Auch beim diesjährigen Crystal Cabin Award präsentieren Studenten ihre zukunftsweisenden Projekt in einer eigenen Kategorie. Darunter jene der chinesischen Tongji-Universität in Schanghai. Wir stellen deren Einreichung, die zusammen mit Boeing erfolgte, vor.

Anlässlich der Aircraft Interior Expo 2025 wird erneut der Crystal Cabin Award (CCA) in einem feierlichen Rahmen verliehen. Der vom Hamburger Luftfahrtcluster Hamburg Aviation gestiftete „Kabinen-Oskar“ zeichnet einmal im Jahr zukunftsweisende Projekte im Bereich des Designs von Flugzeugkabinen aus.

Wie bereits im Jahr 2024, als wir studentische CCA-Finalisten aus Brasilien präsentierten, stellen wir auch beim diesjährigen CCA ein als Finalist auserkorenes, studentisches Projekt vor. Diesmal ist es ein Konzept der chinesischen Tongji-Universität aus der Hamburger Patenstadt Schanghai.

Crystal Cabin Award: Revolutionäres Projektionssystem nominiert

Deren Studenten haben in Kooperation mit dem US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing ein ultraleichtes In-Flight-Display-System mit einer fortschrittlichen Projektionstechnologie designed.

Das Projektionssystem der Tongji-Universität und Boeing bietet unterschiedlichste Anwendungsmöglichkeiten. Bild: Boeing

Die Studentengruppe um Huiyi Huang und Xialu Chen plant nicht weniger, als „herkömmliche In-Flight-Entertainment-Systeme (IFES) neu zu definieren.“ Das von ihnen erdachte Konzept löst nach Meinung der Studenten „die Gewichtsbeschränkungen und die begrenzte Interaktivität, die typischerweise mit LED-Bildschirm-basierten Systemen verbunden sind.“

Die Projektoren sollen so klein sein, dass sie ohne größere Anpassungen in den Passenger Service Units über den Köpfen der Fluggäste verbaut werden können. Bild: Boeing

Basierend auf einer Passenger Service Unit (PSU), die mit einem drehbaren Projektor ausgestattet ist, bietet das System einen flexiblen Einsatz auf Oberflächen wie Sitzlehnen, Ablagetischen, Fenstern sowie Kabinenwänden und deckt den Anzeigebereich für drei bis vier Sitze ab.

Ersatz für komplexe Entertainment-Systeme

Eine integrierte Gestenerkennung über Infrarotkamerasensoren befreit den Benutzer von komplexen Bedieneinheiten und ermöglicht, so die Studentengruppe, eine intuitive Bedienung. Die Anlage könne mit persönlichen Geräten der Fluggäste, wie Laptops oder Handys bedient werden.

Selbst Spielfilme können auf den Rückenlehnen in guter Qualität projiziert werden. Bild: Boeing

Im Vergleich zu herkömmlichen bildschirmbasierten Systemen reduziere dieses Design die Betriebsanforderungen, mache wertvollen Platz in der Kabine frei, senke die Wartungskosten und verringere das Gesamtgewicht des Systems erheblich.

Wir befragten Huiyi Huang der Tongji-Universität zu den Vorzügen des von ihr und ihren Kommilitonen vorgestellten Systems.

Wir arbeitet das System im Detail?

Das ultraleichte Anzeigesystem ersetzt herkömmliche Rückenlehnenbildschirme durch ein projektionsbasiertes System, das das Gewicht der Kabine erheblich reduziert und gleichzeitig ein hochwertiges Seherlebnis bietet. Anstatt einzelne Bildschirme für jeden Sitz zu installieren, wird ein Projektor mit zwei optischen Modulen verwendet, der drei bis vier Sitze gleichzeitig abdeckt, wodurch die Platzausnutzung optimiert und die Anzahl der erforderlichen Projektor-Displaygeräte minimiert wird. Der Projektor ist in die Passenger Service Unit (PSU) integriert, was eine nahtlose Kompatibilität mit der bestehenden Flugzeuginfrastruktur ermöglicht.

Wo sind die Projektoren platziert und wie groß sind sie?

Die Projektoren sind oberhalb des Sitzbereichs der Passenger Service Unit (PSU) installiert, so dass sie unauffällig bleiben und gleichzeitig optimale Sichtwinkel bieten. Jeder Projektor misst 154×154×85 Millimeter und wiegt zirka 500 Gramm. Damit ist er deutlich kompakter und leichter als herkömmliche IFE-Bildschirme für die Sitzrückseite. Dieses Design ermöglicht ein leichtes und platzsparendes Setup, ohne die PSU-Komponenten wie Sauerstoffmasken oder Luftdüsen zu beeinträchtigen.

Wie wird gewährleistet, dass keine Augen der Passagiere oder Crew durch die starken Lichtstrahlen verletzt werden?

Die Sicherheit der Passagiere steht bei unserer Konstruktion an erster Stelle. Das System enthält Laserschutzmaßnahmen, die den Luftfahrtnormen entsprechen und sicherstellen, dass die Passagiere niemals direkten Laserstrahlen ausgesetzt sind. Außerdem ist das System mit Infrarotsensoren ausgestattet, die die Aktivität der Passagiere überwachen. Wird das Gesicht des Passagiers in sensiblen Bereichen erkannt, wird die Projektionsintensität automatisch angepasst, indem entweder die Richtung des Strahls geändert oder das Licht gedimmt wird, um eine direkte Exposition zu vermeiden. Der Projektionsstrahl wird sorgfältig kalibriert, um Blendung oder übermäßige Helligkeit zu vermeiden und so ein sicheres und angenehmes Seherlebnis zu gewährleisten.

Müssen die Projektionsflächen eine bestimmte Farbe oder Muster haben?

Um eine optimale Bildschärfe und einen optimalen Kontrast zu erzielen, sollte das Projektionstuch eine helle, nicht reflektierende Farbe haben, beispielsweise mattes weiß oder hellgrau. Starke Muster oder stark reflektierende Materialien sollten vermieden werden, um Verzerrungen oder eine verminderte Klarheit des Bildes zu vermeiden. Wir haben spezielle Beschichtungen und Projektionsfolien getestet, die sich nahtlos in den Innenraum von Flugzeugen einfügen und dabei sowohl die Ästhetik als auch die Funktionalität wahren.