Der österreichische Luftfahrtkonzern FACC meldet starke Neunmonatszahlen, warnt jedoch vor überdurchschnittlich steigenden Lohnstückkosten in Mitteleuropa, die Kostennachteile gegenüber Unternehmen in anderen Märkten schaffen. Auch die Materialkosten steigen, eine Tatsache, die für die gesamte Branche eine Herausforderung darstellt.

FACC-CEO Robert Machtlinger bezeichnet das anhaltend starke Wachstum der Luftfahrtindustrie und die damit verbundene hohe Nachfrage nach Passagierflugzeugen im Jahr 2024 als einen der Haupttreiber. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25,1 Prozent auf 642,6 Millionen Euro (683 Millionen US-Dollar) steigern, nach 513,9 Millionen Euro. „Wir haben unser Geschäft mit einem Umsatzanstieg von 25 Prozent innerhalb der ersten neun Monate ausgebaut, ein Trend, der auf einen starken Umsatzanstieg folgt, den wir bereits 2023 erzielt haben. Dies ist ein Zeichen dafür, dass wir sehr gut diversifiziert sind und von jedem Programmanstieg profitieren, den unsere OEM-Kunden bewältigen“, sagte Machtlinger gegenüber Aero International.

FACC, das mehrheitlich im Besitz des chinesischen AVIC-Konglomerats ist, hat als Hauptkunden Airbus, Boeing, Bombardier, Comac, Embraer, Pratt & Whitney und Rolls-Royce. FACC ist an 13 Standorten weltweit tätig, darunter auch die Hauptniederlassungen in Österreich.

Verlagerung von COMAC-Komponenten nach China

COMAC hat auf der Zhuhai Airshow die Umbenennung des ARJ21 in C909 angekündigt und dabei auch 70 Festbestellungen zum Auftragsbestand des Regionaljets hinzugefügt. Auch für die C919 hat COMAC 60 neue Bestellungen angekündigt. „Wir sehen einen anhaltenden Produktionsanstieg des COMAC C919-Flugzeugs“, sagte er. Der durchschnittliche Umsatz, den FACC mit dem C919-Programm erzielt, beträgt rund eine Million US-Dollar pro Flugzeug. FACC liefert Innenausstattung und Flügelkomponenten für die C919. Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen auch die Auswirkungen des starken Kostenanstiegs in Europa im Allgemeinen sowie der einmaligen Kosten für neu gestartete Projekte. „Die Inflationskosten und die damit verbundenen Herausforderungen bleiben unverändert“, sagte Machtlinger. Die Produktionsverlagerung von Österreich in das neue FACC-Werk in Kroatien wird deutlich zunehmen. „Im dritten Quartal wurden neue Anlagen in Betrieb genommen und wir füllen sie auch mit Arbeit aus Österreich“, sagte er. Auch die Verlagerung von Arbeit von Österreich nach China nimmt zu. So wird derzeit beispielsweise die Produktion von COMAC C919-Komponenten nach China verlagert, um der „Local-for-Local“-Strategie von FACC gerecht zu werden.

FACC Academy: Ausbildungszentrum für neue Mitarbeiter

Derzeit wird ein Kostensenkungsprogramm umgesetzt, das ab 2025 zu einer schrittweisen und nachhaltigen Kostensenkung und einer Steigerung der Profitabilität führen wird. Darüber hinaus wird derzeit ein Projekt zur Reduzierung der stark gestiegenen Lagerbestände umgesetzt, das 2025 zu einer deutlichen Verbesserung des operativen Cashflows führen wird. Insgesamt beschäftigt FACC 3.800 Mitarbeiter – 800 davon außerhalb Österreichs. „Wir bauen unsere Belegschaft im Ausland derzeit doppelt so schnell auf wie in Österreich“, so der CEO. Nach einer 18-monatigen intensiven Planungs- und Umsetzungsphase wurde die neue FACC Academy im September 2024 in Betrieb genommen. Ziel des Schulungszentrums ist es, die hohe Zahl neuer und zunehmend internationaler Mitarbeiter auf die Anforderungen der Qualitäts-, Sicherheits- und Effizienzpolitik von FACC auszubilden. Mit Blick nach vorn sagte Machtlinger, dass FACC für den Branchenhochlauf gut gerüstet sei. „Wie für die gesamte Luftfahrtindustrie erwartet FACC ein arbeitsreiches viertes Quartal. Der FACC-Ausblick für das Geschäftsjahr 2024 wurde konkretisiert. Das Umsatzwachstum wird nun im Bereich von 10-20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet.“