Die indische Low-Cost-Airline IndiGo fördert Pilotinnen. Zum 77. Unabhängigkeitstag Indiens gingen 77 von ihnen frisch ausgebildet an den Start. Tausende weitere sollen folgen.

IndiGo setzt auf Girlpower und fördert gezielt Frauen in Luftfahrtberufen. Ein symbolträchtiges Ergebnis dieser Kampagne ist der Abschluss der Flugausbildung von 77 angehenden weiblichen Cockpitcrews, die jetzt als Kopilotinnen auf Airbus A320 und ATR-72 fliegen.

72 der neu eingestellten Pilotinnen werden ihre Flugkarriere auf Maschinen der Airbus A320-Familie als Kopilotinnen beginnen, während fünf Kolleginnen auf den ATR-72-Turboprops der Fluglinie fliegen sollen.

IndiGo: Förderung von Pilotinnen

Bereits jetzt beträgt der Anteil von Pilotinnen an den Indigo-Flugbesatzungen 14 Prozent – im Vergleich zu sieben bis neun Prozent im globalen Schnitt. Um diesen Anteil noch weiter zu steigern kommt IndiGo seinen weiblichen Piloten mit Kindern unter fünf Jahren entgegen und bietet ihnen die Möglichkeit die Flugstunden vertraglich gesichert zu reduzieren. Diese und andere Work-Life-Balance-Maßnahmen sollen dazu beitragen den Anteil weiblicher Cockpitcrews in den kommenden Jahren kontinuierlich zu erhöhen.

Aktuell umfasst die IndiGo-Flotte 370 Flugzeuge. Darunter 199 Airbus A320neo, 22 A320ceo, 101 A321neo, drei A321 Frachter und 45 ATR-72-Turboprops. Zirka 970 weitere Airbus-Maschinen der A320neo- und A350-Familien sind fest bestellt.

Die indische Low-Cost-Airline Indigo fördert die Ausbildung von Frauen für eine Pilotenkarriere. Bild: Indigo

Low-Cost-Airline IndiGo auf Expansion

Im Gespräch mit AERO INTERNATIONAL erklärt Captain Ashim Mittra, Senior Vice President Flight Operations der Airline, dass IndiGo eine langfristige Strategie in Bezug auf die Beschaffung von Fluggerät und dem dadurch ermöglichten Wachstum verfolgt. „Dies hilft uns vorausschauend zu planen, um einen ständigen Pool an gut ausgebildeten Airline-Piloten zu gewährleisten, die den linken und den rechten Platz im Cockpit besetzen.“

Derzeit sind rund 5000 Pilotinnen und Piloten bei IndiGo beschäftigt. Um den enormen Flottenzuwachs zu stemmen sind jedoch tausende weitere Cockpitcrews erforderlich. Mittra: „Um unsere Vision und unser Wachstum zu unterstützen freuen wir uns darauf unsere Belegschaft zu vergrößern. Sie umfasst derzeit mehr als 50000 Personen, einschließlich der Mitarbeiter unseres Bodenabfertigungs-Schwesterunternehmens Agile.“

Vorausschauende Planung bei IndiGo

Kern des IndiGo-Programms zur Gewinnung neuer Piloten ist das „IndiGo Cadet Pilot Program“. Captain Mittra: „Wir haben einige der besten Flugschulen in Indien und auf der ganzen Welt für dieses Kadettenprogramm an Bord geholt. Darunter Chimes Aviation Academy & CAE Gondia in Zentralindien, Flight Training Adelaide in Australien, L3 & Skyborne Airline Academy in den USA, NZICPA in Neuseeland und 43 Air School in Südafrika.“

Ein IndiGo-Team ist ausschließlich für die Planung, Durchführung und Qualität des Kadettenprogramms der Fluggesellschaft verantwortlich. Jüngster Partner ist die Marigold Aviation Academy. Deren Flugausbildungsprogramm wurde gezielt für IndiGo entwickelt und ist besonders auf deren Standards und Sicherheitskultur für die Ausbildung der nächsten Pilotengeneration zugeschnitten.

Nach ihrer Ausbildung sollen die IndiGo-Pilotenkadetten vier bis fünf Jahre als Kopiloten fliegen, bevor sie auf den linken Cockpitsitz mit einem vierten Streifen auf den Schulterklappen wechseln. „Unsere Ausbildungsressourcen und Lehrpläne sind proaktiv auf dieses Ziel ausgerichtet“, erläutert Captain Ashim Mittra.

Indigo setzt auf selbst ausgebildete Pilotinnen und Piloten, um die 970 bestellten Airbus-Jets betreiben zu können. Bild: IndiGo

Indien: 300 Millionen Passagiere bis 2030

Da das indische Luftverkehrsaufkommen bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich die sagenhafte Zahl von jährlich 300 Millionen Passagieren erreichen soll, möchte IndiGo seine Position als führende Fluggesellschaft des Landes festigen.

Dass dies auch gelingt, steht für Captain Mittra außer Frage: „Wir haben Geschichte geschrieben und einen wichtigen Meilenstein erreicht, indem wir als erste indische Fluggesellschaft im Jahr 2023 rund 100 Millionen Passagiere beförderten. Und das auf mehr als 2000 täglichen Abflügen zu 118 Zielen – davon 85 inländische Destinationen. Dies festigt die Position von IndiGo unter den Top Ten der größten Fluggesellschaften der Welt, gemessen am Passagieraufkommen.“

Eine neue Pilotinnen-Generation nahm den Dienst in den IndiGo-Cockpits auf. Bild: IndiGo

Wie der Flugbetriebsleiter betont, habe die Airline sehr früh erkannt wie wichtig es ist, einen stetigen Strom gut ausgebildeter Piloten in das Unternehmen zu holen, um die langfristigen Wachstumspläne zu realisieren. Aus diesem Grund wurde das IndiGo Cadet Pilot Program gestartet. Dieses Kadettenprogramm, das eine Flugausbildung ab Null Stunden Flugerfahrung ermöglicht, soll weiter ausgebaut werden um einen stetigen Zustrom junger Piloten zu gewährleisten. „Sie werden von Grund auf ausgebildet und sollen dabei die Unternehmenskultur verinnerlichen“, betont der Leiter des IndiGo-Flugbetriebs. Auf diese Weise soll auch die Abhängigkeit von externen Bewerbern erheblich verringert werden.

 

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Wolfgang BorgmannRedakteur

Wolfgang Borgmann, seit Februar 2022 Redakteur bei AERO INTERNATIONAL, ist seit 29 Jahren als Luftfahrtjournalist tätig. Ihm wurde die Begeisterung für die Fliegerei von seinen bei Airlines tätigen Eltern quasi in die Wiege gelegt. Nach einem Volontariat und Festanstellungen war er für 22 Jahre als Freier Journalist und Buchautor tätig. Bislang erschienen 32 spannend und fachkundig erzählte Bücher in deutscher und englischer Sprache unter seinem Namen, die sich mit der Geschichte des Luftverkehrs in all seinen Facetten befassen. Im AERO-INTERNATIONAL-Team betreut Wolfgang Borgmann vorrangig die Rubrik Industrie & Technik.