Ein weitestgehend klimaneutrales Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb bleibt bei Airbus auf der Agenda. Allerdings erst, wenn wichtige Voraussetzungen erfüllt sind.

Vor wenigen Wochen schockte Airbus die Branche mit der Erklärung, dass die Entwicklung des klimaneutralen ZEROe-Wasserstoffflugzeugs vorerst auf Eis gelegt ist. Nun legte Airbus nach und gab auf dem Technologie-Summit einen kleinen Einblick in die laufenden Arbeiten – und einen Ausblick in die mögliche Zukunft des ZEROe-Flugzeugs.

Bruno Fichefeux, Head of Future Programmes bei Airbus, erklärte auf dem Summit: „Wasserstoff ist das Herzstück unseres Engagements für die Dekarbonisierung der Luftfahrt. Wir haben zwar unseren Fahrplan angepasst, aber unser Engagement für wasserstoffbetriebene Flugzeuge ist ungebrochen. Wie wir im Automobilsektor gesehen haben, sind vollelektrische Flugzeuge, die mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betrieben werden, das Potenzial, den Luftverkehr langfristig zum Besseren zu verändern und den Weg der nachhaltigen Luftfahrt zu ergänzen.“

Diese Grafik zeigt die Funktionsweise eines von Airbus geplanten Brennstoffzellenantriebs mit kryogenem Wasserstoff. Dieser ist im Tank auf minus 253 Grad Celsius herunter gekühlt, bevor er durch die Brennstoffzelle fließt. Bild: Airbus

Diese Technologien wurden als Teil eines neuen, fiktiven Konzepts eines Wasserstoffflugzeugs vorgestellt, das von vier elektrischen 2-Megawatt-Antriebsmotoren angetrieben wird, die jeweils von einem Brennstoffzellensystem angetrieben werden. Dieses soll Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie umwandeln.

Technische Fortschritte bei ZEROe

Die vier Brennstoffzellensysteme würden über zwei Flüssigwasserstofftanks versorgt werden. Dieses Konzept soll in den kommenden Jahren weiter verfeinert werden. Zusätzliche Tests würden dazu beitragen die Technologien für die Wasserstoffspeicherung und -verteilung sowie für die Antriebssysteme zu entwickeln.

Glenn Llewellyn, Leiter des ZEROe-Projekts bei Airbus, fügte hinzu: „In den letzten fünf Jahren haben wir mehrere Konzepte für Wasserstoffantriebe untersucht, bevor wir uns für dieses vollelektrische Konzept entschieden haben. Wir sind zuversichtlich, dass es die nötige Leistungsdichte für ein wasserstoffbetriebenes Verkehrsflugzeug bieten kann und sich mit der Reifung der Technologie weiterentwickeln lässt. In den kommenden Jahren werden wir uns auf die Weiterentwicklung der Speicher-, Verteilungs- und Antriebssysteme konzentrieren und uns gleichzeitig für die rechtlichen Rahmenbedingungen einsetzen, die notwendig sind, damit diese Flugzeuge fliegen können.“

 

So könnte eines Tages die Betankung eines ZEROe-Flugzeugs mit flüssigem, auf minus 253 Grad herabgekühlten Wasserstoff aussehen. Bild: Airbus

Im Jahr 2023 demonstrierte Airbus erfolgreich ein 1,2-MW-Wasserstoff-Antriebssystem. Im Jahr 2024 wurden die End-to-End-Tests eines integrierten Brennstoffzellenstapels, von Elektromotoren, Getrieben, Wechselrichtern und Wärmetauschern abgeschlossen.

Prüfstände in Frankreich und Deutschland

Um die Herausforderungen bei der Handhabung und Verteilung von Flüssigwasserstoff im Flug zu bewältigen, hat Airbus in Zusammenarbeit mit Air Liquide Advanced Technologies das Liquid Hydrogen BreadBoard (LH2BB) in Grenoble, Frankreich, entwickelt. Integrierte Bodentests sind für 2027 im Electric Aircraft System Test House in München geplant, wobei der Antriebsprüfstand und das Wasserstoffverteilungssystem für eine umfassende Systemvalidierung kombiniert werden.

Das ZEROe-Konzept ist zukunftsweisend, jedoch hinkt laut Airbus das dafür erforderliche Ökosystem um Jahre hinterher. Bild: Airbus

Neben den Flugzeugtechnologien wird Airbus auch weiterhin das Entstehen einer Wasserstoff-Luftverkehrswirtschaft und die damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen fördern, die ebenfalls entscheidende Voraussetzungen für das Aufkommen des wasserstoffbetriebenen Flugs in großem Maßstab sind.

Ungewisser Zeitplan

Doch genau hier bestehen noch große Hürden. Einen konkreten Zeitplan für die Realisierung des ZEROe-Projekts konnte der europäische Flugzeughersteller daher auch nicht auf dem Airbus-Summit 2025 präsentieren. Die vage Kernaussage lautet: „Wir brauchen noch ein bisschen mehr Zeit, da sich das dafür erforderliche Wasserstoff-Ökosystem nicht wie von uns gewünscht entwickelt hat.“