beispiel auch keinen Zuschlag für Stunden, die über die normale Dienstzeit hinausgehen und keine Beschränkung mehr bei der Zahl der Flüge pro Tag oder pro Monat. Die Ruhezeiten zwischen den Flügen beträgt nur noch das gesetzliche Minimum, Änderungen im Dienstplan sind unbeschränkt möglich und auch die Zahl der freien Tage pro Jahr sinkt von 126 auf 116.

Kein Wunder also, dass UFO von einem Wechsel abrät und darauf hinweist, dass durch einen freiwilligen Arbeitgeberwechsel Ansprüche verloren gehen, die sich aus einer langjährigen Betriebszugehörigkeit bei der CityLine ergeben.

Die Personalknappheit, vor allem beim Cockpitpersonal, dürfte das Wachstum der ohne Tarifvertrag arbeiteten City Airlines bremsen.
Die Personalknappheit, vor allem beim Cockpitpersonal, dürfte das Wachstum der ohne Tarifvertrag arbeiteten City Airlines bremsen. Bild: Lufthansa

8. Bedeutet dies neue Streiks bei Lufthansa City Airlines?

Der Lufthansa steht auf Sicht der nächste Konflikt mit den Gewerkschaften ins Haus, denn für Lufthansa City Airlines gibt es keinen Tarifvertrag. Der Konzern wirbt beim fliegenden Personal unter den 2200 CityLinern zwar für einen Wechsel, aber die Bedingungen dort sind deutlich schlechter, sonst ließe sich die von Lufthansa anvisierten Kostensenkung auch nicht realisieren.

9. Was sagt die Vereinigung Cockpit zur Gründung der City Airline?

Auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit kritisiert die beabsichtigte Schließung der CityLine scharf und bezeichnet die Gründung der City Airline als eine Umgehung tariflicher Regelungen. Sie habe mehrfach angeboten, die Beschränkung auf 95 Sitze anzupassen, um den Fortbestand der CityLine zu sichern.

Die Achillesferse des Projekts „City Airline“ wird wohl ohnehin der angespannte Arbeitsmarkt werden. Piloten wie auch Flugbegleiter sind derzeit Mangelware. Bestes Zeichen dafür, dass die Knappheit an Piloten auch die Lufthansa erreicht hat, ist diese Nachricht: Seit neuestem kreditiert die Lufthansa angehenden Piloten ihre Ausbildungskosten nahezu vollständig. Statt 60 000 Euro Startkapital brauchen sie in Zukunft nur noch einen Eigenanteil von 10 000 Euro mitzubringen.

Text: Heinrich Großbongardt