50 Jahre TUIfly: Ein Sonderflug mit Nostalgie-Effekt
TUIfly feiert Jubiläum: Am 30. März 1973 hob die erste Maschine ab. Heute geht es ab Hannover nach Ibiza. Wir sind beim Sonderflug mit an Bord!
Große Party am Flughafen Hannover: Heute hebt die vier Jahre alte Boeing 737-8 nach Ibiza ab – der Sonderflug X3203. Alles andere als ein normaler Flug, denn es wird groß gefeiert! Vor genau 50 Jahren, also am 30. März 1973, war der Erstflug in der Unternehmensgeschichte von Hapag-Lloyd, aus der TUIfly hervorging. Damals war Helmut Spitzer der Pilot der Boeing 727-100. An diesem Donnerstagmorgen sitzt er auf Platz 1B. Neben ihm seine Ehefrau Newjana, eine ehemalige Stewardess.
TUIfly-Pilot von 1973: „Früher war das Fliegen noch etwas Besonderes“
Vor 50 Jahren startete der Flug allerdings vom Flughafen Hamburg aus, „zweieinhalb Stunden später setzen wir sanft auf der spanischen Urlaubsinsel Ibiza auf“, erzählt der heute 86-jährige Pilot Spitzer. Doch was sind die größten Unterschiede im Vergleich zu früher? „Da gibt es so einiges“, sagt er mit ruhiger Stimme und schmunzelt. So sei das Fliegen Anfang der 70er-Jahre alles andere als alltäglich und massentauglich gewesen. Ein Flug von Frankfurt nach Los Angeles soll beispielsweise 3000 Mark gekostet haben. Und der Service? Er erinnert sich zurück und sagt: „Es gab Sekt zum Frühstück reichlich Rührei mit Schinken.“ Und wer wollte, konnte immer einen Blick ins Cockpit werfen. „Die Türen waren quasi offen. Die Flugbegleiterinnen trommelten sogar manchmal die Kinder an Bord zusammen.“ Dann seufzt er kurz und ergänzt: „Fliegen war früher noch echt etwas Besonderes. Nicht nur für unsere Gäste, sondern auch für die gesamte Crew.“
Um kurz nach 8 Uhr haben alle Passagiere ihre Plätze eingenommen, Purser Michael Gering beginnt mit seiner Begrüßung. „Wir haben an Bord eine bunte Zusammenstellung. Der jüngste Fluggast an Bord ist sieben Monate alt, der frühere Pilot auf dem Erstflug ist 86 Jahre alt“, erzählt er. Dann beginnt die Sicherheitsunterweisung und Flugbelgeiterin Maren Brieler zeigt, wie die Schwimmweste im Fall der Fälle angelegt werden soll. Dabei besonders auffällig – ihre Uniform. Eine orangefarbende Original-Uniform aus dem Jahr 1973. Die erste Uniform der Hapag-Lloyd-Flug wurde von Heinz Oestergaard entworfen. Ein Gefühl von Nostalgie kommt auf.
TUIFly feiert Jubiläum: Uniformen-Modenschau während des Flugs
Das der heute Flug anders ist als sonst, zeigt sich auch daran, dass der Gang kurzerhand zum Laufsteg umfunktioniert wird. Eine „Mini-Fashion-Show“ in luftiger Höhe. Das Motto: „Die Uniformen der letzten fünf Jahrzehnte“. Die Flugbegleiterinnen laufen auf und ab, lächeln und freuen sich sichtlich über diese Showeinlage. Applaus von allen Seiten, leises Jubeln. Manch Fluggast dürfte in Erinnerungen an die eigene aktive Flugbegleiterzeit schwelgen. So gab es einst Kollektionen von Aigner, Nicole Dürr und Windsor.
Noch heute ist die Uniformmode ein wichtiges Thema für jede Fluggesellschaft. Deswegen werden alle fünf bis sieben Jahre neue Kollektionen in Auftrag gegeben. Bei TUIfly setzt man momentan auf schlichte dunkelblaue Eleganz. Sie stammt wie die letzten beiden Vorgänger-Modelle von Designer Guido Maria Kretschmer. Rund 1200 Flugbegleiter, Piloten und das Bodenpersonal werden damit ausgestattet.
