Amsterdam-Schiphol: Sechs Milliarden Euro für den Ausbau
Der Flughafen Amsterdam-Schiphol, Drehkreuz der KLM, investiert bis 2029 massiv in die Infrastruktur. Unter anderem sollen Flugsteig C erneuert und Flugsteig A fertiggestellt werden. Warum ist der Ausbau wichtig?
Die Niederländer, so könnte man meinen, sind eine einfallsreiche Nation. Nicht allein, dass holländische Gurken auch im Winter Saison haben: Wer den Luftverkehr unserer Nachbarn sucht, findet ihn drei Meter unter Meeresniveau. Dank des Flughafens Amsterdam-Schiphol, der im Haarlemmermeer – einem Binnensee, der im 19. Jahrhundert trockengelegt worden ist – seit mehr als 100 Jahren seine Heimat hat. Wenn dessen Betreibergesellschaft, die Royal Schiphol Group, nun also die „größte Investition in der Geschichte des Airports“ ankündigt, muss es sich um ein bedeutendes Paket handeln.
Und tatsächlich: Sechs Milliarden Euro sollen in den kommenden fünf Jahren in die Flughafeneinrichtungen fließen. Bislang waren für den Zeitraum 2024 bis 2027 drei Milliarden Euro veranschlagt worden. Doch das reicht bei weitem nicht aus, um wichtige Teile der Infrastruktur zu erneuern oder zusätzlich neue Projekte fertigzustellen oder zu beginnen. Modernisiert und saniert werden, müssen auf jeden Fall der Ende der sechziger Jahre entstandene Flugsteig C, aber auch die Klimatisierung, die Rolltreppen, Flugzeugpositionen oder Rollwege.
Warum ist der Ausbau am Flughafen Amsterdam-Schiphol so wichtig?
„Wir sind stolz darauf, dass wir unsere wichtige Rolle bei der Verbindung der Niederlande mit dem Rest der Welt erfüllen. Jeden Tag geben unsere Kollegen ihr Bestes für die Passagiere, doch leider werden sie dabei aufgrund des Zustands unserer Infrastruktur nicht entlastet“, bedauert der seit Juni amtierende CEO Pieter van Oord. Mehr noch: Man sei derzeit „weit von dem entfernt, was wir unseren Passagieren als Qualitätsflughafen bieten wollen“.
Das Sechs-Milliarden-Euro-Programm ist in den Augen des Flughafen-Chefs deshalb „von entscheidender Bedeutung, die Zufriedenheit der Fluggäste und einen Top-Service für unsere Fluggesellschaften wiederherzustellen“. Gleichzeitig müsse die Betreibergesellschaft jedoch auch das Gleichgewicht zwischen den Vorteilen für und den Belastungen durch Schiphol beachten: „Wir sind und bleiben verpflichtet, die Lärmbelastung für unsere Umgebung zu verringern und die Arbeitsbedingungen aller Beschäftigten an unserem Flughafen zu verbessern“, betont der CEO.
Amsterdam-Schiphol: Wo kommt das Geld für den Ausbau her?
Doch stellen die Projekte nicht auch eine Herausforderung dar? Nun, „es ist in unser aller Interesse, dass Schiphol wieder zu einem qualitativ hochwertigen Flughafen mit solider Infrastruktur und hervorragendem Service für unsere Passagiere und Fluggesellschaften wird. (…) Die Verwirklichung der ehrgeizigen Ziele erfordert jedoch eine erhebliche Steigerung unseres operativen Cashflows, ohne dass wir dabei unsere Wettbewerbsfähigkeit aus den Augen verlieren“, gesteht der Finanzvorstand Robert Carsouw ein.
Doch momentan läuft es finanziell vielversprechend für die Betreibergesellschaft. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres erwirtschaftete die Royal Schiphol Group einen Umsatz von 1,048 Milliarden Euro (+ 22,7 Prozent) und einen Gewinn vor Steuern (EBITDAR) von 309 Millionen Euro (+ 41,7 Prozent). Das Nettoergebnis beläuft sich auf 224 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2023 lag es noch bei 15 Millionen Euro.
Mit wie vielen Passagieren rechnet Amsterdam 2024?
Auf die guten Halbjahresergebnisse kann in Amsterdam-Schiphol aufgebaut werden; die Prognose für das Gesamtjahr ist rosig. Die monatlichen Verkehrszahlen nähern sich laut Unternehmensauskunft immer mehr dem Vor-Corona-Niveau an. An den Spitzentagen im Mai und im Sommer konnten sogar mehr abfliegende Passagiere in Schiphol begrüßt werden als 2019. Für das gesamte Jahr 2024 rechnet der Flughafen mit einem Gesamtpassagieraufkommen zwischen 65 und 68 Millionen. Die erwartete Zahl der Flugbewegungen für das Gesamtjahr liegt zwischen 470.000 und 473.000.