KLM: Mit A321neo in eine neue Ära
KLM hat eine erste A321neo in die Flotte integriert und jetzt in den kommerziellen Dienst geschickt. Einer der drei Erstflüge führte von Amsterdam nach Berlin. Und das ließ sich AERO INTERNATIONAL natürlich nicht entgehen.
Carl-Erik Schelleman kommt auf dem Vorfeld des Flughafens BER aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Ist sie nicht wunderschön? Diese Farben, die elegante Linie. Sie ist so leise, viel sauberer. Und erst das Interieur: Elegant, geräumiger als die Vorgänger, viel kundenfreundlicher!“
Sie, das ist die erste A321neo der KLM. Der Airbus trägt das Kennzeichen PH-AXA. Carl Schelleman wiederum ist Deutschland- Direktor bei Air France-KLM und, obwohl ein alter Hase im Business, am heutigen Tag der offiziellen Erstflüge des neuen Musters von Amsterdam nach Kopenhagen, Berlin und Stockholm bei der Ankunft seines neuen Lieblings ganz aus dem Häuschen.
Warum hat sich KLM für die A321neo entschieden?
Was aber macht das Ereignis so besonders und berichtenswert, fliegen doch A321neo bei anderen Fluggesellschaften schon seit einiger Zeit und teilweise bereits in beachtlicher Stückzahl? Nun: Für KLM, seit vielen Jahrzehnten bei der Mittelstreckenflotte treue Boeing-Kundin, hat ein neues Zeitalter begonnen. Der Wechsel zum europäischen Hersteller Airbus gleicht einer Zäsur.
Im Gespräch mit AERO INTERNATIONAL erläutert der Deutschlanddirektor, warum: „Wir haben gewissenhaft unsere Optionen für einen Ersatz unserer bisherigen Boeing-737-Flotte geprüft – sowohl im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte, Umschulungs- und Trainingsaufwand, Auswirkungen auf Piloten und Kabinenpersonal, aber auch auf Lieferverlässlichkeit und Planungssicherheit für unser Streckenportfolio. Die A320neo-Familie (also A320neo und A321neo) bot für unsere Zwecke das mit Abstand beste Paket.“
Was verspricht sich KLM von der A321neo?
So böten die Airbusse neuster Generation – „neo“ steht hierbei für „new engine option“ – deutlich verbesserte Performance-Werte. Konkret sei die A321neo bei den Passagier-Tonnenkilometern rund 21 Prozent sparsamer als die Boeing-737-Modelle, die sie bei KLM derzeit ersetzt. Ebenso beeindruckend ist die um die Hälfte reduzierte Lärmbelastung. Die Anwohner an den Flughäfen werden es danken. Aber auch die Kasse der KLM wird entlastet, sinken doch die lärmabhängigen Gebühren.
Zudem bietet der Flottenneuzugang in der Kabine erhöhten Komfort: „Breitere Sitze, größere Tische und, sehr wichtig, geräumigere Gepäckfächer sorgen für mehr Qualität an Bord. Jeder Sitz hat seinen eigenen USB-C-Anschluss und eine Halterung für Tablets oder Mobiltelefone. Normierte Kabinentrolleys können jetzt hochkant in den Bins verstaut werden. Das, zusammen mit dem breiteren Kabinengang, beschleunigt den Einsteigeprozess.“
Wie hat sich KLM auf die A321neo vorbereitet?
Das Erneuerungsprogramm bei KLM nimmt also weiter Fahrt auf. Allein der Ersatz der Boeing-737-Mittelstreckenflotte in den kommenden etwa fünf Jahren ist herausfordernd. 100 Festbestellungen plus 60 weitere Optionen auf die A320neo-Familie für die KLM-Gruppe, zu der auch Transavia France und Transavia Netherlands gehören, wollen integriert werden.
Dies beinhaltet auch ein anspruchsvolles Umschulungsprogramm für das Cockpitpersonal, das überwiegend durch interne Wechsel gewonnen wird. Der Konzern hat eigens einen neuen Simulator für die Beschleunigung der Crewtrainings angeschafft. Aber auch bei KLM Cityhopper würden laut Schelleman zunehmend neue Embraer-E2-Modelle die bisherigen Embraer 175 und 190 ergänzen beziehungsweise ersetzen. Auf den Langstrecken verdrängen Boeing 787-10 sowie A350 zunehmend die älteren und unwirtschaftlicheren Boeing 777 (Triple Seven) und A330.
„Die A321neo ist nicht nur ein Flugzeug, sondern auch ein Symbol für unser Bestreben, die Luftfahrt nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Ich bin gespannt, wie unsere Passagiere aus Berlin unser neues Produkt erleben werden“, lautet Carl-Erik Schellemans Resümee.
Autor: Lutz Schönfeld