Frankfurt/Main, 03. Oktober 2014 Über den Wolken ist die Freiheit keineswegs grenzenlos. Etwas Ordnung in das chaotisch anmutende Geschehen bringt das aeronautische Informationszentrum der Deutschen Flugsicherung. Einfach Losfliegen geht gar nicht. Bevor in Deutschland ein Flugzeug abhebt, muss sich der Pilot umfangreiche Informationen über Wetter und Luftraum besorgen. Doch nur ein kleiner Teil der Flüge […]

Frankfurt/Main, 03. Oktober 2014

Über den Wolken ist die Freiheit keineswegs grenzenlos. Etwas Ordnung in das chaotisch anmutende Geschehen bringt das aeronautische Informationszentrum der Deutschen Flugsicherung.

Einfach Losfliegen geht gar nicht. Bevor in Deutschland ein Flugzeug abhebt, muss sich der Pilot umfangreiche Informationen über Wetter und Luftraum besorgen. Doch nur ein kleiner Teil der Flüge durch den deutschen Luftraum wird eng von den Lotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) überwacht. Auch für den kurzen Trip zu einem nahe gelegenen Flugplatz hält das bundeseigene Unternehmen für die Flieger kostenfrei wichtige Informationen bereit. Meistgenutzter Kanal ist das Internet, die Planer sind allerdings auch über Fax oder Telefon erreichbar.

Luftraumkarten und Aktenordner haben nahezu ausgedient im „Aeronautical Information Service Centre“ (AIS-C), untergebracht in einem unscheinbaren Bürogebäude in Frankfurt-Rödelheim. Mit Hilfe des Computers planen hier rund 60 Experten im Schichtdienst Flüge, sammeln und verbreiten die international standardisierten Störungsmeldungen (Notices to Airmen) oder koordinieren Landegenehmigungen der größeren Flughäfen. Noch vor zehn Jahren war das Team mehr als doppelt so groß und auf 18 Standorte in der gesamten Republik verteilt.

Nur für einen kleinen Teil der täglich stattfindenden Flüge muss zuvor ein exakter Flugplan erstellt werden, erläutert der erfahrene Pilot und Flugtrainer Peter Ahlers aus dem südhessischen Egelsbach: Etwa zu Zielen im Ausland oder wenn die Piloten nach den Bordinstrumenten und nicht auf Sicht fliegen müssen. „Für einen kleinen Trainingsflug in den Vogelsberg oder ein paar Platzrunden brauche ich keinen Flugplan“, schildert Ahlers den häufigeren Fall an den fast 1000 Flugplätzen der Republik.

Rund 140 000 Flugpläne bearbeiten die Frankfurter im Jahr. In der Regel beantragen die Piloten über ein Internet-Formular die gewünschte Flugstrecke, für die auch ad hoc ein Vorschlag abgerufen werden kann. Genehmigt wird der konkrete Flug danach nicht von der Deutschen Flugsicherung selbst, sondern sekundenschnell von der europäischen Koordinierungsstelle Eurocontrol. Die Pläne enthalten unter anderem Abflug- und Ankunftszeit, Reisegeschwindigkeit, Flugstrecke, Höhe, Zielflugplatz und Ausweichplätze.

Der Service ist für die Piloten und ihre Auftraggeber kostenfrei. „Je besser die Piloten auf ihre Flüge vorbereitet sind, desto sicherer ist der Luftraum“, sagt der Leiter des Informationszentrums, Albert Wegert. Auf jeden Fall müsse man vermeiden, dass jemand aus Kostengründen auf vorliegende Informationen verzichtet. Finanziert wird die Arbeit aus dem allgemeinen, über Gebühren finanzierten Haushalt der Deutschen Flugsicherung.

Große Airlines wie Lufthansa oder Air Berlin nehmen die Plan-Dienstleistung der Flugsicherer nicht mehr in Anspruch. „Die haben für ihre Planungen ihre eigenen Leute und hochautomatisierte Systeme“, sagt der für den operativen Bereich verantwortliche Albert Schmitz. Die Airlines greifen auf dieselben Datenbanken zu wie die Flugsicherung. Bei der Freigabe der Flugpläne würden sie durch Eurocontrol nicht bevorzugt, versichert Schmitz. Konflikte seien aber ohnehin selten, da die verschiedenen Verkehrsgattungen meist in ganz unterschiedlichen Flughöhen abgewickelt würden.

Neben der Flugplanung und -beratung hat die DFS-Außenstelle noch weitere, teils recht pittoreske Aufgaben. Wer beispielsweise bei einer Feier mehr als 500 Luftballons aufsteigen lassen will, benötigt für diese „besondere Nutzung des Luftraums“ eine Freigabe der Frankfurter. Auch Fallschirmspringer müssen hier ihre Aktivitäten anmelden – rund 100 Anfragen pro Tag kommen dabei zusammen.

Eine Art Lebensversicherung für Hobbypiloten ist die deutschlandweite Überwachung geplanter Flüge zu kleineren Landeplätzen. Wenn sich ein Pilot 30 Minuten nach seiner geplanten Landezeit noch nicht gemeldet hat, wird ein großes Such- und Rettungsprogramm angeschoben. Damit dies möglichst auch weiterhin nur etwa zwei Mal im Jahr passiert, fangen die zuständigen DFS-Flugberater schon sehr bald nach der verstrichenen Plan-Landezeit an, dem Flieger hinterher zu telefonieren. Rund zehn Prozent der Landungen werden nicht korrekt gemeldet, berichtet Schmitz. „Ein guter Tipp ist immer auch ein Anruf in der Flughafenkneipe. Da sitzen die Piloten manchmal schon in aller Ruhe beim Landebier.“

Christian Ebner, dpa