Künftig heißt das Regionalflugzeug nicht mehr ARJ21, sondern C909. Damit sollen Airbus und Boeing weiter herausgefordert werden. Doch wer ist ernsthafter Konkurrent der Comac C909?

Ein Flugzeug einfach so umbenennen? Das kam und kommt in der Branche immer mal wieder vor. Jetzt hat Chinas staatlicher Flugzeughersteller, die Commercial Aircraft Corporation of China, besser bekannt als Comac, genau das mit seinem Regionalflugzeug ARJ21 gemacht. Ab sofort heißt es C909. Das Rebranding ist im November auf Chinas größter Luftfahrtmesse Zhuhai Air Show vorgestellt worden und zeigt die C909 in weißer Farbe mit blauem Heck. Bereits im Oktober hatten Planespotter erste Fotos vom „neuen“ Flugzeug geschossen und in den Sozialen Medien geteilt. Der mögliche Grund für die Umbenennung: Comac möchte so besser mit Airbus, Boeing und Embraer konkurrieren.

Comac: Aus dem Regionalflugzeug ARJ21 wird C909

Doch welche Konkurrenz gibt es für die C909 von Comac auf dem Markt? Boeing bietet kein Regionalflugzeug an. Airbus hat die A220, von der es zwei Varianten gibt: den Airbus A220-100 mit 100 bis 135 Sitzplätzen und den Airbus A220-300 mit 120 bis 160 Sitzplätzen. Und der brasilianische Flugzeugbauer Embraer kommt mit der E2-Serie daher. Die E190-E2 und die größere E195-E2 des brasilianischen Unternehmens werden als Nachfolgerinnen der klassischen E-Jets von Embraer gebaut.  Der Comac C909 kommt vermutlich die E190-E2 am nächsten, was die Anzahl der möglichen Sitzplätze anbelangt.

Im Segment der Regionalflugzeuge ist derzeit die E195-E2 besonders beliebt. Laut Embraer liegen insgesamt 282 Aufträge vor, 110 Flugzeuge wurden bereits ausgeliefert. Für die E190-E2 wurden bisher nur 52 Aufträge erteilt und 25 von ihnen ausgeliefert. Zum Vergleich: Comac hat seit seinem Erstflug 2016 rund 150 C909 ausgeliefert. Die meisten davon an chinesische Fluggesellschaften. Es heißt, dass 60 weitere in Auftrag gegeben wurden.

Der Werbebanner von Comac auf der Zhuhai Air Show. Bild: Comac

Es ist kein Geheimnis, dass sich Comac schwer damit tut, Flugzeuge außerhalb der Heimat zu verkaufen. Noch ist es nicht absehbar, dass die USA und Europa das chinesische Flugzeug zertifizieren. Ein erstes Geschäft gab es aber schon mit der indonesische Fluggesellschaft TransNusa, die 2023 erster ausländische Betreiber eines COMAC-Flugzeugs wurde.

Embraer hat zwar mehr Aufträge vorliegen, kann aber seine E2-Familie aufgrund der Verträge mit den Pilotengeschwerkschaften noch nicht an US-Fluggesellschaften verkaufen. Ebenso wenig an China, obwohl beide Flugzeuge dort zugelassen sind.

Was bietet die C909 von Comac?

Kommen wir zu den Flugzeugdetails: Laut Comac kann die C909 78 Passagiere in zwei Klassen befördern, alternativ bis zu 97 in einer High-Dennsity-Konfiguration. Das Regionalflugzeug ist rund 34 Meter lang. China Southern Airlines hat zum Beispiel 90 Economy-Sitze in ihrer C909 eingebaut, bei TransNusa sind es 95 Economy-Sitze. Die E190-E2 und die E195-E2 sind mit 36 Meter bzw. 41 Meter länger. Die E190 hat Platz für 97 Personen in drei Klassen und bis zu 114 in der Economy-Kabine. Bis zu 120 Passagiere kommen in der größeren Variante in drei Klassen unter und bis zu 146 Personen bei maximaler Kapazität.

Wie sieht es in puncto Leistung und Triebwerke aus? Schließlich kann eine größere Reichweite den Fluggesellschaften mehr Flexibilität bei der Planung von Flugrouten verschaffen. Die chinesische C909 ist mit zwei General Electric CF34-10A-Fantriebwerken ausgestattet, die am Heck des Flugzeugs angebracht sind. Je nach Nutzlast können sie die C909 zwischen 2224 und 3701 Kilometer weit bringen. Die Embraer-Jets E190-E2 und E195-E2 verwenden die leistungsfähigeren PW1900G-Triebwerke von Pratt & Whitney und können Entfernungen von bis zu 5278 bzw. 5552 Kilometer erreichen.

Warum werden Modelle von Flugzeugherstellern umbenannt?

Während Embraer mit seinen Regionalfliegern die bessere Reichweite bieten kann, hat Comac möglicherweise einen Preisvorteil. So hat Hainan Airlines, einen der Käufer der C909, den Listenpreis des Jets mit 38 Millionen US-Dollar angegeben. Laut Fluggesellschaft sei dies aber aufgrund eines Preisnachlasses, was mit einer Großbestellung bei Passagierflugzeugen üblich ist. Im vergangenen Jahr soll der Wert einer Bestellung von zehn E195-E2 von Porter Airlines bei rund 840 Millionen US-Dollar gelegen haben, also 84 Millionen US-Dollar pro Flugzeug. Möglicherweise war hier auch ein Rabatt im Spiel.

Die Praxis, Modelle umzubenennen, um eine einheitliche Marke zu schaffen, ist in der Luftfahrt weit verbreitet. Im Jahr 2018 benannte Airbus die C-Series von Bombardier in A220 um, nachdem das Unternehmen das Programm gekauft hatte. Ähnliches passierte mit der MD-95, die zur Boeing 717 wurde – und aus der die C909 hervorging.