Hapag Lloyd Flug: Anfangs drei Flugzeuge und 15 Piloten
Steigen wir ein wenig in die Historie des Unternehmens ein: Immer mehr Deutsche wollten in den 70er-Jahren mit dem Flugzeug die Welt entdecken. Und immer mehr Reisende stiegen vom Schiff aufs Flugzeug um. So entschied sich die Hapag-Lloyd AG, die traditionell der Schifffahrt verbunden war, ins Ferienfluggeschäft einzusteigen. Los ging es mit drei Boeing 727-100, die einer japanischen Airline zu einem sehr günstigen Preis abgekauft werden konnten, und 15 Piloten. Heute ist TUIfly mit 1700 Mitarbeitern und 22 eigenen Flugzeugen eine der beliebtesten Ferienfluggesellschaften der Welt.
Die deutsche Fluggesellschaft hat einen turbulenten Flug hinter sich: Mehrere Namensänderungen, wechselnde Marktstrategien und neue Flugzeuglooks. Ein markanter Punkt in der Historie der Airline: Im Charter wurden 1974 erstmals Langstreckenziele angeflogen. So zum Beispiel Mombasa, hierfür waren damals noch zwei Zwischenlandungen notwendig. Bereits im Dezember 1975 wurde der millionste Flugast an Bord begrüßt. Die Zeichen standen also auf Expansion bei Hapag-Lloyd Flug. Drei Jahre wurden die Fluggesellschaften Bavaria und Germanair gekauft. Erst später zeigte sich, dass dies viele große Probleme mit sich brachte. Die Maschinen waren teilweise sehr alt und schlecht ausgelastet. Es gab erstmals große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Hier half eine erfolgreiche Sanierung, die auch einen Stellenabbau mit sich zog sowie den Verkauf von Flugzeugen.
Die 80er-Jahre sind erfolgreich für das Unternehmen
In den 80er-Jahren folgten dann mehrere Boomjahre. So kam 1982 das Frachtgescäft hinzu, 1988 wurde die Flotte erneuert und der Winterflugplan 1982 bekam Langstreckenflüge. Letzteres zeigte aber keinen Erfolg. Etwa zehn Jahre später wurde der Fokus wieder auf die Ferienfliegerei gelegt und Langstrecken gestrichen. Zum Einsatz kamen dann neue Boeing 737-800. Dann ein entscheidender Meilenstein: Die Einführung des Einzelplatzverkaufes.
Wie die nächsten 20 Jahre historisch für das Unternehmen weiterging, können Sie in der nächsten Ausgabe von AERO INTERNATIONAL lesen. Dann geht es um die Schwesterfluggesellschaft Hapag-Lloyd Express (HXL) mit dem markanten New Yorker Taxi-Design und die gescheiterten Verhandlungen mit Air Berlin.
Heute lieben die Gäste von TUIfly die Currywurst an Bord
Zurück in die Realität: Heute ist TUIfly eine hunderprozentige Tochtergesellschaft der TUI Group, die vier weitere Fluggesellschaften in Europa mit insgesamt 130 Flugzeugen betreibt. Jährlich werden rund 7,9 Millionen Passagiere von TUIFly befördert. Klassische Urlaubsziele sind rund um das Mittelmeer, auf die Kanarischen Inseln, auf die Kapverden und Ägypten. Und die Flotte? Von der B727-100 über den A300 und der B 737-400 bis zur B 737-800 – Immer wieder ist die Flotte verjüngt worden. Seit Juli 2021 ist die 737 MAX im deutschen Markt im Einsatz. Und auch der Service wurde der heutigen Zeit angepasst, so gibt es auf dem Jubiläumsflug zum Frühstück die beliebte Currywurst an Bord! Davon werden jährlich etwa 160.000 Stück verkauft!