Tim Clark, Präsident der Emirates, gilt als einer der einflussreichsten Airline-Manager der Welt. AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Kurt Hofmann traf den Briten, um sich von ihm auf den aktuellen Stand beim Nahost-Konzern bringen zu lassen.

Die Effekte der Corona-Krise und des Ukraine Kriegs sind noch immer spürbar. Emirates Präsident Clark äußert sich zu verschiedenen Fragen und stellt dar, wie sich das Unternehmen global positionieren will.

Nachfrage bei Emirates steigt stark an

Dass die Nachfrage nach Flugreisen nach der Pandemie weiter steigen wird, ist für den Emirates-Präsidenten Tim Clark gewiss. „Für die nächsten neun Monate sind unsere Flugzeuge voll“, versichert der 73-Jährige. Und: „Wenn der Russland-Ukraine-Krieg beendet werden würde, könnte ich mir sogar einen weiteren Impuls für die Weltwirtschaft vorstellen“. Doch Wachstum gilt es auch zu bewerkstelligen.

Clark betont, dass Emirates bereits an der Zukunft arbeite. „Wir ziehen den Kauf einer Reihe zusätzlicher Flugzeuge in Erwägung.“ Die aktuelle Flotte der Fluggesellschaft bestehe aus 116 A380 und 157 Boeing 777-200LR/-300ER, die alle irgendwann ersetzt werden müssen. Und darüber hinaus werde mittel- und langfristig noch deutlich mehr Kapazität benötigt.

Zahlreiche neue Bestellungen: 115 Boeing 777 für Emirates

Das Unternehmen habe deshalb 115 Boeing 777X fix bestellt, darunter 80 777-9 und 35 777-8. Emirates hatte 2019 außerdem 30 Boeing 787-9 und 50 A350 geordert. Die
Dreamliner-Bestellung wird allerdings gegenwärtig wegen der Leistung der Flugzeuge geprüft. Es stelle sich momentan die Frage, ob die 787 die Anforderungen des Emirates-Streckennetzes auch erfüllen können, so Clark. 

Doch bevor neue Flugzeuge zur Flotte stoßen, hat der Konzern aus Dubai damit begonnen, die aktuell fliegenden Maschinen mit neuen Kabinen auszustatten, denn sie werden länger als ursprünglich geplant in Betrieb bleiben (siehe Interview). 

Kooperation mit United 

Für Aufsehen in der Branche sorgte 2022 die Ankündigung der Emirates, mit United Airlines kooperieren zu wollen. Ein Unterfangen, von dem Lufthansa-Chef Carsten Spohr – United und Lufthansa sind beide Star-Alliance-Gründungsmitglieder – nicht sonderlich begeistert war. Clark hingegen zeigt sich erfreut über die ersten Ergebnisse der Codeshare-Partnerschaft, die „uns enorme Spielräume verschafft, auch wenn sich die Kooperation noch in einem frühen Stadium befindet.

United wird uns stärkeren Zugang in die USA und nach Südamerika verschaffen. Im Gegenzug erleichtern wir United-Gästen die Weiterreise nach Ost- und Zentralafrika, aber auch Richtung Zentral- und Südostasien“, so Clark. Das könnte aber gerade für den deutschen Kranich einen enormen Verlust auf dem so wichtigen Markt in den USA bedeuten.

Flydubai wird zu einem der wichtigsten Partner

In Dubai entwickle sich die Kooperation zwischen Emirates und Flydubai wunschgemäß weiter – dank der enorm großen Nachfrage. Die Zahl der Destinationen beider Partnerairlines könne laut Clark insgesamt auf 250 anwachsen. In Dubais unmittelbarer Nachbarschaft, in Saudi-Arabien, wird die „Vision 2030“ umgesetzt. Das Ziel ist, auch mit neu gegründeten Carriern ein globales Luftfahrtdrehkreuz zu schaffen – ähnlich dem, das Emirates in Dubai betreibt. Was Clark jedoch nicht beunruhigt. Saudi-Arabien versuche, sich zu verändern. Doch „wenn es diesen Weg fortsetzt, dann werden Ausgaben in Milliarden-US-Dollar-Höhe nötig sein“. 

Riyadh Air hat als saudisches Start-up im März 39 Boeing 787-9 bestellt und 33 Optionen platziert. „Sehe ich Riyadh Air als Konkurrenz für das, was wir hier tun?“, fragt Clark. Gar als Bedrohung? „Eher nicht.“ Saudi-Arabien strebe nach einem Mega-Hub. Doch ist den Machern auch die Komplexität eines Drehkreuzes bewusst? „Viele Leute glauben, dass sie es schaffen können. Aber es erfordert wirklich harte Arbeit, bis es problemlos funktioniert“, plaudert Clark aus dem Nähkästchen. 

Emirates will Passagieraufkommen verdoppeln: In zehn Jahren!

Doch zurück nach Dubai, das mittlerweile fast vier Millionen Einwohner hat. Hier besteht laut Clark Potenzial, die Größe des Hubs in den nächsten zehn Jahren zu verdoppeln. Und dabei dürfte der zweite Flughafen, Dubai World Central Airport, eine wichtige Rolle spielen, so der Brite weiter. 

Im Geschäftsjahr 2022/23 beförderte Emirates knapp 43,6 Millionen Passagiere. Sie genießen den Jahr für Jahr stets aufs Neue prämierten Komfort und den Service an Bord. 82 bis 85 Prozent der Emirates-Flugzeuge verfügen über eine First Class. „Ich glaube, dass wir 30 Prozent des weltweiten First-Class-Angebots bieten“, schätzt Clark und versichert, dass dieses „unheimlich wichtig für uns bleiben wird, denn die Nach-frage nach diesem Produkt steigt, auch wenn die Preise hoch sind. Sie werden bezahlt.“ 

Weiterentwicklung in der FirstClass mit noch mehr Komfort soll überzeugen

Dass die First Class permanent weiterentwickelt werde, lässt der Brite ebenfalls nicht unerwähnt. Ebenso, dass sich Emirates selbst stets weiter entwickle, um ihre globale Position nicht nur zu halten, sondern auch auszubauen. Wird ihr das gelingen? Davon geht Clark aus. Hat doch Emirates vom Start weg die globalen Verkehrsströme der zivilen Luftfahrt nachhaltig verändert – in Richtung Superhub Dubai.