Vor vier Wochen stürzte eine ATR-72 der brasilianischen Regionalfluggesellschaft Voepass ab. Dabei kamen 62 Menschen ums Leben. Erste Ergebnisse zeigen: Während des Fluges wurde mehrfach die Vereisungstaste aktiviert.

Vor vier Wochen war es eine der traurigste Nachrichten des Tages: Eine ATR-72 der brasilianischen Regionalfluggesellschaft Voepass stürzte am Freitag, 9. August, ab. 62 Menschen kamen bei dem Flugzeugabsturz in Brasilien ums Leben, etwa 80 Kilometer nordwestlich von São Paulo in der Kleinstadt Vinhedo. Nun wurde ein erster Unfallbericht des brasilianischen Zentrums für Forschung und Vorbeugung von Luftfahrtunfällen (CENIPA) vorgelegt.

CENIPA erklärte, dass der vorläufige Bericht über den Absturz zeige, dass die Vereisungsdetektoren des ATR-Flugzeugs aktiviert gewesen waren. Nach Angaben eines CENIPA-Beamten wurde die Vereisungstaste mindestens dreimal während des Fluges aktiviert, während Cockpit-Aufnahmen zeigten, dass der Copilot sagte, es gebe „eine Menge Vereisung“.

Laut der Untersuchungsbehörde werden die Ermittlungen wahrscheinlich über ein Jahr dauern. Der Bericht gibt einen zeitlichen Ablauf des Fluges an, nennt aber keine klaren Ursachen.„Dies deutet darauf hin, dass die Flugbesatzung sich der Vereisung der Flugzeugzelle bewusst war und versucht hat, mit den Systemen an Bord des Flugzeugs dagegen vorzugehen“, sagte Anthony Brickhouse, ein US-amerikanischer Experte für Flugsicherheit.

Eis auf den Tragflächen der Grund für den Flugzeugabsturz in Brasilien?

Die ATR-72-500 war auf dem Weg zum Flughafen Guarulhos in São Paulo. Einige Branchenexperten haben Eis auf den Tragflächen als mögliche Ursache für den Flugzeugabsturz in Brasilien genannt. Am Tag des Unglücks hatte es eine Warnung vor starker Vereisung in der Region gegeben. Laut der internationalen Nachrichtenagentur Reuters soll es einen Tag zuvor eine Überprüfung der Ausrüstung des Flugzeugs gegeben haben. Es heißt, dass es keine Probleme im Zusammenhang mit den Enteisungsgeräten gab.

Wie Vereisung bei einem Flugzeug entsteht, können Sie in unserem Artikel „Vereisung im Flug – eine unterschätzte Gefahr?“ lesen.

ATR-72 schon in mehrere Fälle mit Vereisung verwickelt

Laut des Branchenblatts Aviation Herald soll das Turboprop-Flugzeug erst einen Monat vor dem Flugzeugabsturz in Brasilien wieder in Betrieb genommen worden sein. Im März hatte es einen Heckaufprall gegeben.

Das Flugzeug, eine ATR-72, ist bereits in mehreren Fällen verwickelt gewesen, in denen die Piloten nach einer Vereisung die Kontrolle verloren hatten. So gab es zum Beispiel 1994 einen Flugzeugabsturz, bei dem Eisansatz eine Passagiermaschine trotz funktionierender Enteisungssysteme zum Absturz brachte. Auch hier war es eine ATR-72.

Lesen Sie hier alles über die Unfalluntersuchung des American Airline Flugs 4184.

Der Flugdatenschreiber der Voepass-Maschine wurde für den Unfallbericht auf jeden Fall ausgewertet. Dieser kann anzeigen, ob das Enteisungssystem der ATR-72 aktiviert war. Auch könnte der Datenschreiber anzeigen, ob es Warnungen hinsichtlich Eisbildung und Überziehgeschwindigkeit gab. Alle „Sprach- und Dateninformationen“ der Blackbox konnten ausgelesen werden, teilte die zuständige Untersuchungsbehörde CENIPA bereits kurz nach dem Unglück mit.

Flugzeugabsturz in Brasilien: Untersuchungen von Flug-Annullierungen

Bei der Unfalluntersuchung sollen auch Flugannullierungen eine Rolle spielen. Haben Fluggesellschaften Flüge abgesagt, da es Vereisungswarnungen gab? Laut Daten von Flight Aware wurden nur zwei der 190 ATR-72-Flüge am Unglückstag in Brasilien durchgeführten Flüge, gestrichen. Beide von der brasilianischen Fluggesellschaft Voepass. Mindestens 13 verschiedene ATR-Maschinen starteten oder landeten in der Region des Unfalls.