Schlemmen über den Wolken: Was Köche früher an Bord servierten
Weihnachten steht vor der Tür – und somit die Zeit der üppigen Braten, hochprozentigen Getränke und leckeren Desserts. Manche Tafel, an der sich Familie, Freunde und Kollegen an den bevorstehenden Festtagen versammeln, wird auch in diesem Jahr an das so genannte „Goldene Zeitalter des Luftverkehrs“ erinnern.
Als das „Goldene Zeitalter“ wird eine von Mitte der vierziger bis Ende der siebziger Jahre währende Ära bezeichnet, in der Airlines über den Service und nicht den Ticketpreis im Wettbewerb standen. Das Ergebnis war ein luxuriöser Bordservice, der an das fiktive Schlaraffenland erinnert. In dessen Welt gehört der Genuss zur größten Tugend seiner Bewohner – und Milch, Honig sowie Wein fließen statt Wasser durch seine Bäche.
Wettbewerb zwischen Airlines über Service
Und so singt Sammy Davis Jr. in einem Pan-Am-Werbefilm der frühen sechziger Jahre denn auch, dass „Milch und Honig fließen“, während vor den Augen der Zuschauer der opulente Service an Bord einer Boeing 707 zelebriert wird.
Wer in der First Class jener Zeit reiste, tat dies bei Lufthansa gleich eines „Senators“, als „Ambassador“ (Botschafter) bei TWA, aber nur bei Pan Am wurde man wie ein „President“ behandelt. Königlichen Glanz verlieh ihren Gästen hingegen die „Royal Viking First Class“ der skandinavischen SAS.
An Bord der Lockheed Super Constellation und Super Star der Lufthansa flog in den fünfziger Jahren ein Koch mit. Er bereitete die am Boden vorbereiteten Braten fachgerecht in den Bordküchen zu. Stilecht mit langen, scharfen Messern, die er stets in einem Koffer mit sich führte und bei heutigen Sicherheitskontrollen die Alarmglocken schrillen ließen.
Köche an Bord
Stichwort Sicherheitskontrolle. Die gab es noch nicht in den fünfziger Jahren. Wer wollte, konnte sogar über die niedrigen Zäune am Vorfeldrand klettern und sich die Flugzeuge von Nahem betrachten.
Erst in den Sechzigern gab es sporadische Sicherheitschecks. Doch erst die globale Terrorismuswelle in den Siebzigern, mit zahlreichen Flugzeugentführungen, führte langsam zu einem Umdenken und einer flächendeckenden Einführung der heute zum Standard zählenden Fluggast-, Fracht- und Gepäckkontrollen.
Doch was gab es nun an Bord zu essen? Diese Frage beantworten diverse Kochbücher jener Airlines, die auf das über den Wolken gebotene Catering besonders stolz waren. Darunter „Für Sie gekocht“ von Edmund Dittler. Er war der erste Chefkoch der Lufthansa und veröffentlichte im Jahr 1966 seine Auswahl der besten Bordgerichte der Lufthansa. Auch Pan Am und die skandinavische SAS veröffentlichten eigene Anleitungen zum Nachkochen der Bordkreationen am heimischen Herd.
Bei SAS handelte es sich sogar um die Speisen und Getränke, die nur an Bord eines einzigen Flugzeugtyps geboten wurden – der SE 210 Caravelle. SAS war 1959 die erste westliche Airline mit einem Jet auf der Mittelstrecke und entsprechend stolz darauf. Und so enthält diese Kochbroschüre denn auch sämtliche kulinarische Kreationen, die auf den einzelnen Jet-Flugstrecken an Bord jener Caravelle serviert wurden.
Wer einmal in der First Class mit einer Boeing 747 der Pan Am in den siebziger Jahren geflogen ist, wird dieses einzigartige Erlebnis sicherlich nicht mehr vergessen. Jene Fluggäste die dies wünschten, konnten im Oberdeck ihre Mahlzeiten zu sich nehmen. Dort verwandelte sich die auch bei anderen Airlines angebotene Lounge in ein kleines, sehr feines Restaurant.
Im Jumbo-Restaurant dinieren
Auch, wenn heutzutage in den Premiumklassen leckere Gerichte auf der Karte stehen und bei einigen Airlines sogar ganze Suiten in der First Class zu horrenden Preisen angeboten werden – nichts kommt hinsichtlich Exklusivität und Klasse an eine Flugreise im „Goldenen Zeitalter“ heran. Der Luftverkehr hat sich weiter entwickelt und – nicht immer zum Besten – das Reisepublikum auch.