Vor 40 Jahren: Schwebend mit SAS über den Öresund zum Airport
SAS eröffnete einen Hovercraft-Service zwischen Kopenhagen und Malmö. Vom Wasser aus ging es direkt auf das Vorfeld des Flughafens neben die Flugzeuge. Wir erinnern an ein faszinierendes Kapitel der skandinavischen Airline.
Wollte man vor 1984 vom Flughafen Kopenhagen in die benachbarte schwedische Hafenstadt Malmö reisen, so musste man zuerst mit Bus oder Taxi zu den Passagierfähren in der Kopenhagener City fahren. Von dort aus startete die 75-minütige Seereise über den Öresund zu dem in Sichtweite befindlichen Malmö in Schweden.
Doch 1984 machte die damals äußerst innovative skandinavische Fluglinie SAS damit Schluß und verkürzte die Reisezeit nach Malmö dramatisch. Ihre Flugpläne enthielten fortan einen Hovercraft-Service zwischen ihrem größten Drehkreuz am Flughafen Kopenhagen und dem dafür im Hafen der schwedischen Hafenstadt Malmö erbauten „Malmö City International“-Terminal.
„Abflug“ mit SAS im Airport-Terminal
Dieses speziell für die Abfertigung der Luftkissenboote errichtete Passagierterminal war ein Flughafen im Miniformat. Einschließlich eines regulären Check-ins für das gesamte SAS-Streckennetz, Gepäckaufgabe, Pass- und Sicherheitskontrolle, Business Class Lounge und Duty Free Shop.
Ihre vier Deutz-Dieselmotoren mit je 485 PS verliehen den AP1-88 eine Reisegeschwindigkeit von rund 50 Kilometer pro Stunde. So konnten die drei Wikingerinnen „Freya Viking“, „Liv Viking“ und ab 1989 zudem „Idun Viking“ den Wasserweg über den Öresund hinweg in rund 35 Minuten zurücklegen.
Bis zu zehnmal täglich pendelten sie zwischen Copenhagen Airport (CPH) und dem schwedischen Hafenterminal.
SAS-Hovercraft-Terminal in Malmö
Der Clou war, dass die Hovercraft vom Wasser aus auf das Vorfeld des Kopenhagener Flughafens schwebten und direkt neben den Abfertigungspositionen der Flugzeuge be- und entladen wurden. Passagierbusse beförderten die Gäste zur internationalen Ankunft, von wo aus sie entweder per SAS-Bus in die City fuhren, oder im Transit auf dem SAS-Streckennetz weiter reisten.
Umgekehrt checkten die Passagiere des Luftkissen-Services wie für einen regulären Flug in Kopenhagen ein, warteten in der internationalen Abfluglounge auf das Boarding und wurden mit Vorfeldbussen zu den Hovercraft auf dem Vorfeld gefahren. Da die Route wie ein ganz normaler SAS-Flug mit SK-Flugnummer in den Reservierungssystemen geführt wurde, konnte auch jeder Transitpassagier mit den Hovercraft nach Malmö in einer „Flughöhe“ von rund einem Meter reisen.
Ab Bord fanden maximal 81 Passagiere Platz. Analog zum Rest der Europaflotte bot SAS auch an Bord ihrer Hovercraft eine „Euro Class“ genannte Business Class und eine Economy Class an. Selbst während dieser kurzen Reisezeit wurden Mahlzeiten in der Business Class und Getränke für alle Passagiere gereicht.
SAS-Hovercraft mit Business Class an Bord
Die Hovercraft-Crew setzte sich aus einem Kapitän, einem Navigator, einem Seemann und zwei SAS-Stewardessen zusammen. Betrieben wurden die AP1-88, die offiziell als Seefahrzeuge gelten, von der dänischen Reederei Dampskibsselskabet Øresund (DSØ).
Der Hovercraft-Einsatz bei SAS währte genau zehn Jahre. 1994 übernahmen Katamarane die Rolle ihrer schwebenden Kolleginnen, die in Kopenhagen am Öresund-Ufer des Airports anlegten. „Kraka Viking“ und „Sifka Viking“ hießen die beiden von Scandlines A/S betriebenen Schnellfähren, deren Betrieb günstiger war als jener der Luftkissenboote. Wie ihre Vorgängerinnen waren auch sie in vollen SAS-Farben lackiert.
Das City-Terminal in Malmö wurde ebenso weiterhin für den Katamaran-Betrieb genutzt. Lediglich die schwimmende Rampe, auf der die Hovercraft zuvor abgefertigt wurden, wich einem regulären Schiffsanleger.
Öresund-Brücke brachte das Aus
Im Jahr 2000 erübrigte sich die SAS-Route auf dem Wasserweg, als die Öresundbrücke zwischen den beiden Ländern eingeweiht wurde. Seitdem besteht eine direkte Zugverbindung zwischen dem Kopenhagener Flughafen und dem Hauptbahnhof Malmös, die jedem Reisenden – nicht nur SAS-Passagieren – offen steht.