Bei KLM steigen Umsatz, aber auch Kosten. Jetzt muss gegengesteuert werden. Die Airline kündigt ein Sparprogramm an, will zusätzlich die Produktivität steigern und an der Flottenmodernisierung festhalten.

Denkt KLM an die Zukunft, sieht sie sich zum Handeln gezwungen. Denn der Traditionscarrier, der immerhin diese Woche seinen 105. Geburtstag feiern konnte, sieht sich trotz Umsatzwachstum mit steigenden Kosten für Ausrüstung, Personal und Flughafengebühren konfrontiert.

So betrug der operative Verlust im ersten Halbjahr 2024 31 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum konnte noch ein Plus von 129 Millionen Euro notiert werden.

KLM muss sich folglich strukturell besser aufstellen und die operative wie finanzielle Leistungsfähigkeit verbessern. Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität haben Priorität.

Wie viel will KLM einsparen?

Das KLM-Management hat deshalb ein Maßnahmenpaket geschnürt, das die Steigerung der Produktivität, die Vereinfachung der Organisation, die Senkung der Kosten und die Verschiebung beziehungsweise den Aufschub von Investitionen beinhaltet. Mit dem Programm will KLM ihr Betriebsergebnis kurzfristig um 450 Millionen Euro verbessern. An ihrer umfassenden, milliardenteuren Flottenerneuerung hält sie hingegen weiterhin fest.

Wo sieht die KLM Probleme?

„Wie viele andere Fluggesellschaften leidet auch die KLM unter hohen Kosten und Engpässen bei Personal und Ausrüstung. Unsere Flugzeuge sind voll, aber unsere Kapazität ist noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Stand“, erklärt KLM-CEO Marjan Rintel.

Marjan Rintel ist CEO der KLM. Bild: KLM

KLM wolle weiterhin an der Spitze der Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie der Nachhaltigkeit stehen. Doch „um dies weiterhin zu können, müssen wir jetzt klare und effektive Entscheidungen treffen. Das ist für jeden KLM-Kollegen schmerzhaft, aber es ist notwendig, und es muss jetzt getan werden“.

Warum hält KLM an der Flottenmodernisierung fest?

Dass die Maßnahmen die Cash-Position stärken und das Finanzmanagement verbessern werden, glaubt auch Bas Brouns, Finanzvorstand der Fluggesellschaft. Das Paket werde „uns in die Lage versetzen, die geplanten Milliardeninvestitionen in die Erneuerung der Flotte und die Verbesserung des Kundenerlebnisses zu realisieren“.

Bas Brouns, Finanzvorstand der KLM. Bild: KLM

Zu Erinnerung: In den kommenden Jahren wird KLM ältere Flugzeuge durch eine leisere, sauberere und treibstoffeffizientere Flotte ersetzen. „Dabei werden wir auch die Vereinbarungen mit der Regierung einhalten und die Lärmbelästigung für die Anwohner von Schiphol verringern“, so Brouns weiter.

Wie sieht das Flottenerneuerungsprogramm aus?

KLM investiert in den kommenden Jahren sieben Milliarden Euro in die Erneuerung ihrer Flotte, was einen beträchtlichen Anteil an ihrem gesamten Investitionsportfolio ausmacht. Erst vor kurzem hat die Fluggesellschaft ihre ersten A321neo erhalten, mit ihnen sowie mit A320neo soll die in die Jahre gekommene Boeing-737-Flotte ersetzt werden.

Im August traf die erste A321neo der KLM in Amsterdam ein. Bild: KLM

Und es werden weitere fabrikneue Maschinen hinzukommen: Bei KLM Cityhopper ergänzen Embraer-E2-Modelle ältere Embraer 175 und 190. Auf Interkontinentalflügen möchte KLM in Zukunft auf fünf weitere Boeing 787-10 setzen. Außerdem sollen ab 2026 mehrere A350 zur Flotte stoßen, die Boeing 777 und A330 ersetzen werden.

Schließlich hat KLM vier A350F für ihre Frachtabteilung bestellt, die die Boeing-747-Frachter ablösen sollen. Auch wenn die Airline mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen hat, erwartet sie doch, dass die bestellten Flugzeuge wie geplant in den Niederlanden eintreffen werden.

Welche Maßnahmen ergreift die KLM?

Auf der jetzt veröffentlichten Agenda ganz oben steht die Steigerung der Produktivität der Belegschaft um mindestens fünf Prozent bis 2025. Erreicht werden soll dies unter anderem durch Automatisierung, Mechanisierung und Verringerung der Abwesenheit von Mitarbeitern – heißt es in der Unternehmensmitteilung.

Außerdem gilt es, den Pilotenmangel zu beheben und sicherzustellen, dass alle Flüge mit eigenen Piloten durchgeführt werden können. Wichtig sei hier, auch ein besseres Gleichgewicht zwischen Interkontinental- und Europaflügen zu finden.

Denkt KLM an eine Auslagerung der Technik?

Aufgrund des ebenfalls festzustellenden Mangels an Technikern und anhaltender Lieferkettenprobleme führt KLM aktuell weniger Flüge durch als gewollt. Künftig lautet das Ziel, die auf personelle wie zuliefererbedingte Probleme in der Maintenance zurückzuführenden Flugannullierungen zu verringern. Sollte dies nicht zu ausreichenden Ergebnissen führen, werden Optionen zur partiellen Auslagerung der Wartung geprüft, teilt das KLM-Management mit.

Welche Investitionen stehen zur Disposition?

Das Gros der Investitionen kommt bei KLM fortan auf dem Prüfstand. Davon ausgenommen ist wie bereits erwähnt die Flottenerneuerung, Investitionen in die (Arbeits-)Sicherheit und die Einhaltung von Vorschriften sowie die Einführung neuer Produkte an Bord. Derzeit laufen Versuche mit einem erweiterten Catering-Angebot und einer Optimierung des Flugzeuglayouts, die zu einer Umsatzsteigerung von mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr führen sollen.

Zudem möchte sich das Unternehmen schlanker aufstellen: Die Organisation soll vereinfacht werden, um mehr Synergien zu erzeugen und Überschneidungen und Overhead zu vermeiden. Ein Beispiel dafür ist laut KLM die geplante Umstrukturierung der Flugdienste und der Ausbildungsorganisationen.

Darüber hinaus wird der Carrier auch Optionen für die Auslagerung, Verkauf oder Einstellung von Aktivitäten prüfen, die nicht direkt zum Flugbetrieb beitragen, da nimmt Marjan Rintel kein Blatt vor den Mund. „Unser Ziel und bleibt es, eine gesunde und zukunftssichere KLM zu betreiben. Wir werden alles tun, um unser Netz und unsere Dienstleistungen für unsere Kunden aufrechtzuerhalten und die Arbeitsplätze in unserem Unternehmen zu sichern. Mit diesem Paket legen wir das Fundament für eine starke KLM, die auch in den kommenden 105 Jahren die Niederlande mit dem Rest der Welt verbinden wird.“