Delta Air Lines war am vergangenen Wochenende stärker von dem weltweiten IT-Ausfall betroffen als jede andere Airline. Das hat die britische Datenplattform OAG ermittelt.

Wetterkapriolen, Streiks, technische Probleme am Flugzeug: Es gibt zahlreiche Gründe, warum Flüge ausfallen. Ein weltweiter IT-Ausfall zählt zu den eher seltenen. Dennoch hatte bislang kaum eine Computerpanne heftigere Auswirkungen als der Vorfall am vergangenen Freitag.

Ein fehlerhaftes Update des IT-Sicherheitsdienstleisters CrowdStrike sorgte für Chaos. Weltweit mussten Airports die Abfertigung einstellen und Flugzeuge am Boden bleiben. Selbst am Samstag und am Sonntag lief noch nicht alles wieder nach Plan, wie die britische Datenplattform OAG herausfinden konnte. Das Unternehmen hat den prozentualen Anteil der stornierten Flüge im Vergleich zum planmäßigen Flugbetrieb berechnet sowie Daten zu den 20 größten Flughäfen weltweit gesammelt.

Welche Airlines waren stark betroffen?

Das Ergebnis: Weltweit fielen 9650 Flüge der Datenpanne zum Opfer – 4128 am Freitag, 2903 am Samstag und 2619 am Sonntag. „Einige Fluggesellschaften waren eindeutig stärker als andere betroffen“, stellt John Grant, Chefanalyst von OAG, fest. Doch Delta Air Lines war besonders gebeutelt. Die Traditionsairline aus den USA meldete für das gesamte Wochenende rund 1500 Annullierungen pro Tag. Insgesamt musste der Konzern 4675 Flüge streichen – rund 25 Prozent all ihrer geplanten Starts.

Deltas US-Wettbewerber konnten ihre Dienste dagegen recht schnell wieder auf ein nahezu normales Niveau bringen. Fielen am Freitag noch 830 United-Airlines-Flüge aus, waren es am Sonntag 308 Starts. Insgesamt musste United 1706 Flüge canceln. Und American Airlines senkte die Zahl von 643 gestrichenen Flügen am Freitag auf 110 am Sonntag – zusammen schlugen 860 Annullierungen zu Buche.

Wie sah es außerhalb der USA aus?

Unter den europäischen Airlines meldete EasyJet die größten Probleme: 469 ausgefallene Flüge. Lufthansa musste laut OAG 281, Ryanair 271 Starts absagen. Interessanterweise meldeten die großen chinesischen Fluggesellschaften nur wenige Annullierungen, da CrowdStrike-Software in ihren Betrieben nicht eingesetzt wird. Emirates musste auf keinen einzigen Flug verzichten.

Welche Airports waren am schwersten betroffen?

Die Entwicklung der 20 größten Flughäfen weltweit entspricht der ihrer Platzhirsche: Deltas-Drehkreuz Atlanta, aber auch Los Angeles und New York-JFK meldeten allesamt hohe Annullierungsraten über das Wochenende und im Fall von Atlanta einen zunehmenden Anteil von Annullierungen am Sonntag, was allerdings auf andere Faktoren wie das Wetter in der Region hindeutet, so OAG.

Auf den europäischen Flughäfen lagen die Annullierungsraten in Frankfurt und Paris am Sonntag wieder bei etwa zwei Prozent, während in Amsterdam, wo am Freitag noch elf Prozent aller Flüge ausgefallen waren, die Annullierungsrate auf 1,4 Prozent am Sonntag sank.

Können Passagiere mit Entschädigungen rechnen?

Wenn sich in der Europäischen Union ein Flug verspätet oder ausfällt, haben Passagiere abhängig vom Umstand eventuell Anspruch auf Entschädigung. Doch wie sieht es in diesem Fall aus? „Bei den schwerwiegenden IT-Störungen, die den Flugverkehr weltweit beeinträchtigt haben, haben Flugreisende die Wahl zwischen einer Rückzahlung des Ticketpreises oder einer kostenlosen Ersatzbeförderung. Da es sich um einen außergewöhnlichen Umstand handelt, besteht für Flugreisende jedoch kein Anspruch auf Entschädigung gemäß der EU-Fluggastrechteverordnung. Airlines sind jedoch verpflichtet, alles Mögliche zu tun, um die Auswirkungen der IT-Probleme so gering wie möglich zu halten“, erklärt Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright.