Ehemalige Concorde-Piloten testen Überschalljet Overture

Kürzlich testeten vier ehemalige Concorde-Piloten den Simulator des künftigen Overture-Überschalljets. Wie ist ihr Urteil ausgefallen?
Es passiert nicht alle Tage, dass sich gleich vier ehemalige Concorde-Piloten zusammenfinden. Doch so geschah es kürzlich, als Boom Supersonic zur Präsentation seines revolutionären Cockpitentwurfs für den in Entwicklung befindlichen Überschalljet Overture einlud.
Neben dem letzten Concorde-Chefpiloten von British Airways, Mike Bannister, waren dies seine einstigen Überschall-Kollegen Keith Barton, Brian Oliver und John Tye. Zudem fand sich im Boom-Chalet auch Concorde-Experte und Vice President des britischen Brooklands-Luftfahrtmuseums, Allan Winn, zu diesem speziellen Termin ein.
Concorde trifft Overture
Concorde war eine Ikone des Flugzeugbaus. Sie flog mit zweifacher Schallgeschwindigkeit im regulären Liniendienst bei Air France und British Airways überwiegend zwischen Alter und Neuer Welt.
Und Overture soll nach dem Willen von Boom-Supersonic-Gründer und CEO Blake Scholl schon in wenigen Jahren in ihre Fußstapfen treten. Dies allerdings mit den modernsten Technologien, die aktuell dem zivilen Flugzeugbau zur Verfügung stehen.
Ein Kernstück des Overture-Entwurfs ist sein digitales Glascockpit mit seinen drei großen Screens und Sidestick-Steuerung. Der Clou: die Piloten haben keine direkte Sicht nach vorne!
Overture: Virtueller Blick nach draußen
Der Grund ist einfach. Um bei dem hohen Anstellwinkel, den die Überschallflügel erfordern, die Sicht auf die vor dem Flugzeug befindliche Landebahn zu gewährleisten, war Concorde mit einem absenkbaren Bug ausgestattet.
Overture hingegen verzichtet auf diese schwere Mechanik und ersetzt den realen, durch einen virtuellen Blick nach draußen.
Ein weiterer Vorteil: Der Verzicht auf Fenster in Flugrichtung leitet besser die enorme Hitze, die bei Überschallflügen entsteht, über die geschlossene Flugzeugstruktur ab.
Sicherheit trotz Blindflug
Die Piloten können sicher anfliegen und aufsetzen, indem sie entweder die automatische Landefunktion oder die Augmented-Reality-Ansicht nutzen. Diese wird der Crew auf einem am Kopf getragenen Gerät von Universal Avionics und auf dem primären Flugdisplay der Piloten angezeigt.
Das Overture-Cockpit ist zudem mit der nächsten Generation der Anthem-Avionik-Suite von Honeywell ausgestattet und reduziert drastisch die Anzahl der Bedienelemente, die noch bei der Concorde zu finden waren, durch den Einsatz großer Touchscreens.
Neue Side-Stick-Generation im Überschalljet
Während die Concorde-Piloten traditionelle Steuerknüppel betätigten um das Flugzeug zu steuern, ist Overture ist „Force-Feedback-Sidesticks“ von BAE Systems ausgestattet. Mit ihm spüren die Piloten nicht nur die Reaktionen des Flugzeugs, sondern auch physisch die Eingaben des Kopiloten oder des Autopiloten.
Die letzte Concorde wurde vor fast 21 Jahren ausgemustert. Doch mit Overture bestehen gute Chancen, dass das Kapitel des Überschall-Luftverkehrs nur unterbrochen – und nicht beendet ist.