In Kasachstan ist eine Embraer E190AR von Azerbaijan Airlines abgestürzt. 38 Insassen kamen ums Leben. Obwohl die Ermittlungen für das Unglück noch Zeit in Anspruch nehmen werden, gibt es bereits jetzt mehrere Theorien.

Traurige Nachrichten am 1. Weihnachtstag: Am Mittwochmorgen, 25. Dezember, gegen 11 Uhr Ortszeit hat es einen Flugzeugabsturz in Kasachstan gegeben, bei dem mindestens 38 Personen gestorben sind, 29 Menschen überlebten teilweise schwer verletzt. Die Embraer A190AR mit der Kennung 4K-AZ65 war für Azerbaijan Airlines unterwegs von der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetscheniens. Wegen Nebels soll die Maschine mit der Flugnummer J2-8243 allerdings umgeleitet worden sein.

Mehrere Theorien zum Flugzeugabsturz

Ersten Informationen nach sollen 67 Menschen an Bord gewesen sein, 62 Passagiere und fünf Crew-Mitglieder. Laut Azerbaijan Airlines sind 42 der Passagiere aserbaidschanische Staatsbürger. Zudem seien 16 russische Staatsbürger, sechs Kasachen und drei Kirgisen an Bord gewesen. Normalerweise bietet das Mittelstreckenflugzeug des brasilianischen Herstellers Embraer Platz für bis zu 114 Passagiere. Die Maschine erreicht eine maximale Reichweite von rund 4500 Kilometern und eine Reisegeschwindigkeit von 870 km/h.

Wie immer bei Flugzeugabstürze ist die Unfallursache noch völlig unklar, doch es gibt wie so oft bereits jetzt erste Theorien. Die offiziellen Ermittlungen laufen allerdings noch und werden einige Zeit in Anspruch nehmen. Der Präsident von Aserbaidschan, Ilham Alijew, sagte nach seinen Informationen habe das Flugzeug wegen schlechten Wetters die Route geändert.

Und aufgrund von Videoaufnahmen äußern westliche Militärblogger im Netz die Vermutung, dass die Maschine durch Schrapnelle einer Luftabwehrrakete beschädigt worden sein könnte. „Scheint eher kein Vogelschlag gewesen zu sein“, schrieb etwa der Militärexperte Carlo Masala auf X zu einem Video, dass das mit Löchern übersäte Flugzeugwrack zeigen soll. Azerbaijan Airlines und die russische Zivilluftfahrtbehörde erklärten hingegen, vorläufige Informationen deuteten darauf hin, dass sich der Pilot nach einem Vogelschlag zu einer Notlandung entschlossen habe. Doch wann ist die Gefahr von Vogelschlag am höchsten?

Vogelschlag hauptsächlich bei Start und Landung

Vögel bewegen sich nicht in den typischen Reisehöhen von Verkehrsflugzeugen. Laut ICAO finden daher 90 Prozent aller Vogelschläge in der Nähe von Flughäfen statt. Die Vögel werden vor allem beim Start, bei der Landung oder beim Rollen auf der Start- und Landebahn von Flugzeugen getroffen. Die FAA gibt an, dass weniger als acht Prozent der Vogelschläge über 900 Metern, 61 Prozent hingegen in Höhen unter 30 Metern stattfinden. Ausnahmen gibt es aber: Ein Flugzeug kollidierte schon in über 11 Kilometern Flughöhe mit einem Geier – dies ist eine Rekordflughöhe für einen Vogel.

Lesen Sie mehr zum Thema Vogelschlag in unserem Artikel „Vogel trifft Flugzeug – alle 24 Minuten“.

Videos zeigen den Flugzeugabsturz in Kasachstan

In den Sozialen Medien kursieren zahlreiche Videos, die den Flugzeugabsturz in Kasachstan nahe des Flughafens Aktau zeigen. Sie zeigen, wie die Maschine absinkt und auf den Boden prallt. Danach brach ein Feuer aus, Menschen stürmen zur Absturzstelle.

Daten von Flightradar24.com zeigen, dass das Flugzeug in der Nähe des Flughafens in Aktau eine scheinbare Rechtskurve flog. Die Höhe der letzten Minuten vor dem Aufprall auf dem Boden schwankte stark. FlightRadar24 erklärte außerdem in einem separaten Online-Posting, dass das Flugzeug mit „starken GPS-Störungen“ konfrontiert war, die „das Flugzeug dazu brachten, schlechte ADS-B-Daten zu übermitteln.“ Dabei sind genau diese Informationen wichtig und werde von der Website bezogen, um Flugzeuge im Flug zu verfolgen.

Aufzeichnungen auf Flightradar24 zum Flugzeugabsturz in Kasachstan.
Aufzeichnungen auf Flightradar24 zum Flugzeugabsturz in Kasachstan. Bild: Flightradar24

Blackbox der Embraer E190AR gefunden

In Kasachstan wurde bereits eine Regierungskommission eingerichtet. Die Mitglieder haben den Auftrag erhalten, zum Unglücksort zu reisen und dafür zu sorgen, dass die Familien der Toten und Verletzten Hilfe erhalten. Die kasachische Regierung teilte außerdem mit, sie werde bei der Unfalluntersuchung zum Flugzeugabsturz in Kasachstan mit Aserbaidschan zusammenarbeiten.

Die Ermittlungen bezögen sich unter anderem auf den Vorwurf der „Verletzungen der Sicherheitsvorschriften“ im Flugverkehr. Der Flugschreiber – auch Blackbox genannt – der Embraer E190AR wurde bereits am Abend entdeckt, die Daten werde nun ausgelesen. Der Flugzeugbauer Embraer teilte der Nachrichtenagentur AP mit, das Unternehmen sei bereit, alle relevanten Behörden bei der Untersuchung zu unterstützen.

Erst Ende November hatte es einen Flugzeugabsturz in Litauen gegeben. Am 25. November war eine Boeing 737-400 im Landeanflug auf Vilnius abgestürzt. Es gab einen Toten und drei Verletzte. Die Maschine war von Swiftair im Auftrag für DHL Aviation unterwegs. Die Ermittlungen zur Unglücksursache dauern ebenfalls noch an.