Vive La France – Entwicklung eines neuen Premiumprodukts bei Air France
23.07.2015 In den vergangenen drei Jahren wurde bei Air France auf Hochtouren gearbeitet, um ein völlig neues Langstreckenprodukt flügge werden zu lassen. Seit einem knappen Jahr nun erfreuen sich die Passagiere an Bord der 777-300ER des neuen Konzepts. Dezente Farben, edle Materialien, exquisite Speisen und Getränke, Privatsphäre, individueller Service. Das und noch mehr erwartet der […]
23.07.2015
In den vergangenen drei Jahren wurde bei Air France auf Hochtouren gearbeitet, um ein völlig neues Langstreckenprodukt flügge werden zu lassen. Seit einem knappen Jahr nun erfreuen sich die Passagiere an Bord der 777-300ER des neuen Konzepts.
Dezente Farben, edle Materialien, exquisite Speisen und Getränke, Privatsphäre, individueller Service. Das und noch mehr erwartet der Premiumpassagier an Bord eines Langstreckenflugzeugs, das er am Zielort möglichst ausgeruht wieder verlassen möchte. Bis vor drei Jahren wurden die solcherlei Komfort gewöhnten Fluggäste von Air France da noch ein wenig enttäuscht, hinkte die französische Fluggesellschaft im internationalen Vergleich – bei dem vor allem die arabischen und asiatischen Qualitätscarrier den Ton angaben – ein wenig hinterher. Dann wurde in Paris das Programm BEST – Best Ever Sky Travel – ins Leben gerufen. Kreiert werden sollte ein Kabinenprodukt, das alles Vorhandene toppt. Air France nahm viel Geld in die Hand; rund 500 Millionen Euro investiert sie in ihr neues Langstreckenprodukt, etwa 50 Millionen Euro in das Äquivalent auf der Kurz- und Mittelstrecke.
Dabei sollte nicht nur das Ergebnis seinesgleichen suchen, sondern auch in der Art und Weise der Entwicklung schlug Air France neue Wege ein. Erstmals wurden Teams zusammengestellt, in denen Techniker, Marketingfachleute, Bodenpersonal, Flugzeugbesatzungen und Passagiere gemeinsam ihre Ideen und Vorstellungen einbringen konnten. Die Idee war, für die Reisenden ein konsistentes Reiseerlebnis zu kreieren, in sich stimmig von Abflugairport bis Zielflughafen. Insofern umfasst BEST nicht nur die neue Flugzeugkabine, sondern auch das Check-in- und Loungeerlebnis für den Passagier.
Internationale Vorlieben
Ganz am Anfang stand die Frage: Was will der Passagier wirklich? Die Ergebnisse aus den weltweit durchgeführten Umfragen waren bezüglich Flugzeugkabine und Lounges recht einheitlich. Der Fluggast der „La Première“, der First Class, legt vor allem Wert auf einen personalisierten Service, schätzt es, wenn er bei allen Dingen – ob Menüzusammenstellung, Essens- oder Ruhezeiten, mehr oder weniger Privatsphäre an Bord – die Wahlfreiheit hat.
Bild: Air France
Auch in der Business Class ist eine gewisse Personalisierung, soweit sich dies noch bei mehr als 60 Passagieren umsetzen lässt, wichtig, doch im Fokus stehen der Komfort und ein gutes Bett. Ein vernünftiges Catering, ebenfalls ein wenig Komfort und vor allem die größere Beinfreiheit liebt der Fluggast in der Premium-Economy-Klasse, während der Economy-Passagier schon für jeden Zentimeter mehr Platz dankbar ist.
Bild: Air France
Im Rahmen der Neugestaltung der Boeing 777-300ER-Kabine wurde daher auch die Economy Class mit neuen Sitzen ausgestattet. Zusammen mit dem französischen Hersteller Zodiac wurde hier eine komplette Neuentwicklung gestartet. Innerhalb von anderthalb Jahren wurden rund 15 Mockups gebaut, wiederholt Passagiere und Mitarbeiter zum Probesitzen eingeladen und schließlich die entsprechenden Zertifizierungen vorgenommen, so Jean-Michel Guérin, Deputy Manager des Projekts BEST. Herausgekommen ist ein Schalensitz, der nicht nur drei Kilo weniger Gewicht mitbringt als der alte Economy-Stuhl, sondern auch zwei Zentimeter mehr Beinfreiheit gewährt und mit Touchscreens samt individuellem Bordunterhaltungssystem von Panasonic ausgestattet ist.
In der Premium-Economy-Klasse wurden die alten Sitze beibehalten, für Business und First Class jedoch ebenfalls neue Sitze beschafft. Dabei handelt es sich allerdings um keine kompletten Neu-, sondern um Weiterentwicklungen eines bestehenden Topmodells; Vorbild war hier das Produkt von Cathay Pacific, das vor drei Jahren, zum BEST-Programmstart, als führend in der Branche galt. Auch hier stammen die Sitze aus dem Hause Zodiac, deren Umgestaltung im Zeichen dreier Fs stand: Full Flat, Full Intimacy, Full Aisle Access, also Sitze, die sich auf 180 Grad komplett in die Horizontale ausfahren lassen, dem Passagier einen Kokon voller Privatsphäre gestatten und direkten Zugang zum Gang bieten. Sämtliche Materialien und Designs – vom Kissenbezug über die Lampen bis hin zum Porzellan – flossen aus der Feder französischer Designer wie Jean-Marie Massaud oder Bernardaud, während der Inhalt der Amenity-Kits Kosmetik- und Pflegeprodukte von Clarins enthält.
Ein wenig uneinheitlicher war die Meinung der befragten Vielflieger bezüglich der kulinarischen Genüsse an Bord und in den Lounges. Hier weichen die Vorlieben europäischer von denen asiatischer oder afrikanischer Passagiere ab, so dass die Menüs an Bord, übrigens sämtlich von Mehr-Sterne-Köchen kreiert, in 12000 Metern Höhe getestet und von der Air-France-Tochter Servair zubereitet, je nach Flugroute unterschiedlich ausfallen. Für die Mahlzeiten in den Lounges wurden darüber hinaus Blindtests durchgeführt, in deren Rahmen die Testpersonen – auch hier wieder ein Mix aus Passagieren und Mitarbeitern – verschiedene Produkte, beispielsweise Joghurt, probieren sollten, ohne die jeweilige Marke zu kennen. Die Ergebnisse waren zum Teil überraschend und führten unverzüglich zu Änderungen am Buffet.
Das neue Kabinenprodukt soll in 44 Triple Seven implementiert werden; bislang sind elf 777-200ER und sieben 777-300ER umgerüstet worden und auf den Strecken nach New York, Sao Paulo, Dubai, Haneda, Singapur, Jakarta und Schanghai unterwegs; im Laufe des Sommers sollen Toronto, Los Angeles, Houston, Washington, Libreville, Douala, Beijing und Tokio folgen. Für den Einsatz in den A380 sowie in A330 müssen, aufgrund unterschiedlicher Kabinenbreite, noch diverse Modifizierungen an den neuen Flugsesseln vorgenommen und – natürlich – auch zertifiziert werden.
Quelle: Air France