Frankfurt am Main Fluglotsen kündigen Solidarstreik an. Am größten deutschen Flughafen drohen massive Beeinträchtigungen im Flugverkehr. Fraport und Lufthansa leiten einstweilige Verfügung ein Die Tarifstreit zwischen  der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) und dem Flughafenbetreiber Fraport spitzt sich die Lage weiter zu. Im Schlagabtausch um höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen setzt die Gewerkschaft noch einen drauf […]

Frankfurt am Main

Fluglotsen kündigen Solidarstreik an. Am größten deutschen Flughafen drohen massive Beeinträchtigungen im Flugverkehr. Fraport und Lufthansa leiten einstweilige Verfügung ein

Die Tarifstreit zwischen  der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) und dem Flughafenbetreiber Fraport spitzt sich die Lage weiter zu. Im Schlagabtausch um höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen setzt die Gewerkschaft noch einen drauf und droht mit einem Solidarstreik. Am Mittwoch sollen auch die Fluglotsen ihre Arbeit niederlegen.

Wie Focus Money heute berichtet, habe der Bundesvorstand der GdF beschlossen, die Streiks der 200 Vorfeldmitarbeiter auf dem Frankfurter Flughafen auszuweiten. Ab sofort könne die Organisation ihre rund 3500 Mitglieder in die Solidarstreiks miteinbeziehen. Dazu gehören auch die rund 1900 Fluglotsen der bundeseigenen Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS). Um ihre streikenden Kollegen auf dem Vorfeld zu unterstützen, sollen sie morgen für sechs Stunden ihre Arbeit im Tower niederlegen. Diese Ausweitung im Arbeitskampf könnte den Flugverkehr weltweit massiv beeinträchtigen und einen enormen wirtschaftlichen Schaden verursachen.

Das Ende des Tarifkonflikts rückt in weite Ferne. Die Fronten bleiben weiterhin verhärtet. Wie Focus Money berichtet beschuldige der GdF-Sprecher Matthias Maas den Fraport-Chef Stefan Schulte, den Konflikt mit seinem unaufrichtigen Gesprächsangebot unnötig eskaliert zu haben. Laut GdF habe der Flughafenbetreiber sein letztes Angebot vor der Schlichtung nicht wie besprochen erneut vorgelegt und sich strikt geweigert, die Flugzeugeinweiser in den angestrebten Vorfeld-Tarifvertrag zu übernehmen. Ihrer Argumentation zufolge erhielten sie bereits jetzt mehr Geld als die Kollegen in München. „Schulte sagt, er will uns auspokern. Ab jetzt pokern wir auch“, so Maas über die neue Strategie im Arbeitskampf.

Fraport und Lufthansa kündigten hingegen an, gegen die Drohung der GdF-Führung, auch die Lotsen der DFS in ihren Kampf mit einzubinden, juristische Schritte in Form einer einstweiligen Verfügung einleiten. „Es kann nicht sein, dass die Deutsche Flugsicherung, die ein zu 100 Prozent im Bundesbesitz befindliches Unternehmen ist und ein vom Staat garantiertes Monopol ausübt, von der GdF in einen privatrechtlichen Tarifstreit hinein gezogen wird. Dies ist eine zunehmende Unverhältnismäßigkeit des Ausstands, weswegen wir juristische Schritte in Form einer einstweiligen Verfügung gegen den Solidarstreik der Fluglotsen eingeleitet haben“, erklärte der Arbeitsdirektor der Fraport AG Herbert Mai.

Laut Fraport versuchten die GdF-Funktionäre mit gezielten Falschaussagen die Sachverhalte zu verdrehen. So behaupte die Gewerkschaft, dass Fraport der GdF öffentlich zugesichert habe, ein vor dem ersten Streik gemachtes Angebot als Basis für das jüngst gescheiterte Gespräch zu machen. Tatsächlich aber habe die GdF stets Gehälter auf „Münchner Niveau“ für die von ihr vertretenen Beschäftigten eingefordert. „Diese GdF-Forderung haben wir mit unserem letzten Angebot absolut erfüllt. Daher ist es umso unverständlicher, dass die GdF unser Angebot nicht annimmt“, erklärte Mai.

Der Flughafenbetreiber kritisiert scharf das unverantwortliche Vorgehen der GdF-Funktionäre. Mit ihrem Aufruf zum Solidarstreik nehme die Gewerkschaft einen massiven Schaden für die Passagiere, die Fluggesellschaften und die deutsche Wirtschaft insgesamt in Kauf. „Die GdF-Führung will hier einen Flächenbrand entfachen, der in keiner Weise gerechtfertigt ist“, sagt Mai.

Seit Beginn des Ausstands sind bisher mehr als 1400 Flüge von oder nach Frankfurt gestrichen worden. Auch am Montag hatte der Streik der Vorfeldbeschäftigten wieder zu Flugausfällen am größten deutschen Flughafen geführt. Von 1286 geplanten Verbindungen mussten alleine diese Woche schon 200 ausfallen, wie Fraport berichtet. Betroffen waren erneut Kurzstreckenflüge; die Interkontinentalverbindungen konnten wie geplant stattfinden.

Es werde Zeit, dass man sich wieder auf Klarheit besinnt, so ein Sprecher von Fraport. Das trifft sicher auf beide Seiten zu. Denn ohne ein gegenseitiges Entgegenkommen werden wohl weiterhin die Passagiere vergeblich auf ihre Flüge von oder nach Frankfurt am Main warten.