Swiss: So will die Airline bis 2050 klimaneutral fliegen
Die Airline Swiss plant umfassende Maßnahmen und Investitionen um Schritt für Schritt klimaneutral zu werden. Hier hofft man vor allem auf die Nutzung von Sustainable Aviation Fuels. Durch das Maßnahmenpaket will Swiss bis 2050 klimaneutral fliegen.
Auf einer Fachveranstaltung präsentierte Melanie Heiniger, Leiterin des Nachhaltigkeitsteams bei Swiss, die Fakten: 2021 standen 25.000 Flugzeuge auf den Bestelllisten von Airbus und Boeing. Die IATA erwartet bis 2050 zehn Milliarden Passagiere pro Jahr. Und auch, wenn die Luftfahrt nur für drei Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich ist, ergab das im Jahr 2019 immerhin 914 Millionen Tonnen des Klimagases
Erste Maßnahmen von Swiss bereits erfolgreich umgesetzt
Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es bei der Swiss umfassende Maßnahmen und große Investitionen. Einige davon hat die Lufthansa-Tochter bereits umgesetzt. So hat sie in der vergangenen Dekade acht Milliarden Franken für die Modernisierung der Flotte aufgewendet. Aufgrund betrieblicher Effizienzmaßnahmen, konnten 80.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Insgesamt sank der Treibstoffverbrauch pro 100 Passagierkilometer im Jahr 2019 auf 3,22 Liter. Das sind rund 30 Prozent weniger als noch 2002. Damit will sich Swiss aber nicht begnügen. Sie möchte die Nettoemissionen bis 2030 gegenüber 2019 halbieren und 2050 klimaneutral fliegen.
Swiss hofft auf Nutzung nachhaltiger Treibstoffe
Schon 2030 sollen die Fahrzeuge am Boden CO2-neutral unterwegs sein. Viel verspricht sich Swiss vom Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF), vor allem für die Langstrecke. Heute verfügbares, aus Bioabfällen gewonnenes SAF verursacht 80 Prozent weniger CO2 als fossile Treibstoffe. Zudem produziert es weniger Rußpartikel. Auch wenn biogenes SAF vier- bis sechsmal teurer ist als herkömmliches Kerosin und synthetisch hergestelltes SAF zusätzlich zu Buche schlägt, hat Swiss eine klare Haltung. Heiniger: „Wir hoffen, dass die Beimischpflicht kommt.“ Heute ist ein SAF-Anteil von 50 Prozent zugelassen, bis 2030 könnte dieser Wert auf 100 Prozent steigen. Im Moment bezieht Swiss ihr SAF in Frankfurt und lässt es per Bahn in die Schweiz liefern. Heiniger hofft, dass es bald auf direktem Weg dorthin gelangt, denn: „In zolltechnischer und logistischer Hinsicht ist der Transport sehr aufwendig. Außerdem müssen die gesetzlichen Bedingungen für Erwerb und Transport mit dem EU-Recht vereinbar sein. Sonst hat kein SAF-Hersteller ein Interesse, die Schweiz zu beliefern.“
Airline sieht weiteren Optimierungsbedarf
Wie Peter Koch, Projektleiter Operational Efficiency, ausführte, gibt es weitere CO2-Ziele. Diese hat sich Swiss bis 2030 gesetzt. Dazu zählen die Ausstattung des Rumpfs und der Triebwerkgondeln aller zwölf Boeing 777- 300ER mit der den Haifischen nachempfundenen Außenhaut „AeroShark“. Des Weiteren das Rollen an den Start mit nur einem Triebwerk, ein so spät wie möglich eingeleiteter Sinkflug statt des stufenweisen Absinkens sowie eine Optimierung des Flugprofils. Dieses Jahr soll zudem eine App eingeführt werden. Sie erlaubt es den Cockpit-Crews, sich in anonymer Form mit Kollegen zu vergleichen, um herauszufinden, wie „grün“ man fliegt. „Der Treibstoffverbrauch soll aber nicht ausschließliches Kriterium sein, die Sicherheit bleibt wichtig“, betonte Koch. Und: Die Verwendung der App sei freiwillig.
Weiter strebt Swiss eine Optimierung der Ankunftsströme an. In Absprache mit Skyguide sollen künftig nicht nur die Morgen- und Abendwellen umweltfreundlicher gestaffelt werden, sondern auch Flüge, die zu anderen Zeiten in Zürich eintreffen. Potenzial sieht Swiss zudem in der Optimierung des europäischen Luftraums. Die Airline bedauert, dass ein „Single European Sky“ noch in weiter Ferne liegt, denn sie sei an einer besseren Zusammenarbeit von Skyguide mit der französischen oder italienischen Flugsicherung interessiert, da sie die entsprechenden Lufträume häufig nutze.