Bestellboom: Hamburg ist auslieferungsstärkster Airbus-Standort
Hohe Produktionszahlen, neue Mitarbeiter, und mit der A321XLR ein neues Flugzeugmuster. Airbus blickt in Hamburg auf ein erfolgreiches Jahr zurück – und sieht hoffnungsvoll in die Zukunft.
Am 27. November war AERO International zu einem Hintergrundgespräch mit André Walter, Chef der zivilen Flugzeugproduktion von Airbus in Deutschland, Gerd Weber, Leiter der weltweiten A320-Endmontagelinien, und Nicole Dreyer-Langlet, in der Geschäftsführung von Airbus in Deutschland verantwortlich für das Thema Forschung und Technologie, eingeladen. Die drei Airbus-Manager gaben einen Rück- und Ausblick auf die zivilen Aktivitäten des Luft- und Raumfahrtkonzerns in Deutschland.
Dominierendes Single-Aisle-Produkt ist der Airbus A321
Besonders für die Endlinie in Hamburg sei erfreulich, dass von den noch rund 8000 offenen Flugzeugbestellungen an die 6700 Maschinen zur Single-Aisle-Familie gehören. Jene Baureihe, die auch an der Elbe endmontiert und ausgeliefert wird. Dieser Bestellboom führt dazu, dass Hamburg-Finkenwerder aktuell der auslieferungsstärkte Standort im Airbus-Konzern ist.
Waren noch vor wenigen Jahren A320 am häufigsten nachgefragt, hat sich das Verhältnis zu Gunsten der A321 verschoben, die mit einem Anteil von 60 Prozent mittlerweile das dominierende Single-Aisle-Produkt ist. Laut Gerd Weber würde der verstärkte Einsatz der A321 auf Langstrecken auch immer komplexere Kabinenkonzepte in den höheren Buchungsklassen erfordern. Im kommenden Jahr soll der Anteil jener Jets, die mit Business-Class-Suiten ausgestattet sind, von aktuell 20 – auf bis zu 40 Prozent ansteigen.
Airbus hat in Hamburg 1300 neue Mitarbeiter eingestellt
Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, sind neben Hamburg auch die drei weiteren Auslieferungszentren der A320neo-Familie – Toulouse, Mobile und Tianjin – für die A321-Produktion fit gemacht worden. Die erste Maschine aus französischer Fertigung soll noch Ende dieses Jahres in Toulouse an eine Airline übergeben werden.
Um den aktuellen Produktionshochlauf bewerkstelligen zu können, wurden in Hamburg in diesem Jahr 1300 neue Mitarbeiter eingestellt. Insgesamt sind 16000 Menschen in der Hansestadt für Airbus tätig. Dazu kommen im Hamburger Umland 1700 Mitarbeitende im Airbus-Werk Stade hinzu. Bemerkenswert sei die niedrige Fluktuationsrate von unter zwei Prozent, so Walter. Auch für 2024 seinen „mehrere Hundert“ Neueinstellungen und, wie auch in diesem Jahr, neue Ausbildungsplätze geplant.
Wann ist die Auslieferung der ersten A321XLR geplant?
Keine Probleme sehen Walter und Weber im Zusammenhang mit der Pratt & Whitney-Getriebefan-Problematik auf Airbus zukommen. Bislang gäbe es keine Indikationen, dass Triebwerkschaufeln, anstatt in fabrikneue Motoren eingebaut zu werden, für die Reparatur von fehlerhaften Triebwerken abgezweigt werden. Ein weiteres Highlight dieses Jahres war laut Weber die Fertigstellung der A321XLR-Ausrüstungsmontagehalle. In ihr werden die hinteren Rumpfsegmente des Ultra-Langstreckenmusters ausgestattet. Einschließlich des lange zwischen Airbus und den Zulassungsbehörden umstrittenen Rumpftanks. Für das zweite Quartal 2024 ist die Auslieferung der ersten A321XLR an eine Airline in Hamburg geplant.
Wie sieht die Zukunft des Luftverkehrs aus?
Im Bereich Forschung- und Technologie sieht Nicole Dreyer-Langlet Airbus auf einem guten Weg, technologische Lösungen für einen emissionsfreien Luftverkehr zu entwickeln. Auch, wenn weiterhin nachhaltige Treibstoffe (SAF) und „grüner“ Wasserstoff nur in homöopathischen Mengen, wenn überhaupt, zur Verfügung stehen.
Ende dieses Jahrzehnts müsse sich das Unternehmen darauf festlegen, welche Flugzeugkonzepte zur Erreichung dieses Ziels weiterverfolgt werden sollen, so Dreyer-Langlet. Neben der noch offenen Treibstoff- und Triebwerksfrage künftiger Verkehrsflugzeuge konzentriert sich der Flugzeughersteller auf eine Effizienzsteigerung künftiger Flugzeugmodelle durch eine verbesserte Aerodynamik – vor allem von Rümpfen und Tragflächen.