AERO INTERNATIONAL-Redakteur Wolfgang Borgmann ist Gast im Podcast „Verschollen im Pazifik: Amelia Earhart“ in der Sendereihe „Jahrhundertgeschichten von Armin Groh“. Er spricht über das spurlose Verschwinden von Amelia Earhart. Jetzt reinhören!

Amelia Earhart war alles, wovon heutige Personalchefs der Luftverkehrsbranche träumen. Jung, weiblich, gebildet, selbständig, technisch interessiert, eine erstklassige Pilotin, weltoffen, abenteuerlustig und durchsetzungsstark in einer Männerwelt.

Am 24. Juli 1897 in Atchison, Kansas, geboren, konnte sich Amelia bereits in ihrer Jugend nicht mit der Aufteilung in „Männer“- und „Frauen“-Domänen abfinden. So arbeitete sie zunächst als Krankenschwester um kurz darauf, für eine Frau zu jener Zeit höchst ungewöhnlich, im Jahr 1919 Medizin zu studieren.

Amelia Earhart ist vom Luftfahrtvirus gepackt

Doch nur ein Jahr darauf wurde sie vom Luftfahrtvirus bei einem Rundflug als Passagierin infiziert. Schnell wuchs der Entschluss, selbst das Fliegen zu lernen. Diesen Traum erfüllte sie sich mit dem Geld, das sie sich in 28 verschiedenen Jobs verdiente, um bei der Pilotin Neta Snook das Fliegen zu lernen. Ein weiteres Jahr später kaufte sie sich eine Kinner Airster als ihr erstes eigenes Flugzeug – mit dem sie nur wenig später den ersten Weltrekord aufstellte.

Rekorde waren das Leben von Amelia Earhart. Höher, schneller, weiter. Sei es als erste Passagierin, die über den Atlantik flog, oder als erste Frau, die selbst am Steuer sitzend den Atlantik solo bezwang.

Earhart setzte sich nicht nur in einer Männerwelt durch, sondern kämpfte gleichermaßen für die Rechte der Frauen. Am berühmtesten war die von ihr mit gegründete, und bis heute bestehende Pilotinnen-Vereinigung „The Ninety-Nines“. Sie war jedoch auch als Mentorin für Studentinnen an der Purdue University aktiv. Jene Uni, die das Flugzeug für Earharts bislang größtes Flugabenteuer finanzieren, und als Forschungsflugzeug deklarieren sollte.

Vorbereitung der Lockheed 10E am Wheeler Field in den USA für die bevorstehende Weltumrundung.
Vorbereitung der Lockheed 10E am Wheeler Field in den USA für die bevorstehende Weltumrundung. Bild: Archiv

Die Lockheed 10E für Amelia Earhart

Zwei Pratt & Whitney Was S3H1-Motoren, Treibstoff für eine Reichweite von 7200 Kilometer, entworfen von der Luftfahrt-Ingenieurikone Kelly Johnson – das war die speziell für sie gebaute Lockheed Electra 10E mit dem Kennzeichen NR16020.

Mit diesem Silbervogel plante Earhart 1937 die Welt zu umrunden. Der Flug nahm in Miami, Florida, seinen Anfang und endete am 2. Juli des Jahres auf tragische Weise in den Wogen des Pazifiks. Nach dem Start in Lae, Neuguinea, sollten die nur 2,6 Quadratkilometer kleinen Howlandinseln ihr nächstes Ziel sein. Doch bis dahin kamen Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan nicht.

Unmittelbar nach ihrem Verschwinden organisierte die US-amerikanische Regierung eine der größten Suchaktionen der Geschichte. Doch die Ausnahmepilotin und ihren Navigator fanden sie nicht.

Amelia Earhart ist bis heute ein Vorbild für viele Frauen – nicht nur in der Luftfahrt.
Amelia Earhart ist bis heute ein Vorbild für viele Frauen – nicht nur in der Luftfahrt. Bild: Archiv

Mythen und Märchen um den Verbleib der Flieger

Bis heute ranken sich Mythen und Märchen um den Verbleib der beiden Flieger. Immer wieder werden Geschichten kolportiert, dass Earhart und Noonan auf Fotos zu sehen sein sollen, die sie in japanischer Kriegsgefangenschaft zeigen. Andere sprechen davon, dass es Belege für ihr Weiterleben auf einer der vielen unbewohnten Insel gibt. Im Januar dieses Jahres war sogar die Rede davon, dass die Electra von einem Solar-Signal am Grund des Meeresbodens aufgespürt wurde.

Doch bis handfeste Beweise vorliegen, ist die einfachste Erklärung die wahrscheinlichste: Earhart und Noonan haben die Howlandinseln nicht gefunden und haben sich nach dem Versiegen des Treibstoffvorrats in den Pazifik gestürzt und sind dabei ums Leben gekommen.

Vorbild für junge Frauen

Viel wichtiger als die Umstände ihres Todes sind jedoch ihre Errungenschaften, die bis heute das Leben vieler junger Frauen positiv beeinflussen.

Earhart schuf vor fast 90 Jahren die Grundlage dafür, dass Frauen auch in sogenannten „Männerberufen“ akzeptiert werden. Es sollte noch einige Jahrzehnte dauern, doch Pilotenvereinigungen wie die Ninety-Nines leisten dafür bis heute ihren wertvollen Beitrag. Danke, Amelia!

Wolfgang Borgmann im Podcast über Amelia Earhart

Aero-International-Redakteur Wolfgang Borgmann wurde jetzt im Podcast „Verschollen im Pazifik: Amelia Earhart“ in der Sendereihe „Jahrhundertgeschichten von Armin Groh“ über das Leben und das mysteriöse Verschwinden der Ausnahmepilotin interviewt. Hier können Sie sich den Podcast anhören: