Mit einer einheitlichen A320-Flotte will Chair Airlines das Angebot ausbauen und bereits in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben.

Im Rückblick hat die etwas im Schatten von Swiss und Helvetic Airways stehende Schweizer Charterfluggesellschaft den bei manchen Airlines chaotischen Sommer vergleichsweise gut gemeistert. „Wir waren erstaunlich pünktlich unterwegs. Verlorengegangenes Gepäck hat uns praktisch nicht tangiert“, berichtet CEO Shpend Ibrahimi im Gespräch mit AERO INTER- NATIONAL. Auch mussten wegen Personalknappheit Flüge gestrichen oder zusätzliche Flugzeuge angemietet werden.

In den Sommermonaten umfasste das Chair-Streckennetz zwölf Destinationen, von denen die meisten im Mittelmeerraum – etwa in Griechenland, Zypern und Mallorca –, auf den Kanarischen Inseln sowie in Balkan-Ländern mit hohem VFR (Visit Friends and Relatives)-Aufkommen wie Pristina, Skopje und Ohrid, lagen. Der Anteil des Leisure-Geschäfts machte rund die Hälfte der Aktivitäten aus, 40 bis 45 Prozent gingen auf das VFR-Konto. Die restlichen fünf Prozent entfielen auf die Ad-hoc-Angebote.

Keine Reservemaschine: Chair Airlines musste viele Anfragen nach Sonderflügen ablehnen

Grundsätzlich ist Ibrahimi mit dem Geschäftsverlauf zufrieden: „Sowohl im VFR- als auch im Feriengeschäft haben wir Marktanteile hinzugewonnen. Leider mussten wir sehr viele Anfragen nach Sonderflügen ablehnen, weil wir keine Reservemaschine haben.“ Auch wenn ab der Basis Zürich der Wettbewerb mit Condor zugenommen hat, scheint sich Ibrahimi wenig Sorgen zu machen: „Wir sind zwar, beispielsweise nach Mallorca, Konkurrenten, aber unsere Flugzeuge waren zu mehr als 85 Prozent ausgelastet.“

Ein Sonderfall im Streckennetz von Chair bildet Beirut. Die libanesische Hauptstadt wird im Wesentlichen dem VFR-Verkehr zugerechnet und galt bisher als saisonales Ziel. Sie habe die Erwartungen erfüllt, so der CEO. Wie es weitergehe, sei allerdings offen. Klar ist hingegen, dass Gran Canaria und Teneriffa ab Sommer 2023 als Ganzjahresziele angeboten werden, ebenso gibt es auf bestimmten Strecken Frequenzsteigerungen. Geprüft wird zudem ein portugiesisches Ziel, wobei es sich um Funchal auf Madeira handeln könnte.

Chair Airlines möchte seine Flotte ausbauen

Was die Flotte betrifft, ist Chair im Moment dabei, die Kapazitäten um zwei weitere A320 auszubauen. Die erste ist kürzlich in Zürich eingetroffen, die zweite soll noch dieses Jahr folgen. Die Maschinen sind geleast und stammen aus Beständen der 2021 in Konkurs gegangenen Interjet sowie von Saudia. Damit wird der Flugzeugpark in Zukunft aus drei A320 und einer A319 bestehen.

Warum dieser Wechsel auf größeres Fluggerät? „Die Entwicklung unserer Destinationen hat gezeigt, dass wir mit dem A320 besser bedient sind als mit dem A319. Mittelfristig wollen wir uns ohnehin auf den A320 konzentrieren“, so die Erklärung des Chair-Chefs. Dass die Tendenz in Richtung noch größerer Airbusse, etwa A321, gehen könnte, ist eher unwahrscheinlich. „Auch wenn wir eine A321 beispielsweise im Vollcharter nach Pristina und Skopje füllen könnten, wären solche Flüge damit nicht automatisch wirtschaftlich zu betreiben. Und weil wir sogar zweimal pro Tag dorthin fliegen, wären größere Maschinen eher hinderlich“, so Shpend Ibrahimi.

In finanzieller Hinsicht erwartet er für 2022 ein positives Ergebnis, nachdem 2021 der Breakeven erreicht wurde. Voraussetzung ist, dass die Kerosinpreise nicht mehr in die Höhe schnellen.

Autor: Thomas Strässle