Stellenstreichungen, hohe Verluste und Produktionsverzögerungen. Faktoren, die den Luftfahrtkonzern belasten und die Lage weiter verschärfen.

Der Flugzeughersteller Boeing kämpft weiterhin mit tiefgreifenden Problemen. In einer aktuellen Ankündigung gab das Unternehmen bekannt, rund zehn Prozent der weltweiten Arbeitsplätze abzubauen, um sich an die wirtschaftlichen Realitäten anzupassen. Betroffen sind dabei vor allem Management und Angestellte. Nach jüngsten Angaben beschäftigt Boeing weltweit etwa 170.000 Mitarbeiter. Besonders die anhaltenden Streiks der Gewerkschaft IAM belasten den Konzern zusätzlich.

Boeing: Streiks in Seattle verschärfen die Lage

Seit Mitte September streikt die größte Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Mitarbeiter vertritt. Der Streik betrifft insbesondere die Boeing-Produktionsstätten rund um Seattle im US-Bundesstaat Washington, wo wichtige Modelle wie die Boeing 737 und 777 gefertigt werden. Diese Produktionsausfälle haben die bereits bestehenden Probleme des Konzerns weiter verschärft. Besonders das Modell 777X ist von den Verzögerungen betroffen, was die Auslieferung der nächsten Generation dieser Langstreckenflugzeuge weiter verzögert.

Milliardenabschreibungen belasten Boeing

Boeing gab bekannt, dass das Unternehmen im Bereich Verkehrsflugzeuge Abschreibungen in Höhe von drei Milliarden Dollar vornehmen muss. Hinzu kommen weitere zwei Milliarden Dollar im Bereich Verteidigung, Raumfahrt und Sicherheit. Besonders betroffen ist die Frachtversion der 777X, deren Auslieferung sich nun auf das Jahr 2028 verschiebt. Auch die Produktion der Boeing 767-Frachtversion soll im Jahr 2027 eingestellt werden. Dies hat gravierende Auswirkungen auf Boeings zukünftige Einnahmen und erhöht den Druck auf das Unternehmen, sich neu aufzustellen.

Boeing: Quartalszahlen unter Erwartungen

Die vorläufigen Finanzdaten für das dritte Quartal zeigen, dass Boeing weiterhin hinter den Erwartungen zurückbleibt. Der Umsatz wird voraussichtlich bei 17,8 Milliarden Dollar liegen, knapp eine Milliarde unter den Prognosen der Analysten. Zudem wird ein Verlust von rund 10 Dollar pro Aktie erwartet. Diese Zahlen verdeutlichen, wie tief die Krise bei Boeing derzeit ist.

Qualitätsprobleme im Fokus

Zusätzlich zu den finanziellen Schwierigkeiten hat Boeing auch mit Qualitätsmängeln zu kämpfen. Besonders die Vorfälle um das Modell 737 Max haben das Vertrauen in die Produktion des Konzerns weiter erschüttert. Im Januar 2023 kam es bei einer Maschine der Alaska Airlines zu einem Vorfall, bei dem ein Rumpffragment während des Fluges herausbrach. Unfallermittler stellten fest, dass entscheidende Befestigungselemente fehlten – ein erneuter Rückschlag für das ohnehin angekratzte Image des Konzerns.

Die Kombination aus Streiks, Qualitätsproblemen und finanziellen Verlusten stellt Boeing vor eine der größten Herausforderungen in der Unternehmensgeschichte. Wie sich der Konzern aus dieser Krise befreien kann, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass Boeing tiefgreifende strukturelle Veränderungen vornehmen muss, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.